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Predigten zu Römer 1,17

"Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin geoffenbart aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: "Der Gerechte aber wird aus Glauben leben"."

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Bringt mir nicht das Evangelium Gottes Gnade? O ja, sie ist in Gottes Offenbarung der Anfang und das Ende. Die Gnade macht, dass es eine Offenbarung Gottes für uns gibt, und dass diese Offenbarung durch das Evangelium geschieht, das mir den Christus zeigt, und dass dieses Evangelium mich zum Glauben beruft. Gottes Gnade stellt die Gemeinschaft zwischen ihm und mir her und gibt mir meinen Anteil an Ihm. Wenn ich aber von Gottes Gnade spreche, so rede ich von Gottes Gabe. Der gnädige Gott ist der gebende Gott. Was gibt er mir? Paulus antwortet: Er schafft zwischen sich und dir Gerechtigkeit, Jetzt ist mir die Gnade in ihrer Größe, Wahrheit und Macht gezeigt. Sie stiftet zwischen Gott und mir Gemeinschaft. Sowie aber Gemeinschaft zwischen uns muss so geregelt sein, dass es der Wahrheit entspricht und jedem das Seine gibt. Meine Gemeinschaft mit Gott kann nur dann bestehen, wenn mir Gott als Gott in seiner reinen, von aller Bosheit getrennten Heiligkeit offenbar ist, und ich als Mensch vor ihm stehe, ganz ans Licht gebracht und von allem Schein entkleidet, ganz in die Wahrheit gestellt und ihr gehorsam gemacht, fähig und willig, Gott ganz zu geben, was sein ist. Dächte ich mir eine Gnade, die nicht Gerechtigkeit schüfe, so machte ich aus ihr eine parteiische Gunst, die sich vom göttlichen Gesetz löst und den Widerspruch gegen das Sündliche aufgibt. So mutete ich ihr auch das Böse zu und brächte sie mit dem zusammen, was Gott als sündlich verwirft. Mit dieser Verderbnis meines Gottesbildes hätte ich das Evangelium verworfen und mich von Jesus getrennt. Ich hätte mir damit aber auch verborgen, was mich in Gefahr bringt, wofür ich bei Gott Heil und Hilfe zu suchen habe. So machte ich den Versuch, meine Ungerechtigkeit zu behalten und sie auch in der Gemeinschaft mit Gott zu pflegen. An diesem Versuch würde ich verderben. Darum ist es die Vollendung der Gnade, dass Gottes Gerechtigkeit an mir offenbar wird. Damit tritt Gott heran zu mir, dem Ungerechten, macht das Krumme gerade, das Unreine rein und das Verwerfliche ihm wohlgefällig. Das ist das Meisterstück Gottes, der Triumph seiner Gnade; das ist mein Heil. Wie geschieht nun aber die Offenbarung der Gerechtigkeit Gottes? Paulus sagt mir: Dadurch geschieht sie, dass Gott aus dir den Glaubenden macht. Sie ist deshalb vorhanden, weil ich glaube, und dazu da, damit ich glaube. Nun erhält Gott, was Ihm gehört; Er ist der Schaffende, Er der Gebende, Er allein gerecht; und ich habe empfangen, was ich bedarf; ich bin der Ungerechte, dem verziehen ist; ich bin der, der nicht wirken kann; meine Werke gelten vor Gott nichts; ich bin der, der glauben darf, und gebe damit Gott, was Er von mir verlangt. Nun ist Gott verherrlicht und ich bin in das Leben versetzt. Darin ist Gottes Gerechtigkeit offenbar.

Wenn Du, Herr Gott, uns offenbar wirst, dann jubelt die Seele im Anblick deiner wunderbaren Gerechtigkeit. Eins ist Dein Wille in herrlicher Einheit; eins sind Deine Gnade und Deine Gerechtigkeit und Du einigst, was getrennt war, mich in meiner Schuld und Not und Dich, der Du im Licht wohnst. Was kann ich tun? Das, was Du mir sagst, glauben, danken, mich freuen in Dir. Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Gottes Gerechtigkeit wird geoffenbart aus Glauben in Glauben

Es ist wichtig, dass wir diese Worte verstehen, denn darin liegt der Schlüssel zu der ganzen Epistel. Zweierlei bezeichnet hier das Wort „Gerechtigkeit“: – einmal unsere Stellung Gott gegenüber, und dann unsere persönliche Erfahrung der Rechtfertigung. Dieses wird klar ausgedrückt in folgenden Sätzen: „Die Gerechtigkeit, in die wir in der zukünftigen Welt eingekleidet sein werden, ist eine vollkommene, uns innewohnende: hienieden ist sie schon vollkommen durch unsere Rechtfertigung, aber noch nicht innewohnend; durch unsere Heiligung wird sie innewohnend, aber nicht vollkommen.“ Somit wird sowohl die Rechtfertigung als die Heiligung gedeckt durch den Ausdruck; Gerechtigkeit; von ersterer handelt der Anfang dieser Epistel; und darauf beschränken wir uns auch hier.

Es ist ein Unterschied zwischen Vergebung und Rechtfertigung. Durch die Vergebung wird der Sünder wieder in das Vertrauen dessen aufgenommen, den er beleidigt hat, durch die Rechtfertigung dagegen wird er dem Gesetz gemäß als gerecht erklärt, und dadurch dem Vertrauen und der Achtung aller Menschen empfohlen.

Durch das vollendete Erlösungswerk Jesu empfangen wir die Rechtfertigung, die allen zuerkannt wird, die da glauben. Alles, was Jesus ist, wird uns zugerechnet, sofern wir in Ihm sind. Nicht nur Vergebung wird uns zu teil, – so groß und wunderbar auch diese Gnade ist. Sondern wir werden angesehen, als ob wir nie gesündigt hätten. Daher ist das Gesetz, anstatt gegen uns zu sein, wie wir es verdienten, auf unserer Seite – verteidigt und beschützt uns. Unsere Seligkeit beruht tatsächlich auf dem Gesetz. Wir dürfen uns darauf berufen. Dies alles, um Gottes unendlicher Gnade willen, der in der Person Jesu die Ansprüche des heiligen, aber von uns übertretenen Gesetzes vollkommen befriedigt hat.