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Predigten zu Römer 3,27

"Wo ist denn der Ruhm? Er ist ausgeschlossen worden. Durch was für ein Gesetz? Der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens."

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Mächtig ertönt der Ruhm in der Judenschaft: wir sind das heilige Volk und alle anderen Völker sind von Gott verworfen, und mächtig schallte es in Jerusalem: wir sind Gottes Stadt, Rom dagegen ist des Teufels Stadt, und hoch erhob sich jeder Fromme: Ich bin gerecht und nicht wie die anderen, die sündigen. Auch Paulus war, bevor er Jesus kannte, eifrig dabei, sich den denkbar größten Ruhm zu erwerben, einen größeren als den, den die anderen hatten. Nun aber jubelt er in dankbarer Freude: der Anlass zum Ruhm ist verschwunden, vertrieben und hinausgesperrt. Darin erkennt er die herrliche Wohltat Jesu. Warum ist der Ruhm in Wahrheit bitteres Elend? Er ist nicht wahr, sondern entsteht immer dadurch, dass wir uns hübsch färben. Er kann nicht ohne die Verheimlichung dessen entstehen, was an uns verwerflich ist. Darum ist der Ruhm auch immer ungerecht. Der Stolz rühmt sich und fällt damit in die Undankbarkeit und Gottlosigkeit hinab, die vergisst, dass uns das, womit wir uns rühmen, gegeben ward. Darum entsteht aus dem Rühmen immer mit lodernder Flamme der Streit. Jeder erniedrige den anderen, indem er sich erhöht, weil er nur glänzen kann, wenn die anderen verdunkelt sind. Nun aber ist all dieses Elend vergangen. Das Bedürfnis zu lügen ist von uns genommen. Wir erkennen Gottes Gnade und verleugnen seine Gabe nicht und sind miteinander in den Frieden gestellt. Ist es aber wirklich so?

Rühmt sich nicht auch die Christenheit, wenn sie sich mit den anderen Religionen vergleicht, und in der Christenheit jede Gruppe gegen die andere und jeder gegen die, die er für unfromm hält? Das kann uns aber nicht überraschen; denn Paulus hat deutlich gesagt, wie das Ende des Rühmens zustande komme, nicht durch das Gesetz der Werke, sondern durch das Gesetz des Glaubens. Wenn wir uns in der Christenheit wieder unter das Gesetz der Werke stellen, zum Beispiel so, dass wir aus unserem Glauben das verdienstvolle Werk machen, mit dem wir Gott versöhnen und verehren, dann ist sofort wieder das Rühmen wach und richtet mit seinen Lügen und Bosheiten aufs neue alles Unheil an. Es ist aber in Wirklichkeit beseitigt und verschwunden, wenn uns das Gesetz des Glaubens regiert und uns mit wirksamer Macht gezeigt hat, dass unsere Gerechtigkeit und unser Leben Gottes Werk und Jesu Gabe sind.

Dich, heiliger und herrlicher Gott, rühmen alle deine Kinder. Auch ich wecke meine Seele auf zu Deinem Lob. Damit ist mein eigener Ruhm begraben und dafür preise ich Dich in froher Dankbarkeit. Amen.