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Predigten zu Römer 6,10

"Denn was er gestorben ist, ist er ein für allemal der Sünde gestorben; was er aber lebt, lebt er Gott."

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Weder im Sterben noch im Leben hat Jesus an sich selbst gedacht. Als er sterben wollte, litt er nicht für sich. Der Sünde wegen wollte er leiden und sterben und diese sitzt in uns, nicht in ihm, und nachdem er lebendig geworden war, lebte er nicht für sich. Vom geplagten Lazarus hat Jesus gesagt: „Einst hat er gelitten, jetzt wird er getröstet.“ Das ist aber nicht die Überschrift zur Ostergeschichte. Sie ist nicht die Jesus gewährte Vergeltung für das, was Gott ihm Hartes aufgelegt hat. Nun lebt er für Gott. Gottesdienst war freilich auch das, dass er das Kreuz ergriff, auch das, dass er dürstet, auch das, dass er seine Verlassenheit von Gott als seine große Not empfand. Damals aber bestand sein Dienst darum, dass er sich zu uns herabbeugte, uns sich gleichstellte und das tat, was unsere Lage notwendig machte, und deshalb gab ihm damals unsere Sünde sein Ziel. Aber sein Name „Christus der HERR“ sprach noch von Größerem, nicht nur vom Dienst des Samariters, der den Sterbenden aus der Wüste in die Herberge trägt, sondern von der Offenbarung Gottes, von Gottes Gnadenmacht und Leben schaffender Herrlichkeit, vom Ziel der Schöpfung, die noch auf die Vollendung wartet, vom ewigen Gut, das nicht innerhalb der Zeit entsteht und uns nicht von der Natur dargereicht wird, zu dem wir durch Auferstehung gelangen. Darum, weil Jesus diese Sendung gegeben ist, lebt er und darum ist sein Leben in neuer Weise ein Gottesdienst. Jetzt lebt er für Gott. Am Gang Jesu, der ihn aus dem Tod für die Sünde in das Leben für Gott führte, erkennt Paulus den für uns alle gültigen Willen Gottes. Alles, was uns die Zukunft bringen wird, gründet er darauf, dass Jesus für uns die Vergebung mit seinem Blut erworben hat. Damit bin ich aber noch nicht an das Ziel gelangt, zu dem mich Gottes Gnade führt. Was soll daraus werden, dass Gott mich durch den, der für die Sünde starb, von meiner Schuld befreit und für meine Bosheit tot gemacht hat? Ein verbesserter Mensch, eine verklärte Seele, ein verewigtes Ich? Nein! Wer für die Sünde gestorben ist, der lebt für Gott. Das ist Gottes Ziel und Gabe; den für ihn lebendigen Menschen macht er aus dir. Das halte fest bei allem, was jetzt dein Leben füllt, und halte es auch fest, wenn du an das ewige Leben denkst. Denke nicht nur an die labenden Früchte und den erquickenden Schatten der Paradiesbäume. Die, die ewig leben, leben für Gott.

Du hast mir, Vater, die Erkenntnis des Bösen und des Guten gegeben. Verwerfliche Bosheit ist es, für mich selbst zu leben. Das zeigst Du mir am Kreuz Deines Sohnes, der sterbend die Last unserer Sünde trug. Und herrliche Gnade ist es, für Dich zu leben. Auch das zeigst Du mir an Deinem Sohn, der nun in Herrlichkeit für Dich lebt und an uns Deinen gnädigen Willen wirkt. Ich schaue anbetend auf das Wunder Deiner Hand, die den Tod und das Leben zusammengebunden und durch beides Dich verherrlicht hat. Amen.