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Predigten zu Römer 9,16

"Also liegt es nun nicht an dem Wollenden, noch an dem Laufenden, sondern an dem begnadigenden Gott."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen."

Christus hat die Welt umgekehrt, auch in Bezug auf unsere religiösen Begriffe. Glaubt ja doch die große Maße der Menschheit, dass wenn jemand sich's nur vornimmt, seine Seligkeit zu schaffen, das ist alles, was nötig ist. Viele unserer Prediger predigen eigentlich diesen weltlichen Grundsatz. Sie sagen den Leuten, dass sie den Willen zur Bekehrung in sich hervorrufen müssen. Nun, hört nur, wie das Evangelium diesen Satz umstösst. "Es liegt nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen." Ebenso will die Welt, dass alle selig werden sollen; aber wie wirft Christus das um! "Ich bitte für sie, und bitte nicht für die Welt." Er hat uns auserwählt aus der Welt. "Erwählt nach der Vorsehung des Vaters, in der Heiligung des Geistes und im Glauben der Wahrheit."Der Herr kennt die Seinen."Wie das allen Ansichten der Welt von der Religion zuwiderläuft! Die Religion der Welt ist: Tue dies und Du wirst leben. Christi Religion ist: Glaube dies und Du wirst leben. Wir meinen, dass wenn ein Mensch nur gerecht, ehrlich und mässig ist, er in's Himmelreich eingehen müsse; aber Christus sagt - So sollst Du allerdings sein; aber dennoch kann Dich dies nimmermehr reinwaschen."Die mit des Gesetzes Werken umgehen, die sind unter dem Fluch."Durch das Gesetzes Werk mag kein Fleisch vor ihm gerecht sein." Glaube und lebe! das heißt eben jedes menschliche System umkehren. Wirf Dich Christus in die Arme; vertraue auf ihn. Habe die guten Werke nachher; aber zu allererst glaube an den, der am Kreuz starb. Dies ist die Umkehr jeder Lehre des Menschen. Und daher kämpfen die Menschenkinder immer dagegen an, solange das menschliche Herz bleibt, was es ist. O, dass wir die Kraft des Evangeliums recht fühlten! Denn das würde der Tod aller Selbstgerechtigkeit sein und der Umsturz jedes hoffärtigen Blickes und jedes stolzen Gedankens.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Es geht dabei wie mit einem Vogel, der auf einem Baum sitzend vom Jäger angeschossen wurde. Er sucht zu entfliehen, aber er kann nicht mehr; er fängt an zu fallen, aber er wehrt sich dagegen; er flattert von einem Zweig zum andern, kommt aber immer weiter herunter; endlich fällt er kraftlos zu Boden, und der Jäger ergreift ihn. So sinkt zuletzt die Seele abgemattet nieder, weil sie von Jesus überwunden ist, und fällt, indem sie meint in einen Abgrund zu sinken, in die Hände ihres Freundes und Erbarmers. - Mit diesem Sprung in die freie Gnade ist der Glaube nach seinem innersten Kern vollendet. Denn sobald ein Mensch keine eigene Gerechtigkeit mehr aufweist, sobald er nichts mehr durch das Recht will, so ist er dem Gesetz gestorben, und die Gerechtigkeit Christi wird ihm zuteil. Kaum läßt man die eigne Gerechtigkeit fahren, so kann er der Seele sein Heil offenbaren.

Dies erfährt man auch in der Wahrheit. Von nun an steht einem solchen armen Sünder das Meer der Erbarmungen Gottes offen; er kann sich hineinglauben in alle Verdienste Christi; er kommt von Glauben in Glauben; er ist ein Kind Gottes, geboren für den Tag der Ewigkeit, ein Mensch Gottes, dem seine Beilage nicht mehr genommen wird, wenn er sie nicht selbst wieder vergeudet und verschleudert. Nun kann er Christum bekennen und schämt sich seiner nicht mehr, auch wenn er ein Königischer wäre; er spricht: Es wisse, wer es wissen kann: Ich bin des Heilands Untertan! Er geht willig mit dem Freund seiner Seele hinaus vor das Tor und trägt seine Schmach. Nun kann er die Sünde überwinden durch die Kraft des Lammes Gottes; nun kann er die Drangsale dieses Lebens überwinden, denn der uns den Sohn gegeben hat, sollte der uns mit dem Sohn nicht alles schenken?

Nicht daß ein Tag wäre wie der andere; es kommen auch noch Anfechtungen, Übungen, Proben des Glaubens. Es gibt auch noch manches zu lernen, wenn man schon ein Kind Gottes ist. Der Glaube muß unter der Übung immer lauterer, und das Herz immer mehr dahin gebracht werden, daß es auf Barmherzigkeit hofft, und auf nichts als auf Barmherzigkeit, daß es im Leben und Sterben, in Zeit und in der Ewigkeit, von Tag zu Tag nichts mehr will als Gnade, daß das Erbarmen, das freie Erbarmen Gottes sein einziges Element wird, darin es sich bewegt. Aber wenn nur einmal der Grund gelegt ist, das Übrige führt der Heiland auch aus. Lassen wir nur ihn machen! »Ich bin« - sagt der Apostel - »darin guter Zuversicht, daß der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird's auch vollenden bis an den Tag Jesu Christi.« Jener Tag wird es erst ganz offenbaren, daß er der Vollender des Glaubens ist. Er helfe uns dazu, daß er es dann auch an uns offenbare! Amen. Ja, Vater, ja du bist bereit, ja durch und um des Sohnes willen, den du gezeugt von Ewigkeit, uns mit dir selber zu erfüllen, auf daß wir nichts, er aber allerlei, ja alles gar in allen Dingen sei.