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Predigten zu Sprüche 23,26

"Gib mir, mein Sohn, dein Herz, und laß deine Augen Gefallen haben an meinen Wegen!"

Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Gib mir, mein Sohn, dein Herz und lass deinen Augen meine Wege wohlgefallen."

Das mag einst am Tage der ersten großen Entscheidung so gegolten haben, als das geschah, was man wohl Bekehrung nennt. Es ist eine Hingabe der Persönlichkeit, die irgendwie zu einem Abschluss, zu einem bewussten Handeln geführt hat. Aber es gilt in anderem Sinne doch auch noch oft nachher wieder, dass wir mit dem Herzen uns an unseres Gottes Willen in einzelnen kleineren Entscheidungsstunden hingeben müssen. Besonders aber ist seine zweite Mahnung uns schon manchesmal recht sauer gefallen. Dass wir nicht murrten oder Widerstand leisteten, wenn seine Wege uns sehr merkwürdig oder schwierig erschienen. Wie oft hätten wir einen anderen Weg lieber gehabt. Er möchte uns aber nicht widerwillig auf seinen Wegen führen. Er liebt auch die Freiheit und möchte allen Zwang aus der Führung seiner Kinder verbannen. Darum ist es ihm ein Anliegen, dass er uns seine Wege zeigt und bittet: "Gib dich mir mit deinem ganzen Herzen und willigem Vertrauen in meine Leitung hin! Ich will's wohlmachen." Gelang uns das ganz ohne Hintergedanken, dann wird uns solch ein Weg leicht - denn was man gern tut, fällt einem nicht schwer.

Wo deine Liebe, Herr Jesus, und deine Weisheit mich führt, da wird's sicher für mich am besten sein. Mach mir nur beizeiten deinen Willen klar, dass ich freudig meinen Willen opfern lerne und gern auf deinen Wegen gehe. Amen.


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Gib Mir, Mein Sohn, dein Herz und lass deinen Augen Meine Wege wohlgefallen."

Die ewige Weisheit, Gottes Sohn, spricht hier zu mir. Meist kommt der Geringere zum Grösseren und bittet: Gib mir! Das habe ich auch oft getan, und Du, Herr, hast gegeben, mehr als ich's nur weiss. Aber heute sagt mir dein Wort: "Gib du mir!" - Was kann ich Dir denn geben, gnadenreicher Herr? bist Du ja doch so unermesslich reich und ist doch alles, was ich habe, Dein Geschenk und gehört von rechtswegen Dir.

"Ja, wohl gehörst du mir und dennoch will ich dich nicht aus Zwang haben, sondern aus freiem, freudigen Entschluss. Ich will dein Herz, deinen Willen, deinen Gehorsam. Meine Wege sollen deinen Augen wohlgefallen, und du sollst auf ihnen wandeln." Ach, Herr, was soll Dir mein Herz? Es ist sündig und befleckt. Was soll Dir mein Wille? Er ist böse und verkehrt von Jugend auf. Was soll meine Liebe und mein Gehorsam? Ich schäme mich, weil ich sehe, wie nichtswürdig alles ist, was ich Dir zu bringen habe.

"Gib mir, mein Kind, dein Herz; ich will es reinigen. Gib deinen Willen mir; ich will ihn lenken. Hab ich dein Herz, dann hast du alles."

Hier ist mein Herz! O nimm es gnädig an Ob ihm gleich viel gebricht; Ich geb es Dir so gut ich's geben kann! Verschmäh die Gabe nicht!


Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Was will der HErr? Dein Herz! So da und dort ein wenig in der Ordnung sein und ehrbar und tugendstolz dahergehen, das ist's noch nicht, womit man's dem lieben Gott abgewinnen kann. Das Herz will Er haben, dich selbst, dein eigentlichstes Ich. Dein Lieben und Wohlgefallen soll auf Ihm, deinem HErrn und Gott, allein ruhen; und du sollst dich auf nichts anderes sonst mit Wonne und seliger Freude werfen - wenn nicht Gott selbst ganz dabei ist. In all deinem Tun soll deine Liebe zu Gott erkennbar sein. Dein ganzes Wesen, im kleinen und großen, im Geistlichen und Weltlichen, alles miteinander, soll sich bei dir so stellen, daß man dir's abfühlt, du habest deinen Gott und Erbarmer lieb, Er habe dein Herz.

Sonst mag es wohl auch Leute geben, die sich einen Tugendschein oder eine fromme Art zu geben wissen, ohne ganz beim lieben Gott zu sein. Aber daß es so nicht ganz lauter ist, kann man schon daran sehen, daß ihre ganze Art nur gar zu leicht etwas Steifes und Gesetzliches, auch Hartes und Herbes, ja selbst etwas Unangenehmes der Erscheinung nach bekommt. Man sieht es aber noch mehr an dem, daß solche Menschen leicht aus ihrer Rolle fallen, wenn's ihnen zu schwer werden oder wider die Neigung und Natur gehen will.

Das alles wird bei dem, der bei seinem besseren Streben das Herz wirklich bei Gott hat, ganz anders. Er fühlt sich beseligt durch die Gnadenbezeigung, die Gott einem Ihn suchenden Herzen zukommen zu lassen weiß. So geht ihm alles leichter, und so bekommt bei ihm alles eine freundliche und liebreiche Art, weil er sich freier fühlt und nicht so steif in gesetzlichen Schranken eingeengt ist. Er kann heiter und munter sein, kann ab- und zugeben, wie es eine freiere Bewegung nach dem Geist erfordert. Und er findet nicht, daß immer alles bis aufs letzte Tüpfelchen gleich sein müsse. Ein solcher fällt dann auch nicht so leicht aus seiner Rolle. Denn Liebe zu Gott, dem er angehören will, läßt ihn seine Haltung nicht verlieren. Sein Herz schlägt stets für das, was Gott lieb und wert ist, und kränkt sich bei allem, was wider Gott versehen worden ist. Wie glücklich ist doch der und wie sichergestellt, der sein Herz Gott gegeben hat!

Im Neuen Bunde ist`s uns gar leicht gemacht, das Herz hinzugeben, weil da alles darauf abgesehen ist, durch den Blick auf Christus, den Sohn Gottes und unsern Bruder - der uns lauter Herz entgegenträgt, uns auch wieder das Herz abzugewinnen.

Gott sagt also: „Gib Mir, Mein Sohn, dein Herz, und laß dir Meine Wege wohlgefallen!“ Ist das Herz nicht Gottes, so stutzt man leicht über Wege, die Er gehen heißt und die Er selber geht; man stutzt selbst an dem, wie Er selig machen will. Man kann mürrisch, ungehalten und verdrießlich werden, wenn's übel geht, auch zweifelnd, mißtrauisch und ungläubig, wenn man die Sachen nur natürlich und nicht geistlich ansieht. Was aber wird man Gutes von einem solchen Benehmen haben? Ein kindliches Gemüt dagegen hat Wohlgefallen an allen Wegen Gottes, nimmt Seine Wege demütig und dankbar an, läßt sich von Gott und Seinem Wort leiten und führen und weiß sich bald in das, was Er fügt, zu schicken, weil es kein apartes (gesondertes, eigenwilliges) Gelüste hat. Es sucht nur in der Gemeinschaft mit dem HErrn sein Heil und seinen Frieden - auch wenn's durch Verleugnungen, durch Dornen und Hecken, durch Kreuz und Not geht. So aber will's der HErr zu unserm Wohl und Heil.

Möchten wir es lernen, alle Tage neu Ihm und Seiner Liebe unser Herz zu schenken, damit Seine Wege, wenn sie rauh sind, uns nicht so fremd und unliebsam erscheinen!


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Gib mir, mein Sohn. dein Herz.

Wie steht dein Herz zu Gott? Wie steht es überhaupt zu göttlichen Dingen? Das ist die erste Bußfrage: Wer ist dein Gott? Sage nicht der Dreieinige; denn sonst könnte dein Leben nicht so klein, deine Gedanken nicht so enge und dein Planen und Sinnen nicht so ärmlich sein. Was dein Herz erfüllt, das ist dein Gott, und wovon du wünscht, dass es dir bleibe, das ist dein Heiland. Und was erfüllt unser Herz? Ehrsucht, Bitterkeit, Ruhmbegierde, Neid, Streit, kleinliche Sorgen, tägliche Wiederholung und Betonung unseres eigenen Ichs, obwohl wir uns kaum ertragen können. – Ich fürchte, wenn der Herr die Hülle wegreißt, wird ein großer Mangel sich erweisen. Man wird alt und gewöhnt sich an sich selbst, man nimmt die Jahre und Tage wie sie kommen und tauscht unter sich nicht aus, was der Tag lehrt und spricht, sondern was an seiner Oberfläche war. Wo ist nun dein Gott?