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Buch-Rezension: Das Buch - Neues Testament

Das Buch - Neues Testament

Autor:

Roland Werner, der seit 20 Jahren im Bereich der Bibelübersetzung im Sudan tätig ist, legt eine Neuübersetzung des Neuen Testaments vor. Sie trägt den marketingfreundlichen Titel „Das Buch“, unter dem man eigentlich eine ganze Bibel (die Bibel = das Buch) erwartet hätte. Aber vielleicht ist das ja noch in der Planung. Wenn man „Das Buch“ aufschlägt, fallen einem zuerst die großen Kapitelangaben auf (z.B. 005, in der Kopfzeile manchmal Markus 001/002), was irgendwie an das Computerzeitalter erinnert. Der Text ist nicht in Verse aufgeteilt, sondern die jeweiligen Absätze enthalten die Versangaben am Rand (z.B. 2,5-8). Alttestamentliche Zitate werden kursiv, aber ohne Stellenangabe wiedergegeben

Die Übersetzung ist bewusst in einer gehobenen Sprache verfasst, was sie allerdings nicht leicht leserlich macht. Der Rezensent musste beim Lesen manchmal aufpassen, dass er wirklich den Sinn des Satzes erfasste. Das erschien ihm etwas verwunderlich, weil die Übersetzung ja nicht formtreu ist, sondern eher zu den kommunikativen gerechnet werden muss.

Jedem neutestamentlichen Buch hat der Übersetzer eine kurze Einleitung vorangestellt, die mehr auf den Inhalt des Buches zielt als auf die üblichen Einleitungsfragen. Sie ist außerdem in einer poetischen Sprache verfasst, was dem Rezensenten nicht so recht einleuchten will. Es bedeutet für ihn: Man muss relativ viel Text lesen, um wenig Information zu bekommen. Über die Entstehung der einzelnen Schriften erfährt der Leser gar nichts. Der Vorteil ist allerdings, dass der Leser über die Entstehungsfragen nicht verunsichert wird, wie das bei manchen kritischen Übersetzungen der Fall ist.

Es fällt weiterhin auf, dass auf jegliche Fußnote verzichtet wurde. Der Übersetzer bemüht sich also, alle notwendigen Informationen schon in den Text einzufügen.

Natürlich wird man bei jeder Übersetzung, vor allem bei einer, die über Formtreue hinausgeht, versuchen, bestimmte Überzeugungen des Übersetzers wiederzufinden, z.B. bei der Frauenfrage. So handelt es sich in 1Kor 14,34f keineswegs um ein „Dazwischenreden“ der Frauen. Das ist weder sprachlich noch vom Kontext noch von der Zeitgeschichte, sondern höchstens vom Zeitgeist her zu rechtfertigen. Und 1Tim 2,11: „Eine Frau lerne in der Stille mit aller Unterordnung“ (Lutherbibel), liest sich bei Werner so: „Eine Frau soll in aller Ruhe lernen können und sich dabei in das Ganze einfügen.“ Das erscheint dem Rezensenten fragwürdig.

Positiv ist die synonyme Verwendung des Begriffs Taufe mit Untertauchen. Auch die Wiedergabe des Begriffs „Geist“ oder „Heiliger Geist“ als Gottesgeist ist durchaus ansprechend. Auch im Vaterunser wurde m.E. der Sinn von „Führe uns nicht in Versuchung“ gut getroffen: „Und lass uns nicht in Lebenslagen geraten, in denen Prüfungen überhandnehmen.“

Insgesamt eine Arbeit, die zum ersten Kennenlernen des Neuen Testaments durchaus geeignet ist, und einen eigenen Leserkreis finden wird.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Karl-Heinz Vanheiden
 Kategorie: Bibeln, Studienbibel, Bibelstudium

  Verlag: SCM R. Brockhaus
  Jahr: 2010
  ISBN: 978-3-417-26106-6
  Seiten: 644
 €    Preis: 12,95 Euro

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