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Buch-Rezension: Das Israel-Projekt - Warum Israel für deinen persönlichen Glauben relevant ist (Israel neu entdecken)

Das Israel-Projekt

Autor:

Gottes Heilsgeschichte in der Weltgeschichte mit dem Schwerpunkt Israel – so oder so ähnlich lässt sich Das Israel Projekt von T. Krämer im Kern zusammenfassen. Dabei erkennt der Autor das Grundproblem vieler Gläubigen heutzutage in Bezug auf Israel, wenn er schreibt: „Viele haben nicht vor Augen, was es heißt, dass die Wurzeln ihres Glaubens im Judentum bzw. im alten Israel liegen und bis zu Abraham zurückreichen.“ (S.96). Diesem Grundproblem möchte Krämer Abhilfe schaffen, indem er in fünf Kapiteln von den Anfängen Israels (Kapitel 1), über die Ankunft des Messias (Kapitel 2) bis in die Zukunft Israels (Kapitel 5) Gottes Heilsgeschichte mit seinem Volk Israel beschreibt. Dies erreicht der Autor, indem er „gezielt Knotenpunkte ansteuert“ (S.10), so dass der Leser einen guten Überblick über Gottes Geschichte mit seinem Volk Israel erfährt, ohne sich dabei zu sehr in einzelne Details zu verlieren.

Die moderne Sprache des Autors, die Aufmachung des Buches mit Farben, wichtigen „Merkkästchen“, Graphiken und Zeilen für die persönliche Selbstreflexion tragen dazu bei, dass das Buch gut zu lesen ist (auch für jüngere Leser geeignet) und über das Gelesene besser nachgedacht werden kann. Hervorzuheben ist das Kapitel 4 „Katastrophen“, in welchem T. Krämer die Entwicklung des Judentums außerhalb des Landes Israels aufzeigt (also ab 70 n.Chr.) und damit einhergehend das Aufkommen verschiedener Glaubensrichtungen innerhalb des Judentums bis in die heutige Zeit aufzeigt. In diesem Kapitel geht der Autor auch auf das Thema des „Antisemitismus“ ein und stellt klar, dass Judenfeindschaft sich eben nicht nur gegen Juden richtet, sondern in erster Linie gegen Gott (S.143). Auch die Rolle der sog. Ersatztheologie im Zusammenhang mit Antisemitismus beschreibt der Autor anhand der Geschichte der Juden vom Mittelalter bis zum Holocaust (S.145-152). Dieses Kapitel endet mit einem Aufruf an uns Gläubige, die Juden genauso zu lieben wie alle anderen Menschen nach der sog. „goldenen Regel“ (Mt7,12).

Auch wenn dieses Buch gewinnbringend gelesen werden kann, sind einige theologische Aussagen nicht überzeugend: So ist die Beschneidung nicht das Zeichen des Bundes vom Sinai (S.34), sondern das Zeichen des abrahamitischen Bundes (Gen 17,11). Der Sabbat war ein Bundeszeichen für den mosaischen Bund (Ex 31,13 ff.). Auch die Thematisierung der Gottheit Jesu kann falsch verstanden werden (S.75) bzw. muss korrigiert werden, wenn der Autor darauf abstellt, dass die Bezeichnung „Sohn Gottes“ nicht meine, dass Jesus Gott sei, sondern eine enge Verbindung zu Gott ausdrücke. Denn gerade die Juden suchten Jesus zu töten, weil er sich als „Sohn Gottes“ bezeichnete (Joh 5,18). Auch die positive Erwähnung der Neuen Paulus Perspektive muss kritisch hinterfragt werden. Für den Autor ist es falsch, zu behaupten, dass wir als Gläubige generell von der Thora befreit sind (S.84). Seiner Ansicht nach gelten auch die Gebote der Thora für die Heidenchristen weiterhin – alle Gebote, welche einen ethisch-moralischen Charakter haben (S.89). Doch eine solche Trennung kennt das Wort Gottes nicht (Jak 2,10-11). Durch den neuen Bund in Christus stehen wir nicht mehr unter dem Gesetz vom Sinai (Gal 3,24f.; Heb 8,13ff.).

 Die Rezension/Kritik stammt von: Roland Neudecker
 Kategorie: Geschichte, Kirchengeschichte

  Verlag: SCM Hänssler
  Jahr: 2023
  ISBN: 978-3-7751-6184-8
  Seiten: 208
 €    Preis: 18,00 Euro