Buch-Rezension: Dispensationalismus - Gottes Heilszeitplan verstehen

Dispensationalismus

Autor:

Die Lehre von den Heilszeiten oder Haushaltungen (Dispensationalismus) hat auf den deutschsprachigen evangelikalen Raum viele Jahre lang bedeutsamen Einfluss gehabt. In der letzten Zeit wird diese Theorie jedoch vermehrt angegriffen, teils mit berechtigten Anfragen, teils aber auch in unfairer und herablassender Argumentationsweise.

Jedem, der die Lehre von den Haushaltungen verstehen möchte, sei dieses Werk empfohlen. Der in 2016 heimgegangene Autor greift viele dieser Anfragen auf und stellt den klassischen Dispensationalismus sachlich und wissenschaftlich fundiert vor. Hierbei definiert er diese Lehre (S. 29ff.), beleuchtet die geschichtliche Entwicklung (S. 82ff.) und die Hermeneutik des Dispensationalismus (S. 108ff.), um sich dann mit den wichtigen Streitpunkten „Errettung“ (S. 147ff.), „Gemeinde“ (175ff.) und „Eschatologie“ (S. 210ff.) zu befassen. Schließlich grenzt er sich von der Bundestheologie (S. 266ff.), dem progressiven Dispensationalismus (S. 234ff.) und dem Ultradispensationalismus ab (S. 285ff.).

Das Buch ist ansprechend gestaltet und trotz der starken theologischen Ausrichtung im Detail für Laien leicht zu lesen. Positiv hat der Rezensent wahrgenommen, dass der Dispensationalismus atl. Prophetien nicht einfach geistlich (um)deutet oder relativiert, sondern das Anliegen verfolgt, diese Bibelstellen in ihrem wortwörtlichen Ursprungssinn auszulegen. Auch die guten Antworten auf den immer wiederkehrenden Vorwurf, der Dispensationalismus vertrete zwei Heilswege, haben überzeugt.

Der Leser sei allerdings darauf hingewiesen, dass die drei von Ryrie definierten unabdingbaren Voraussetzungen des Dispensationalismus (S. 54) nicht von allen Vertretern dieser Lehre geteilt werden. John S. Feinberg und Michael J. Vlach haben beispielsweise in ihren Werken andere Kriterien vorgestellt.

In der Hoffnung, dass jeder Leser dieses Werk an der Schrift prüfen und nicht einfach einem theologischen System blindlings vertrauen möge, wird dem empfehlenswerten Buch weite Verbreitung gewünscht.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Thimo Schnittjer
 Kategorie: Biblische Lehre

  Verlag: CLV Christliche Literatur-Verbreitung
  Jahr: 2016
  ISBN: 978-3-86699-348-8
  Seiten: 336
 €    Preis: 14,90 Euro
Buch-Rezension: Dispensationalismus - Fakten und Mythen

Dispensationalismus

Autor:

Michael Vlach, Dozent am Master’s Seminary in Kalifornien, gehört zu den wichtigsten aktuellen Vertretern des Dispensationalismus (im deutschsprachigen Raum als Lehre von den Heilszeiten/Haushaltungen bekannt). Der Autor gibt einen Überblick über die Geschichte des Dispensationalismus, beschreibt die wesentlichen Elemente dieser Theorie und entkräftet falsche Behauptungen (von ihm als Mythen bezeichnet). Die wichtige Frage, inwieweit alttestamentliche Prinzipien auf das Neue Testament bezogen werden können, behandelt Vlach in dem gesonderten Kapitel „Kontinuität und Diskontinuität im Dispensationalismus“. Außerdem stellt er die Hauptunterschiede zwischen dem Dispensationalismus und der Bundestheologie gegenüber, bevor er auf Einzelfragen eingeht. Im Anhang stellt der Autor neben Begriffserklärungen wichtige theologische Werke vor, die zur weiteren Recherche dienen sollen.

Insgesamt ist das Buch sehr hilfreich, um den Dispensationalismus in seiner aktuellen Ausprägung zu verstehen. Vlach gelingt es, die Grundzüge dieser Theorie begründet vorzustellen und in sachlicher Weise die Argumente der Kritiker zu entkräften. Für bedeutsam hält der Rezensent beispielsweise die wichtige Schlussfolgerung, dass das NT keinesfalls atl. Texte entgegen der ursprünglichen Absicht atl. Verfasser reinterpretiert oder transzendiert (S. 46ff.). Auch die Ausführungen zum Samen Abrahams (S. 77ff.) und zum Israel Gottes (S. 54ff.) überzeugen. Bei der letztgenannten Fragestellung fällt positiv auf, dass Vlach die typologischen Zusammenhänge zwischen Jesus und dem nationalen Israel anerkennt (S. 59ff.). Die Ereignisse in Mt 2 im Leben Jesu entsprechen den Ereignissen in der Geschichte Israels. Jesus ist somit der vollendete Israelit und der wahre Knecht Gottes.

Problematisch ist allenfalls, dass Vlach den Dispensationalismus gedanklich ausgehend von der progressiven Variante vorstellt. Hierbei verneint er zwar zutreffend einzelne Ansichten (z.B. die Ansicht, die davidische Herrschaft Christi beginne bereits im Gemeindezeitalter) und positioniert sich zwischen dem revidierten und progressiven Dispensationalismus. Er unterlässt es aber, aktuellere Werke beispielsweise von klassischen Dispensationalisten zu benennen. Ihre Ansichten ordnet er der Vergangenheit zu (vgl. S. 24ff.). Auch beim revidierten Dispensationalismus lässt er lediglich Charles Ryrie als Vertreter sprechen, den er bei den Literaturempfehlungen schon nicht mehr aufführt. Es mag der Kürze des Buches geschuldet sein, dass er auch auf den (u.a. von Charles Ryrie, Robert Thomas, Manfred Kober vorgebrachten) wichtigen Vorwurf gegenüber dem progressiven Dispensationalismus einer ergänzenden Hermeneutik, wonach das NT gegenüber dem AT Veränderung mit sich bringe, nicht näher eingeht.

Dennoch schmälern diese Punkte nicht das ansonsten lesenswerte Werk, dass trotz vorbildlichem Tiefgang in verständlicher Sprache vorgelegt wurde. Es bleibt zu wünschen, dass weitere Werke des Autors in deutscher Sprache aufgelegt werden (z.B. He will reign forever oder Premillennialism).

 Die Rezension/Kritik stammt von: Thimo Schnittjer
 Kategorie: Biblische Lehre

  Verlag: EBTC Europäisches Bibel Trainings Centrum
  Jahr: 2020
  ISBN: 978-3-947196-97-5
  Seiten: 204
 €    Preis: 7,90 Euro

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