Buch-Rezension: Geschichte der biblischen Welt - Die südliche Levante vom Beginn der Besiedlung bis zur römischen Zeit

Geschichte der biblischen Welt

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Mit der dreibändigen Geschichte der biblischen Welt legt Dieter Vieweger eine ausführliche geschichtliche Darstellung der Levante (Israel, Jordanien, Südsyrien) in der Zeit von den Anfängen der archäologischen Funde bis in die römische Zeit vor. Auf über 1200 Seiten stellt er zu jedem Zeitabschnitt kompakte Texte auf reich bebilderten Seiten zusammen. Nach einer kurzen Einführung widmet sich der erste Band schwerpunktmäßig der Bronzezeit, die der Autor auf 3600-1200 v. Chr. ansetzt, der zweite Band der Eisenzeit von 1200 bis 520 v. Chr. und der dritte Band der persischen und römischen Zeit von 539 v. Chr. bis 200 n.Chr. Diese umfassende und jeweils auf die Ereignisse der Levante konzentrierte Darstellung ist zweifellos beeindruckend und vermittelt durch die farbigen Abbildungen von Landkarten oder archäologischen Funden einen guten Eindruck der jeweiligen Zeit. Die Inhalte sind alle auf dem Stand der aktuellen universitären Forschung und durch ein ausführliches Literaturverzeichnis und viele Fußnoten belegt.

Damit ist jedoch zugleich der größte Kritikpunkt angesprochen: Das Buch gibt die Sichtweise wieder, die aktuell in der liberalen Theologie vorherrscht und den biblischen Texten kein großes Zutrauen entgegenbringt. Nach Vieweger schreiben in „den biblischen Texten … Menschen, die diese Geschichte erlebt und … in ihrer Weise verstanden, interpretiert oder gar bewusst umgedeutet haben“ (Bd. 1, S. 9). Dementsprechend datiert Vieweger die alttestamentlichen Texte allesamt in die Zeit vom 8.-4. Jh. v. Chr. und misst ihnen kaum historischen Wert zu. Vieweger datiert die ersten menschlichen Funde auf ein Alter von 3-2,5 Mio Jahren (Bd. 1, S. 78), die Entstehung Israels auf das späte 13. Jh. v. Chr. (Bd. 2, S. 54) und will auch von Salomo keine historischen Belege sehen (Bd. 2, 209). Je mehr sich die Betrachtung persischer, griechischer und römischer Zeit nähert, desto brauchbarer werden die Inhalte. Sucht man nach einem bestimmten Zeitabschnitt, wird auch die Stärke der kompakten Darstellung wiederum zur Schwäche: Die Informationen zu einzelnen Zeitabschnitten reichen in der Ausführlichkeit kaum über ein Bibellexikon hinaus.

Aus bibeltreuer Sicht besteht der Wert des dreibändigen Werkes vor allem in den zahlreichen Abbildungen und einigen archäologischen Aspekten, die in einem Bibellexikon fehlen. Wer sich gezielt damit auseinandersetzen möchte, wie die biblischen Ereignisse in der liberalen Forschung eingeordnet werden, findet hier eine exemplarische Darstellung der vorherrschenden Meinung. Zum Bibelstudium oder einem besseren Verständnis von historischen Hintergründen ist das Werk aber nur für die späteren Zeitepochen von Wert und auch dort nur beschränkt.

Im Erscheinungsbild wirkt das Drucklayout, als wäre es mit einfachen Office- Anwendungen zusammengestellt. Zusammen mit dem stark gebleichten Papier und fehlenden Hochglanzseiten fällt das Erscheinungsbild der Buchseiten gegenüber der professionellen Cover-Gestaltung und der Auslieferung der Ausgabe im Schuber deutlich ab.

Fazit: Die kompakte Zusammenschau einer Geschichte der Levante entspricht inhaltlich dem Mainstream der liberalen Forschung und ist für das Bibelstudium nur von sehr begrenztem Wert.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Benjamin Lange
 Kategorie: Geschichte, Kirchengeschichte

  Verlag: Gütersloher Verlagshaus
  Jahr: 2019
  ISBN: 978-3-579-01479-1
  Seiten: 1240
 €    Preis: 98,00 Euro

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