Buch-Rezension: Geschichte der Diakonie in Quellen - Vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart

Geschichte der Diakonie in Quellen

Autor:

Die beiden Theologieprofessoren Maaser und Schäfer geben mit diesem Band einen besonderen Einblick in die Geschichte der Diakonie heraus, der 105 sehr unterschiedliche Quellen aus den Jahren 1770 bis 2015 umfasst. Neben evangelischen Quellentexten werden auch zentrale katholische und ökumenische Texte in die Auswahl aufgenommen. Diese Zeugnisse geben einen spannenden Einblick in die besonderen diakonischen Herausforderungen der jeweiligen Zeit. In einem Kapitel liest man einen Bericht über verschiedene Glaubenserfahrungen und im nächsten Kapitel eine Auflistung verschiedener Paragraphen. Auf der anderen Seite findet sich eine Enzyklika eines Papstes und dann wieder Entschließungen einer Synode.

An Vielfältigkeit ist die Auswahl der Quellen kaum zu übertreffen, was es auch schwermacht, das Buch hintereinander weg durchzulesen. Vielmehr ist es ein wichtiges Nachschlagewerk zur Geschichte der Diakonie und bietet sich besonders allen an, die eine bestimmte Epoche diesbezüglich untersuchen wollen. In diesem Band werden Quellen verwendet, die im Internet nicht verfügbar sind. Des Weiteren wurden sie – den Herausgebern sei Dank – soweit wie möglich in der Originalfassung belassen. Fraglich ist trotzdem, ob Aussagen wie: „Einen tiefen Einschnitt gab der 31. August 1961, an dem über Nacht die Staatsgrenze in Berlin errichtet wurde ...“ (S.497) so im Original stehen?

Der Umfang der Quellentexte ab 1997 bis zum Ende des Buches besteht zum überwiegenden Teil aus Quellen des Caritasverbandes, sodass man sich schnell fragen kann, wo ist die evangelische Diakonie geblieben?

Das Buch ist eine wertvolle Sammlung verschiedenster Zeugnisse der diakonischen Arbeit aus fast 250 Jahren. Für alle, die sich für kirchengeschichtliche Entwicklungen dieser Jahre oder den Werdegang der modernen Diakonie interessieren, stellt es ein nützliches Handwerkszeug dar. Es wird auch erkennbar, aus welch einfachen Anfängen sich die Diakonie bis heute zu einem großen Unternehmen entwickelte. Besonders interessant ist auch das Verhältnis von Evangelischer Kirche und Diakonie. Das Werk ist ein wichtiger Beitrag über die Geschichte des kirchlichen Unternehmens der Diakonie und dessen ständigen Ringens um den diakonischen Auftrag.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Matthias Mack
 Kategorie: Geschichte, Kirchengeschichte

  Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG
  Jahr: 2016
  ISBN: 978-3-7887-3001-7
  Seiten: 647
 €    Preis: 39,90 Euro
Buch-Rezension: Geschichte der Diakonie in Quellen - Von den biblischen Ursprüngen bis zum 18. Jahrhundert

Geschichte der Diakonie in Quellen

Autor:

Nach dem bereits 2016 erschienen Band mit Quellen der Diakoniegeschichte aus dem 19. und 20. Jahrhundert legen die Herausgeber jetzt eine lesenswerte Sammlung mit 188 entsprechenden Texten früherer Jahrhunderte vor. Beide beschäftigen sich schon längere Zeit mit der Erforschung der Diakonie. Gerhard K. Schäfer war Professor für Gemeindepädagogik und Diakoniewissenschaft an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum. Wolfgang Maaser ist Dozent für Ethik an derselben Hochschule.

Nach einer Einleitung, in der die behandelten Epochen und Quellen kurz vorgestellt werden (2-14), finden sich acht Abschnitte aus dem Alten Testament, die sich mit dem Schutz von sozial Benachteiligten beschäftigen (17-33). Nach drei apokryphen und frühjüdischen Texten (34-41) werden einige relevante Aussagen des Neuen Testaments zur Diakonie präsentiert (42-71). In weiteren Abschnitten finden sich repräsentativ ausgewählte Quellen aus der Zeit der Alten Kirche (75-250) und dem Mittelalter (243-468). Dabei kommen Kirchenväter, Theologen, Mönche, Missionare und gelegentlich auch staatliche Instanzen zu Wort. Wie bei einer protestantischen Quellensammlung nicht anders zu erwarten, stammen überproportional viele Texte aus der Zeit der Reformation (471-670) und dem 17./18. Jahrhundert (673-844). Abgeschlossen wird der Band mit einem relativ detaillierten Bibelstellenregister (845-854).

Jede Quelle wird mit teilweise ausführlichen und gut verständlichen Erläuterungen zum Verfasser und zur Entstehungsgeschichte des Textes eingeleitet. Sprache und Form der Quellen entsprechen aktuellen wissenschaftlichen Anforderungen. Erfreulicherweise finden sich in dem Sammelband auch Quellen kleiner Bewegungen am Rande der großen Kirchengeschichte, wie beispielsweise den Waldensern und den Täufern. Relativ ausführlich kommen mit acht Quellentexten auch die Vertreter des Pietismus zu Wort. Nur sehr wenige katholische Autoren finden sich in dem Kapitel der nachreformatorischen Zeit.

Etwas verwundert die sehr deutliche Übergewichtung Luthers, mit sieben Quellen, im Vergleich zu lediglich einem Text des diakonisch durchaus aktiven Johannes Calvin. Für ein von evangelischen Wissenschaftlern herausgegebenes Werk wundert die deutliche Bevorzugung von Quellen des deutschen Sprachraums natürlich nicht. Die in dem vorliegenden Quellenband enthaltenen Texte beschäftigen sich mit sehr unterschiedlichen Aspekten diakonischer Tätigkeit: von der Begleitung Gefangener und Verfolgter, über die Fürsorge für Kranke, Alte und Sterbende, bis zu Bildung, Pädagogik und dem angemessenen Umgang mit Bettlern.

Bei den jeweiligen Seitenüberschriften findet sich leider nur der Titel der jeweiligen Quelle, nicht aber deren Autor, was die Suche im Buch etwas erschwert. Ein in dieser Ausgabe nicht vorhandenes Namens- und Ortsregister würde das Arbeiten mit dem vorliegenden Quellenband zusätzlich erleichtern. Für jeden, der etwas intensiver an Kirchen- und Kulturgeschichte sowie christlicher Ethik und Diakonie interessiert ist, bietet dieser Quellenband eine informative und unterhaltsame Lektüre.

Durch die gut ausgewählte Zusammenstellung der Quellen bekommt der Leser einen repräsentativen Überblick über die 2000jährige Geschichte christlicher Nächstenliebe, die sich dabei als Vorgeschichte europäischen Sozialdenkens erweist. Die Länge der ausgewählten Quellen ermöglicht zumeist ein gutes Hineindenken in die Welt und die Argumentation des jeweiligen Autors, ohne sich dabei zu sehr in die Länge zu ziehen. Beim Lesen der durchweg verständlichen Texte wird der engagierte Christ auf manche motivierte Brüder im Geiste stoßen und leicht einige Anregungen für die eigene diakonische Arbeit finden können.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Michael Kotsch
 Kategorie: Geschichte, Kirchengeschichte

  Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
  Jahr: 2019
  ISBN: 978-3-525-61629-1
  Seiten: 854
 €    Preis: 45,00 Euro