Buch-Rezension: Jeder versagt mal - Vom Neubeginn mit Gott und Anderen

Jeder versagt mal

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Beim Lesen der ersten Seiten des Buches mag einem die Frage in den Kopf schießen: „Was ist mit Lutzer geschehen?“ Von Seite 9 bis Seite 11 spricht er von Menschen, die verschiedene Krisen in ihrem Leben erfahren haben und nach jeder Begebenheit endet Lutzer: „Dieser Mensch verdient Gnade.“ Will Lutzer nun auch ein „Evangelium light“ vertreten? Ganz und gar nicht! Gleich auf Seite 12 rückt Lutzer alles wieder zurecht und schreibt, dass die Gnade Gottes nicht verdient werden kann.

Lutzer hat es mit seinem überaus seelsorgerlich-ermutigenden Buch auf etwas anderes abgesehen. Er widmet das Buch denjenigen, die in ihrem Leben falsche Entscheidungen getroffen haben und deren Folgen sie jetzt quälen. Er schreibt an diejenigen, die erinnert werden müssen, dass Gott größer ist als die Fehler, die man gemacht hat.

Obwohl das Buch primär an Christen gerichtet ist, finde ich den evangelistischen Aspekt des Buches ausgezeichnet. Das Leben des Menschen wird z. B. als ein Schachspiel beschrieben, das noch nicht beendet ist, wobei immer noch die Möglichkeit besteht, einen richtigen Zug zu machen. Dabei wendet Lutzer das Gleichnis vom verlorenen Sohn wunderbar an: „Es wäre schön, wenn hier stünde, dass er (der verlorene Sohn) seinen Vater so sehr liebte, dass er es nicht mehr aushalten konnte, ohne ihn zu sein, aber so edel sind seine Motive nicht. Er hat schlicht Hunger. Nicht sein Herz, sondern sein Magen sagt ihm, dass es doch keine schlechte Idee wäre, zurück nach Hause zu gehen.“

Lutzer will damit ausdrücken, dass wir oft falsche Motive haben können, Gott der Vater uns aber trotzdem mit offenen Armen erwartet. Es geht ihm nicht darum, billige Gnade zu verkaufen, sondern um die Darstellung des Vaterherzens Gottes. Lutzer vertritt den überaus biblischen Standpunkt, dass, wenn wir zu Gott kommen, wir ihm unsere Bedürftigkeit mitbringen müssen und er für den Rest sorgen wird. Die Vergebung bildet einen Grundtenor in dem Buch.

Lutzer treibt den Leser regelrecht in die Hände eines vergebenden Gottes. Er ermutigt, die bereitstehende Vergebung in Anspruch zu nehmen und sich nicht auf seine Selbstgerechtigkeit zu stützen. Ist die Sünde vergeben, dann sollten wir damit nicht spielen und in Altem „herumstochern“.

Das Buch macht deutlich: Gott lädt uns zwar ein, zurück in seine Arme zu kommen, aber wir sollen uns davor hüten, diese Gnade als „billige Selbstverständlichkeit zu betrachten, die wir so nebenbei in unser Leben einkalkulieren.“ Dies wird unterstrichen mit der Aussage, dass die Nachfolge Christi bei Weitem kein Zuckerschlecken ist, sondern Not, ja, den Tod bedeuten kann. Was ist nun mit Lutzer geschehen? Viel! Seine Beziehung zum Herrn scheint inniger zu sein und all seine seelsorgerlichen Erfahrung legitimieren ihn, solche Bücher zu schreiben wie: „Jeder versagt mal.“

Ein Buch, das ich jedem wärmstens empfehlen möchte.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Wiron Gitsis
 Kategorie: Seelsorge, Hoffnung, Lebenshilfe

  Verlag: SCM Hänssler
  Jahr: 2005
  ISBN: 978-3775143486
  Seiten: 96
 €    Preis: 8,95 Euro

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