Buch-Rezension: NeueLuther Bibel - Luther 2009

NeueLuther Bibel

Viele Leser der Lutherbibel waren mit dem Kurs der Deutschen Bibelgesellschaft und ihren Revisionen nicht einverstanden. So kam der Gedanke auf, die Lutherbibel von 1912, die nicht mehr dem Urheberrecht einer Bibelgesellschaft unterlag, im Sinn dieser Leser zu revidieren.

Der „La Buona Novella“-Verlag in der Schweiz nahm sich dieses Anliegens an. Von 1992 an saß ein internationales Team von Theologen und Sprachwissenschaftlern daran, den Text der Lutherbibel von 1912 zu überarbeiten. In einem ersten Schritt hat das Team – ähnlich wie bei der Schlachter 2000 – den Text des Neuen Testaments vollständig dem textus receptus angepasst, also rückrevidiert. Anschließend haben die Mitarbeiter versucht, eine Anzahl von Schwächen und Ungenauigkeiten der alten Lutherübersetzung zu beseitigen. Die Übersetzung wurde dadurch wörtlicher. Trotzdem versuchte man, dem Lutherdeutsch treu zu bleiben. Ob das gelungen ist, müssen die Leser entscheiden. 1998 erschien eine erste Ausgabe: „Lutherbibel 1912, neu überarbeitet 1998“. Insgesamt feilte man bis 2009 an der sprachlichen Überarbeitung des Textes, wobei die letzten beiden Jahre ausschließlich Mitarbeiter aus Deutschland den sprachlichen Feinschliff bewältigten. Berücksichtigt wurden auch die Regeln der neuen deutschen Rechtschreibung von 2006. Im Jahr 2010 wurde der Name „NeueLuther Bibel“ als rechtlich geschützter Name registriert.

In wieweit sich die Übersetzung verbessert und an das heutige Deutsch angepasst hat, mag das Beispiel des durchaus schwierig zu verstehenden Verses von 1. Timotheus 2,15 zeigen:

Lutherbibel 1912: Sie wird aber selig werden durch Kinderzeugen, so sie bleiben im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung samt der Zucht.

NeueLuther 2009: Sie wird aber gerettet werden durch Kindergebären, wenn sie im Glauben, in der Liebe und in der Heiligung bleiben mit Sittlichkeit.

Damit ist der Vers natürlich noch nicht verstanden, aber die Revisoren der NeueLuther haben sich generell um ein dem griechischen Wortlaut entsprechendes heutiges Deutsch bemüht. Sie haben also mehr getan als nur solche Begriffe wie „im Geist wandeln“ durch „im Geist leben“ ersetzt, Weib durch Frau usw. Andere Begriffe hingegen haben sie stehen gelassen wie Sünde, Blut, Buße (Buße wird heute allerdings innerhalb und außerhalb der Kirche falsch verstanden), Glauben, sich bekehren, wahrlich, wahrlich usw.

Um noch einmal auf die Problematik des textus receptus oder des Mehrheitstextes einzugehen, deren militante Vertreter alle anderen Grundtextausgaben verteufeln, sei hier das Beispiel von Johannes 5 kurz vorgestellt. Denn dies ist eine eindeutige Hinzufügung zum Bibeltext, was Gottes Wort nach Offenbarung 22,18 und Sprüche 30,6 ausdrücklich verbietet. Zur Entschuldigung der textus-receptus- und Mehrheitstext-Gläubigen sei zugegeben, dass man zur Zeit Luthers noch keine anderen Handschriften besaß, und dass die textus-receptus-Gläubigen tatsächlich glauben, dies sei der Urtext. Die Beweise sprechen aber eine ganz andere Sprache.

Johannes 5,3b-4 nach NeueLuther 2009:

… die auf die Bewegung des Wassers warteten. Denn ein Engel kam zu gewissen Zeiten in den Teich herab und bewegte das Wasser. Wer nun nach der Bewegung des Wassers zuerst hineinstieg, der wurde gesund, an welcher Krankheit er auch litt.

Dieser Text gehört nach allem, was wir wissen und glauben, nicht zu Gottes Wort. Er ist eine spätere Hinzufügung. Dafür sprechen folgende Gründe:

  • Wenigstens zehn der frühesten und besten Handschriften und Übersetzungen enthalten diese Worte nicht.
  • Die in mehr als 20 anderen Handschriften vorhandenen Sternchen oder Kreuze markieren diese Worte als spätere Zusätze, also nicht zum inspirierten Text gehörend.
  • Es kommen hier Worte und Ausdrücke vor, die Johannes sonst nie verwendet hat. Drei der Worte erscheinen sonst überhaupt nicht im Neuen Testament.
  • Die anderen Handschriften, die oben genannte Worte überliefern, weichen in ihren Wortformen stark voneinander ab.
  • Die Worte vertreten eine Theologie, die der ganzen Bibel fremd ist. An keiner Stelle wird irgendetwas Vergleichbares berichtet. Will Gottes Wort uns denn hier wirklich erklären, dass nur der Heilung erfährt, der zufällig der Schnellste ist? Dass die Leute damals an so etwas Ähnliches geglaubt hatten (Vers 7), ist durchaus möglich. Aber die hinzugefügten Worte würden solch eine Art von (Aber-)Glauben sozusagen legitimieren.

Nein, solche Zusätze in Gottes Wort, die nicht einmal markiert sind, sollten wir nicht dulden, denn sie verfälschen unser Bild von Gottes Gnade und von seinen himmlischen Boten.

Von einigen wenigen solch extremer Ausnahmen abgesehen, ist die NeueLuther aber eine gute und brauchbare Übersetzung, die Menschen zum Heil führen kann. Aber es ist nicht richtig, was der Internetshop der Asaph-Buchhandlung über diese Übersetzung schreibt: „Die bibeltreue Leserschaft wird zudem begrüßen, dass als Textgrundlage weiterhin der sogenannte textus receptus diente.“ Denn gerade das verunsichert aufmerksame Bibelleser und führt sie nicht näher zum Original.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Karl-Heinz Vanheiden
 Kategorie: Bibeln, Studienbibel, Bibelstudium

  Verlag: La Buona Novella
  Jahr: 2010
  ISBN: 978-3-03771-023-4
  Seiten: 1280
 €    Preis: 41,00 Euro

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