Buch-Rezension: Viel zu kurz und doch für immer - Was wir durch den Tod unseres Kindes über uns, das Leben und Gott gelernt haben

Viel zu kurz und doch für immer

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Regina Neufeld erfährt während ihrer dritten Schwangerschaft, dass mit ihrem Kind etwas nicht stimmt. Es beginnt eine Zeit des Bangens, Betens und Hoffens für sie selbst und ihren Ehemann Alexander. Nach der Geburt stellt sich heraus, dass ihr Samuel an Trisomie 18 leidet, einer Krankheit, bei der 80 Prozent der Kinder schon im Mutterleib sterben, die anderen 20 Prozent leben meist nur wenige Wochen. Die Autorin beschreibt eindrücklich, wie sehr sie und ihr Mann von dieser Diagnose geschockt sind. Zugleich kämpft sie darum, dass sie ihren kleinen Sohn wenigstens für ein paar Tage mit nach Hause nehmen darf. Doch da es sich um eine Frühgeburt handelt, muss der kleine Erdenbürger zunächst in einen Inkubator. Als es dann nach einigen Wochen kurz davor ist, ihn mit nach Hause zu nehmen, wollen die Ärzte noch einen kleinen Eingriff vornehmen. Doch diesen überlebt er nicht und stirbt so 54 Tage nach der Geburt.

Regina Neufeld, ausgebildete Theologin, Mutter und Hausfrau aus Überzeugung, schildert ehrlich und offen ihre Gefühle und Gemütszustände während der Schwangerschaft und in den sieben Wochen, in denen sie Samuel immer wieder einmal im Arm halten und vereinzelt sogar stillen darf. Sie macht auch keinen Hehl daraus, dass sie manchmal eine richtige Wut auf Gott hatte, weil ihre Gebete und Wünsche nicht in Erfüllung gingen. Tiefe Niedergeschlagenheit wechselt sich ab mit Zeiten der Hoffnung. Damit die Autorin nicht auf alle Anfragen nach dem Zustand ihres Sohnes eingehen muss, richtet sie einen Internet-Blog ein, der von vielen anteilnehmend verfolgt wird. Im Buch kommt auch immer wieder ihr Ehemann zu Wort. Es zeigt sich, dass er – und auch die beiden älteren Kinder - anders trauern als die Mutter, und alle müssen lernen, sich in ihrer Andersartigkeit anzunehmen. Es ist schön zu lesen, wie diese große Krisis die Familie nicht entzweit, sondern im Gegenteil enger zusammenschweißt.

Die Autorin schildert auch die Reaktionen Dritter. Kommentare wie „Zeit heilt alle Wunden“ oder „ihr habt ja noch zwei weitere Kinder“ haben sie verletzt. Stille Umarmungen dagegen oder die Zusicherung „wir beten für euch“ stellten Hilfen dar. Auch war praktische Unterstützung in den Alltagsaufgaben (eine Freundin kochte, eine andere bügelte, andere putzten das Haus) ein großes Zeichen der Anteilnahme und eine Hilfe, den über viele Wochen andauernden Ausnahmezustand zu bewältigen. Damit gibt die Autorin hilfreiche Hinweise für die Leser, wie sie sich in vergleichbaren Situationen verhalten sollten.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Friedhelm Jung
 Kategorie: Seelsorge, Hoffnung, Lebenshilfe

  Verlag: Gerth Medien GmbH
  Jahr: 2019
  ISBN: 978-3-95734-543-1
  Seiten: 208
 €    Preis: 15,00 Euro