Einfall der Parther im Bunde mit Antigonus. Gefangennahme des Phasaël und Hyrkan. Flucht des Herodes. Verstümmlung des Hyrkan. Tod des Phasaël.


Zwei Jahre darauf, zur Zeit, da der parthische Satrap Barzapharnes mit dem königlichen Prinzen Pakorus Syrien bereits in die Gewalt der Parther gebracht hatte, suchte Lysanias, der damals schon das Reich seines verstorbenen Vaters Ptolemäus, des Sohnes von Mennäus, übernommen hatte, den genannten Satrapen durch das Angebot von 1.000 Talenten und 500 Haremsfrauen für den Plan zu gewinnen, Antigonus wieder auf den Thron zu bringen und Hyrkan zu beseitigen.

Pakorus ließ sich darauf ein und gab, indes er selbst längs des Meeresgestades hinzog, dem Barzapharnes den Auftrag, durch das Binnenland in Judäa einzudringen. Während nun aber die Bewohner der Seestädte Ptolemais und Sidon dem Prinzen die Tore öffneten, verweigerten ihm die einzigen Tyrier den Einlass, und so übergab er hier einem der königlichen Mundschenke, der, wie der Prinz, Pakorus hieß, eine Reiterabteilung mit dem Befehle, den Vormarsch nach Judäa damit auszuführen, dabei aber Macht und Stellung der Feinde wohl auszukundschaften und je nach Bedürfnis die Action des Antigonus zu unterstützen.


Als nun die Parther den Karmel verheerend durchzogen, eilten viele Juden herbei und boten sich dem Antigonus freiwillig zur Teilnahme am bevorstehenden Einfalle in Judäa an. Antigonus sandte sie nach dem sogenannten Eichgrunde voraus, um sich dieses wichtigen Punktes zu versichern, wo denn auch die beiderseitigen Streitkräfte aufeinander stießen. Die Leute des Antigonus warfen nicht bloß den Feind zurück, sondern machten in der Hitze der Verfolgung nicht früher Halt, als bis sie vor Jerusalem standen. Nachdem sie hier Verstärkungen abgewartet hatten, drangen sie in die Stadt und ergossen sich schon bis zum Königspalast,

wo ihnen Hyrkan und Phasaël mit bedeutender Mannschaft die Spitze boten, so dass ein heftiger Kampf auf dem Marktplatz hin- und herwogte. Endlich schlugen die Krieger des Herodes die Feinde zurück, drängten sie im Tempel zusammen und legten sechzig Mann zu ihrer Bewachung in die dem Tempel benachbarten Häuser.

Das Volk aber, das gegen die Brüder Partei ergriffen hatte, überfiel ganz unerwartet diese Wachen und verbrannte sie mit den Häusern. Erbittert über ihre Ermordung, drang Herodes unter das Volk und hieb viele davon nieder. So gab es Tag für Tag Straßenkämpfe und Scharmützel, und das Morden wollte gar kein Ende nehmen.


Da nahte das sogenannte Pfingstfest, und das ganze Tempelgebiet, wie die übrige Stadt, begann sich mit einer Menge von Leuten zu füllen, die, meistens bewaffnet, vom Lande hereinkamen. Phasaël hütete noch immer die Mauer, Herodes aber mit einer freilich unbeträchtlichen Zahl den Königspalast. Trotzdem wagte er einen Ausfall auf die ohne Ordnung in der Vorstadt stehenden Feinde, von denen er eine Masse niederstreckte, während er alle übrigen zur Flucht zwang und zum Teil gegen die eigentliche Stadt, zum Teil gegen den Tempel, zum Teil sogar in das vor der Stadt gelegene verschanzte Lager hindrängte.

Unter diesen Umständen stellte nun Antigonus das Ansuchen, den Pakorus als Friedensmittler in die Stadt hineinzulassen. Phasaël ließ sich wirklich dazu bereden, den Parther mit 500 Reitern in die Stadt aufzunehmen und bewirtete sie sogar, obschon das Wort vom Friedenstiften bei Pakorus im Grunde nur eine Finte, und sein einziges Ziel in Wahrheit nur die Unterstützung des Antigonus war.

So legte er zunächst dem Phasaël einen Fallstrick, indem er ihn bewog, sich zum Zwecke von Friedensverhandlungen in der Eigenschaft eines Gesandten zu Barzapharnes zu begeben, so dringend ihn auch Herodes davon zurückhalten wollte, der ihn sogar aufforderte, den hinterlistigen Menschen eher niederzustoßen, als sich seinen Tücken auszuliefern, da den Barbaren die Treulosigkeit schon angeboren sei. In Phasaëls Begleitung befand sich auch Hyrkan, während Pakorus, damit die Sache weniger verdächtig aussähe, bei Herodes einige von den sogenannten „freien“ Reitern zurückließ und mit den übrigen dem Phasaël persönlich das Geleite gab.


Nach Galiläa gekommen, fanden sie überall das Volk in feindseliger Stimmung und in Waffen starrend. Dann folgte die Vorstellung bei dem Satrapen, der den geplanten Streich mit meisterhafter Schlauheit durch allerlei Aufmerksamkeiten zu verschleiern wusste. Er gab ihnen z. B. auch Geschenke, ließ sie aber beim Abzuge mit Spähern umstellen.

Sie merkten den Anschlag erst, als sie in eine am Meere gelegene Veste, namens Ekdippa, hinuntergeführt worden waren. Hier erfuhren sie nämlich von dem Versprechen der 1000 Talente, wie auch, dass Antigonus die meisten Frauen ihres Hofes in die Zahl der 500 einbezogen und den Parthern verschrieben hätte.

Sie brachten außerdem in Erfahrung, dass die Barbaren ihren jeweiligen Aufenthalt bei der Nacht stets vorsichtig mit Wachen umstellt hätten, und dass sie von ihnen schon längst gefangen gesetzt worden wären, wenn letztere nicht auf die Abfangung des Herodes in Jerusalem gewartet hätten, die natürlich früher erfolgen musste, damit er nicht etwa, falls er von der Überrumplung seines Bruders und Hyrkans Wind bekäme, sich inacht nehmen könnte. Diese Mitteilungen konnten nicht mehr als leeres Geschwätz gelten, seitdem sie sich bereits selbst von der Anwesenheit der Wachen in einiger Entfernung mit eigenen Augen zu überzeugen vermochten.


Auch ein gewisser Ophellius, der von dem wohlhabendsten Syrer jener Zeit, Saramalla, das ganze Truggewebe in Erfahrung gebracht hatte, drängte den Phasaël wiederholt zur Flucht. Dieser konnte es aber nicht über sich gewinnen, den Hyrkan im Stiche zu lassen, sondern begab sich geradewegs zum Satrapen und warf ihm seine Verräterei an den Kopf, ganz besonders aber das, dass er sich durch das Geld zu einem solchen Schurken habe machen lassen. Wenn es aber beim Parther schon aufs Geld ankäme, bemerkte Phasaël, so würde er selbst gewiss für sein Leben mehr geben, als Antigonus ihm für den Thron versprochen habe.

Auf diese Anwürfe hin suchte sich der Parther zunächst durch Entschuldigungen und eidliche Beteuerungen auf schlaue Weise von dem Verdachte zu reinigen, ging aber dann auf der Stelle zu Pakorus. Sofort ergriffen jetzt mehrere bei Phasaël und Hyrkan zurückgebliebene Parther, die den Auftrag dazu schon erhalten hatten, die beiden Männer, von denen sie natürlich für ihren Meineid und ihre Falschheit mit Verwünschungen überschüttet wurden.


Währenddem war der Mundschenk wieder nach Jerusalem abgeschickt worden und suchte sich dort auch des Herodes listigerweise zu bemächtigen, indem er ihn verleiten wollte, sich vor die Mauer hinauszubegeben. So war er instruiert worden. Aber Herodes, der schon von Anfang an den Barbaren nie recht getraut hatte, hatte damals auch in Erfahrung gebracht, dass ein Brief von den Feinden aufgefangen worden sei, der die Bestimmung gehabt hätte, ihm den ganzen Anschlag mitzuteilen, und war darum gar nicht geneigt, sich hinauszuwagen, so vertrauenswürdig auch die Einladung des Pakorus klingen mochte: er solle nur ruhig, hieß es, den Briefboten entgegengehen; denn es sei gar nicht wahr, dass das Schreiben den Feinden in die Hände gefallen sei, es enthalte auch keinerlei Anzeige über eine Verräterei, sondern nur die Ergebnisse, die Phasaël bei seinen Verhandlungen erzielt habe.

Zum Glücke hatte aber Herodes schon früher von anderer Seite die Gefangennahme seines Bruders erfahren und ward überdies von der Tochter des alten Hyrkan, Mariamne, einer sehr klugen Frau, die sofort zu ihm geeilt war, kniefällig gebeten, sich ja nicht hinauszubegeben und seine Person den Barbaren anzuvertrauen, die ihre feindselige Haltung schon kaum mehr maskierten.


Während nun die Leute des Pakorus auf neue Schliche sannen, wie sie ihren tückischen Plan auf eine feine Art zur Ausführung bringen könnten, da es in plumper Weise am wenigsten anging, einem so scharfsinnigen Manne beizukommen, nahm Herodes die Zeit wahr und floh mit seinen nächsten Verwandten, von den Feinden unbemerkt, des Nachts aus Jerusalem in der Richtung gegen Idumäa.

Als die Parther Wind bekamen, setzten sie ihm nach. Da gebot Herodes seiner Mutter und seinen Geschwistern, wie auch seiner Braut in Begleitung ihrer Mutter und des jüngsten Bruders, den Weg ohne ihn fortzusetzen, während er selbst mit seinen Dienern die Barbaren sehr wirkungsvoll zurückschlug und bei jedem Anprall eine Masse niederstreckte, bis er endlich die Veste Masada wohlbehalten erreichte.


Ernster als die Angriffe der Parther waren übrigens auf dieser Flucht die Kämpfe, die Herodes von Seite der Juden zu bestehen hatte, da sie ihn nicht bloß unausgesetzt beunruhigten, sondern auch sechzig Stadien von Jerusalem entfernt zu einem ziemlich ausgedehnten Gefechte zwangen, in welchem er jedoch das Feld behauptete und den Juden schwere Verluste beibrachte. Später legte er darum an dieser Stelle als Siegesdenkmal den bekannten Platz an, den er mit einem außerordentlich prunkvollen Königspalaste ausstattete, wie auch mit einer ungemein festen Akropolis krönte und nach seinem eigenen Namen Herodium benannte.

Auf jenem Rückzug strömten übrigens Tag für Tag dem Herodes so viele Flüchtlinge zu, dass ihm sein Bruder Joseph, der bei dem Orte Thresa in Idumäa ihm entgegenkam, den Rat erteilte, den größten Teil dieses Menschentrosses sich vom Halse zu schaffen, da für eine solche Masse – es waren ja über 9000 Menschen – Masada vielleicht nicht einmal genug Raum haben würde.

Herodes folgte dem Rate und schickte jene, die ihm mehr Beschwerde, als Vorteil brachten, mit der nötigsten Zehrung versehen, nach den verschiedensten Gegenden Idumäas. Nur die Stärksten behielt er um sich und schlug sich auf solche Weise mit seinen nächsten Angehörigen glücklich nach der Veste durch. In Masada ließ er für die Frauen eine Bedeckung von 800 Mann, wie auch einen ausreichenden Vorrat von Lebensmitteln für eine eventuelle Belagerung zurück und zog dann in Eilmärschen nach Petra in Arabien.


Mittlerweile hatten sich die Parther in Jerusalem aufs Plündern geworfen und waren in die den Flüchtlingen gehörigen Häuser, wie auch in den Königspalast eingebrochen, wo sie nur die Schätze des Hyrkan unberührt ließen, die übrigens 300 Talente nicht überstiegen. Die Ausbeute war aber auch bei den anderen keine solche, wie sie es sich gehofft hatten, da z. B. Herodes bei seinem schon von allem Anfang an bestehenden Misstrauen gegen die Treulosigkeit der Barbaren die kostbarsten Kleinodien bereits früher nach Idumäa hatte bringen lassen, was auch alle seine Parteigänger taten.

Nach diesen Plünderungen verstiegen sich die Parther in ihrem Übermut so weit, dass sie das ganze Land mit den Schrecken eines wilden Raubkrieges erfüllten, die Stadt der Marisäer verödeten und, nachdem sie Antigonus zum Könige aufgestellt, ihm auch den Phasaël und Hyrkan in Fesseln auslieferten, damit er mit ihnen mache, was er wolle.

Als sich nun Hyrkan vor ihm auf die Knie geworfen hatte, biss ihm Antigonus die Ohren ab und verstümmelte ihn auf diese Weise, damit er auch nicht einmal späterhin, wenn je wieder ein Umschwung sich vollziehen sollte, die hohepriesterliche Würde mehr bekleiden könnte. Denn nur körperlich ganz unversehrte Männer dürfen Hohepriester werden.


Beim Heldenmut des Phasaël dagegen hatte er nur das Nachsehen, indem sich dieser schon früher den Kopf an einem Steine zerschmettert hatte, da er sich ja als Gefesselter weder eines Schwertes noch seiner eigenen Hände bedienen konnte. So zeigte er sich als echten Bruder des Herodes im Gegensatz zur erbärmlichen Haltung des Hyrkan und gab, mit hohem Mannesmute endend, selbst in seinem Untergange noch den Taten seines Lebens einen ehrenvollen Abschluss.

Es erhält sich übrigens noch ein anderes Gerücht, wonach er seine damalige Verletzung zwar überstanden haben soll, dass aber dann ein von Antigonus angeblich zur Heilung entsendeter Arzt die Wunde mit giftigen Salben bestrichen und ihn auf diesem Wege ums Leben gebracht hätte. Welche Todesart nun immer die geschichtliche sein mag, beide haben wenigstens dieselbe ruhmvolle Veranlassung. Ja, man erzählt auch, dass er, noch ehe er die Seele aushauchte, auf die Nachricht vom Entrinnen des Herodes, die er von einem Weiblein erhalten, ausgerufen habe: Nun scheide ich getrost, weil wenigstens der am Leben bleibt, der an meinen Todfeinden sicher Rache nehmen wird.


Also endete Phasaël. Was nun die Parther anbelangt, so suchten sie, obschon um den Besitz der Frauen gekommen, an dem ihnen am meisten gelegen gewesen wäre, doch dem Antigonus die Herrschaft in Jerusalem zu befestigen, während sie den Hyrkan ins Innere von Parthien gefangen abführten.