Belagerung Masadas durch Antigonus. Ventidius und Silo in Judäa. Landung des Herodes. Eroberung Joppes, Entsatz von Masada. Flaue Belagerung Jerusalems. Rückzug der Römer. Besetzung Jerichos durch Herodes.


Während dieser Zeitereignisse war Antigonus zur Belagerung der Besatzung Masadas geschritten. Da die letztere, obwohl sonst mit allem Nöthigen wohl versorgt, fast kein Trinkwasser mehr hatte, so fasste Josephus, der Bruder des Herodes, den Entschluss, mit 200 Leuten von seiner Verwandtschaft einen Fluchtversuch gegen Arabien hin zu unternehmen, zumal er gehört hatte, dass den König Malchus sein pflichtvergessenes Benehmen gegen Herodes wieder reue.

Er hätte in der Tat die Veste vor der Ankunft des Entsatzes noch verlassen, wenn es nicht zufällig gerade in der für den Ausbruch bestimmten Nacht sehr stark geregnet hätte. Infolge dessen waren die Cisternen wieder voll, und eine Flucht nicht mehr notwendig. Im Gegenteil ergriffen jetzt die Belagerten gegen die Leute des Antigonus die Offensive und brachten ihnen teils im stehenden Kampfe, teils in heimlichen Überfällen zahlreiche Verluste bei. Allerdings trafen sie es nicht bei allen Ausfällen gleich gut, indem sie auch manchmal mit blutigen Köpfen heimgeschickt wurden.


Inzwischen drang der römische Feldherr Ventidius, der nach Syrien gesandt worden war, um daraus die Parther zu vertreiben, die letzteren vor sich herjagend, auch in Judäa ein. Hier stellte er sich nun, als wollte er der Besatzung des Josephus zu Hilfe kommen, während er in Wirklichkeit nur von Antigonus Geld zu erpressen suchte.

Er hatte nämlich bereits in der nächsten Nähe von Jerusalem ein Lager bezogen, als er auf einmal, natürlich vollbespickt mit dem Gelde des Antigonus, sich selbst mit der Hauptmacht wieder zurückzog. Damit aber nicht etwa die Wegnahme aller Soldaten den sauberen Gewinn ans Tageslicht brächte, hatte er wohlweislich den Silo mit einem Teile des Heeres zurückgelassen. Daraus schöpfte Antigonus seinerseits neue Hoffnung auf die Hilfe der Parther und buhlte unterdessen um die Gunst des Silo, damit er nicht am Ende seine Absichten durchkreuzen möchte.


Bereits war aber auch Herodes auf seiner Seefahrt von Italien herüber in Ptolemais angekommen, um mit einem nicht unbedeutenden Heere, das er sich aus fremden Söldnern und Stammgenossen geworben hatte, über Galiläa gegen Antigonus heranzuziehen. Er sollte dabei auch von Ventidius und Silo unterstützt werden, welche der von Antonius geschickte Dellius bewogen hatte, dem Herodes bei der Wiedergewinnung des Thrones zur Seite zu stehen.

Obschon nun Ventidius sich einstweilen noch mit der Beilegung der Wirren abgab, die in den syrischen Städten durch den Parthereinfall hervorgerufen worden waren, Silo aber, der gleichfalls von Antigonus bestochen worden, noch in Judäa stand, hatte trotzdem Herodes keinen Mangel an Streitkräften, ja es wurden die Machtverhältnisse für ihn beim Vormarsche Tag für Tag günstiger, und mit wenigen Ausnahmen schloss sich ihm ganz Galiläa an.

Nun galt es zunächst jenem Punkte, der am meisten bedroht war, nämlich Masada, und dem Entsatze der hier belagerten Verwandten, der zu allernächst zu bewerkstelligen war. Joppe sperrte ihm aber hiebei den Weg, da sie eine ihm feindlich gesinnte Stadt war und andererseits vor dem Weitermarsch um jeden Preis genommen werden musste, weil Herodes auf dem Zuge gegen Jerusalem im Rücken keine feindliche Festung lassen wollte. Jetzt machte übrigens auch Silo mit ihm gemeinsame Sache, und das um so lieber, als er damit einen Vorwand gefunden hatte, von Jerusalem fortzukommen. Die Juden verfolgten ihn jedoch und setzten ihm arg zu, bis Herodes sie mit einer Handvoll Leute, mit der er ihm von seinem Lager aus beigesprungen war, schnell zum Weichen brachte und den Feldherrn, der nur mehr einen schwachen Widerstand leisten konnte, noch heraushieb.


Hierauf nahm er Joppe mit Sturm und zog dann in Eilmärschen nach Masada, um seine Angehörigen endlich zu entsetzen. Auf diesem Zuge schlossen sich ihm viele Landesbewohner, die einen aus alter Freundschaft mit seinem Vater, die anderen aus Begeisterung für seinen Ruhm, wieder andere aus Erkenntlichkeit für die von Vater und Sohn erhaltenen Guttaten, die meisten aber sicherlich wegen der Hoffnungen an, die sich ganz natürlich an einen festbegründeten Königsthron knüpfen müssen. Schon war eine für jeden Angriff widerstandsfähige Macht um Herodes vereint.

Wohl suchte ihn Antigonus auf seinem Vormarsch wiederholt in eine Falle zu locken, indem er ihm an solchen Pässen, die zum Überfall wie geschaffen waren, auflauern ließ, aber er konnte dem Feinde gar nichts oder nur wenig anhaben, und so gelang es Herodes nicht bloß ohne sonderliche Anstrengung die Seinigen aus Masada herauszubekommen, sondern auch noch die Festung Thresa zu erobern, worauf er dann seinen Marsch auf Jerusalem richtete. Hier vereinigten sich mit ihm die von Silo kommandierte römische Heeresabteilung, wie auch eine Menge Leute aus der Stadt, die vor seiner Macht bereits zitterten.


Sobald Herodes an der Westseite der Stadt sein Lager bezogen hatte, begannen auch schon die daselbst postierten Wachen seine Leute mit Pfeilen und Wurfspeeren zu beschießen, während andere zu einzelnen Haufen aus den Toren stürmten und mit der Vorpostenkette anzubinden suchten. Herodes befahl aber zu allernächst nur seinen Herolden, im Umkreis der Mauer bekannt zu geben, dass er zur Wohlfahrt des Volkes und zum Heile der Stadt gekommen sei und nicht im mindesten, selbst nicht an seinen offenkundigen Feinden, Rache zu nehmen gedenke, sondern dass er sogar den unversöhnlichsten aus ihnen volle Straffreiheit schenken wolle.

Da aber die Anhänger des Antigonus sich dagegen aufhielten und nicht einmal die weiteren Vorstellungen von Jemand anhören lassen, geschweige denn eine Sinnesänderung dulden wollten, so gab nunmehr Herodes den Seinigen die Erlaubnis, die Mauerkämpfer zurückzuweisen, worauf sie auch in kurzer Zeit alle Verteidiger mit ihren Schüssen von den Türmen vertrieben.


Bei dieser Gelegenheit verriet nun auch Silo, dass er bestochen worden sei. Er leitete nämlich viele Soldaten dazu an, dass sie laut über Mangel an Proviant schrien und ungestüm Geld zur Verköstigung verlangten, ja geradezu die Zurückführung in die Winterquartiere und zwar in bequeme Quartiere forderten: die ganze Umgebung der Stadt, sagten sie, sei eine förmliche Wüstenei, weil die Leute des Antigonus vorher mit allem gründlich aufgeräumt hätten. Auf diese Aeußerungen hin begann Silo das Lager abzubrechen und wollte sich zurückziehen.

Da begab sich Herodes zu den einzelnen Führern, die unter Silos Befehlen standen, und von einer Gruppe Soldaten zu der anderen und bat sie, man möge ihn mit Rücksicht auf Cäsar Octavian, Antonius und den Senat, die alle hinter seiner Sendung stünden, nicht verlassen. Er werde noch am selben Tage ihren Mangel beseitigen.

Gleich nach dieser Bitte machte er persönlich einen Streifzug auf das Land und schaffte einen derartigen Überfluss von Nahrungsmitteln herbei, dass er dem Silo damit alle Ausreden abschnitt. Er sorgte auch dafür, dass in den folgenden Tagen die Verproviantierung keine Unterbrechung erlitt, indem er zu diesem Zwecke den Bewohnern von Samaria und Umgebung, die seiner Sache ergeben waren, entbieten ließ, Getreide, Wein, öl und Viehherden nach Jericho hinunter zu bringen.

Das kam dem Antigonus zu Ohren, der rasch die Leute am Lande anweisen ließ, die Proviantcolonnen aufzuhalten und zu diesem Zwecke zunächst abzupassen. Man entsprach seiner Weisung, und es sammelte sich eine beträchtliche Zahl Bewaffneter oberhalb Jericho, wo sie sich auf den Bergen in mehrere Hinterhalte legten und nach der Proviantkarawane ausspähten.

Herodes war aber auch nicht faul, nahm sich zehn Cohorten, fünf römische und fünf jüdische, letztere auch mit Söldnern untermischt, zog außerdem noch eine kleine Zahl Reiter bei und erschien vor den Mauern Jerichos. Er fand die eigentliche Stadt verlassen, stieß aber auf der die Stadt beherrschenden Burg auf 500 Mann, welche mit ihren Frauen und Kindern sich hier festgesetzt hatten.

Er nahm sie gefangen, um sie gleich wieder freizugeben, während unterdessen die Römer sich in die übrigen Teile der Stadt ergossen und sie rein ausplünderten, da sie die Häuser mit allen möglichen Kostbarkeiten angefüllt fanden. Nachdem der König eine Besatzung in die Stadt Jericho gelegt hatte, kehrte er wieder nach Jerusalem zurück. Da der Winter schon nahe war, verteilte er das römische Heer zur Einquartierung in die ihm ergebenen Städte Idumäas, Galiläas und Samarias. Doch erlangte auch Antigonus von dem bestechlichen Silo die Vergünstigung, einen Teil des römischen Heeres in Lydda verpflegen zu dürfen, um sich durch dieses Benehmen bei Antonius einzuschmeicheln.