Einnahme von Sepphoris. Kämpfe um die Höhlen. Streit zwischen dem Feldherrn Machäras und Herodes. Herodes an der Seite des Antonius vor Samosata.


Während nun die Römer in Hülle und Fülle die Wintertage verbrachten und vom Waffenhandwerk ausrasteten, blieb Herodes nicht untätig, sondern schickte seinen Bruder Joseph nach Idumäa, um das Land mit 2000 Fußgängern und 400 Reitern in Schach zu halten und vor Aufwieglungsversuchen von Seite des Antigonus zu sichern. Er selbst geleitete seine Mutter und alle Angehörigen, die er aus Masada herausgeholt hatte, nach Samaria, um sie dort in Sicherheit zu bringen; dann ging er hin, um den Rest der galiläischen Städte zu unterwerfen und die Besatzungen des Antigonus aus ihren Plätzen zu verjagen.


Im heftigsten Schneegestöber drang er bis Sepphoris und bekam die Stadt ohne Schwertstreich in seine Hand, da die Verteidiger schon vor seinem Angriff ausgerissen waren. Da hier ein großer Reichtum von Lebensmitteln vorhanden war, so ließ er seine Mannschaft, die von den Unbilden der Witterung arg hergenommen worden war, sich zuerst erholen und setzte sich dann gegen die in den Felsenhöhlen hausenden Räuber in Bewegung, welche auf ihren über einen großen Teil des Landes sich ausdehnenden Streifereien den Einwohnern kaum weniger Schaden zufügten, als ein auswärtiger Feind hätte tun können.

Er sandte drei Abteilungen Fußgänger mit einem Reitergeschwader gegen das Dorf Arbela voraus, während er selbst erst 40 Tage später mit der übrigen Streitmacht nachkam. Statt sich aber vor seinem Anmarsch furchtsam zurückzuziehen, rückten ihm die Feinde sogar wohlgerüstet entgegen, da es lauter Leute waren, welche die Erfahrung von Soldaten mit der Verwegenheit von Räubern vereinigten.

So schlugen sie denn auch, wie sie auf die Macht des Herodes gerieten, mit ihrem rechten Flügel seinen linken in die Flucht. Doch warf sich Herodes von seinem rechten Flügel, wo er persönlich befehligte, rasch herum, um den Bedrängten beizuspringen, und brachte nicht bloß die fliehende Abteilung der Seinigen zum Stehen, sondern lähmte auch durch seinen Flankenangriff die Wucht der Verfolgung, bis die Feinde dem Ansturm seiner nunmehr wieder vollen Front nicht mehr widerstehen können und ins Weichen kommen.


Alles vor sich niederhauend, folgte ihnen Herodes bis an den Jordan, wo er den Rest über den Fluss sprengte, während eine Unzahl von Leichen das Kampffeld deckte. So war Galiläa der schrecklichen Banden wieder los, mit Ausnahme der allerletzten, die sich in die Felsenhöhlen vergraben hatten, und derentwegen man sich Zeit nehmen musste.

Darum zahlte nun zuerst Herodes seinen Soldaten den wohlverdienten Lohn für ihre saure Arbeit aus, indem er dem gemeinen Mann je 150 Silberdrachmen, den Offizieren aber das Vielfache davon gab und sie in ihre verschiedenen Winterquartiere einrücken ließ. Seinem jüngsten Bruder Pheroras gab er den Auftrag, für ihre Verpflegung zu sorgen und Alexandrium zu befestigen, welche zweifache Aufgabe sich dieser auch recht angelegen sein ließ.


Inzwischen brachte Antonius seine Zeit in Athen zu, während Ventidius sich mit den Vorbereitungen zum Partherkrieg beschäftigte, zu dem er auch Silo und Herodes entboten hatte, allerdings mit der Weisung, zunächst die Dinge in Judäa ins Reine zu bringen. Ohne Bedauern willigte Herodes in den Abzug des Silo, der zu Ventidius stieß, und unternahm nun seinerseits den Streifzug gegen die in ihren Höhlen verschanzten Räuber.

Es war aber diesen Höhlen, weil sie in steile Bergwände eingebaut waren, von gar keiner Seite beizukommen, nur querüber hatten sie einen äußerst engen Aufgang. An der Stirnseite der Höhlen senkte sich der Fels in ungemein tiefe Schluchten hinab, und zwar so, dass er auf die Thalsohle lotrecht einfiel, weshalb der König lange Zeit gar nicht wusste, was er mit der allen Anstrengungen trotzenden Örtlichkeit anfangen sollte. Endlich geriet er auf den folgenden, freilich sehr gewagten Einfall.

Er ließ nämlich die kräftigsten seiner Krieger in Kästen, die an Seilen hingen, in die Tiefe hinab und brachte sie so bei den Mündungen der Höhlen hinein, wo sie nun die Räuber sammt ihren Familien abschlachteten und, wenn sie ernsten Widerstand trafen, mit hineingeworfenen Feuerbränden erstickten. Da Herodes doch auch einige von ihnen am Leben erhalten wollte, musste sie ein Herold auffordern, zu ihm herauszukommen. Doch auch nicht einer ließ sich zu einem solchen Schritte herbei, im Gegenteil wählten viele im Augenblick, wo man sie schon überwältigen wollte, lieber den Tod, als die Gefangenschaft.

So geschah es auch bei diesem Anlasse, dass ein Greis, Vater von sieben Söhnen, die Frau sammt den Kindern, als sie ihn um die Erlaubnis baten, hinausgehen und sich auf Gnade ergeben zu dürfen, in folgender grässlicher Weise hinmordete: Er befahl ihnen, nur eins nach dem anderen herauszukommen, und stellte sich selbst neben dem Eingang der Höhle auf. Sowie nun eines seiner Kinder herauskam, stach er es jedesmal nieder. Als Herodes von Weitem diese Szene erblickte, ward er von Mitleid erschüttert und bat den Greis mit ausgestreckter Hand, sich doch der armen Kinder zu erbarmen.

Bei dem aber half kein Zureden, sondern er warf sogar noch dem Herodes unter Schimpfworten seine gemeine Abstammung vor, erwürgte dann über den blutigen Leibern der Kinder sein Weib und stürzte, nachdem er zuvor die Leichen über den Rand des Abgrundes geschleudert hatte, sich selbst zuletzt in die Tiefe hinunter.


Auf diese Weise bekam Herodes die Höhlen mit ihren Bewohnern in seine Gewalt. Darauf kehrte er nach Zurücklassung einer Heeresabteilung, die nach seinem Ermessen neuen Revolten in Galiläa gewachsen war, und deren Kommando er Ptolemäus anvertraute, nach Samaria zurück, geleitet von 3000 Bewaffneten zu Fuß und 600 zu Pferde, die er gegen Antigonus verwenden wollte.

Da sich aber infolge seines Abzuges die gewohnheitsmäßigen Unruhestifter von Galiläa wieder sicherer fühlten, fielen sie ganz unvermutet über den Befehlshaber Ptolemäus her, hieben ihn zusammen und verheerten, von Sumpfgegenden und anderen abgelegenen Teilen Galiläas aus, die sie zu ihren Schlupfwinkeln machten, das ganze Land.

Kaum hatte Herodes von dem neuen Aufruhr gehört, als er auch schon in aller Eile zur Hilfe heranzog, eine große Zahl von Rebellen im Kampfe vernichtete und nach dem Entsatz sämmtlicher von den Aufständischen umschlossenen Vesten zur Strafe für den Abfall die Städte Galiläas mit 100 Talenten brandschatzte.


Da die Parther bereits vollständig verjagt, und Pakorus im Kampfe gefallen war, sandte jetzt Ventidius im Auftrag des Antonius1.000 Reiter und zwei Legionen zur Unterstützung des Herodes in seinem Kampfe gegen Antigonus ab. Den Anführer dieser Truppen, Machäras, flehte nun Antigonus brieflich an, doch lieber ihm beizuspringen, und begleitete diese Bitte mit vielen schmerzlichen Klagen über die Gewalttätigkeit des Herodes und seine schmähliche Behandlung des Reiches, wie auch mit dem Versprechen von Geldgeschenken.

Da sich Machäras über die Weisung des Oberfeldherrn, der ihn hergeschickt hatte, nicht einfach hinwegsetzen durfte, und überdies auch Herodes noch splendider war, so ließ er sich in keine Verräterei gegen letzteren ein, stellte sich aber, um die Lage des Antigonus besser auszuspionieren, doch so, als wenn er sein Freund wäre, und wollte trotz der Abmahnung des Herodes zu diesem Zweck nach Jerusalem sich begeben.

Antigonus wurde jedoch noch bei Zeiten seines Anschlages gewahr, sperrte ihm die Stadt vor der Nase zu und ließ auf seine Leute, wie auf offene Feinde, von der Mauer aus schießen, bis Machäras voll Scham über seine Blamage sich nach Emmaus zu Herodes zurückzog, wobei er voll Zorn über den misslungenen Handstreich alle Juden, die ihm unter die Hände kamen, über die Klinge springen ließ und nicht einmal die Anhänger des Herodes verschonte, sondern gegen alle in gleich grausamer Weise, als wären sie lauter Antigonianer, verfuhr.


Darüber aufgebracht, wollte Herodes schon zu den Waffen greifen, um Machäras wie einen Feind niederzuschlagen, er gewann aber schließlich die Herrschaft über seinen Zorn und machte sich auf den Weg zu Antonius, um über die rechtlose Willkür des Machäras Klage zu führen. Der aber war unterdessen schon zur Einsicht seiner Missgriffe gekommen, eilte schleunigst dem König nach und stimmte ihn wieder durch vieles Bitten versöhnlich.

Doch brach Herodes die einmal angefangene Reise zu Antonius darum nicht mehr ab, sondern beschleunigte auf die Nachricht, dass Antonius mit großer Macht gegen Samosata, eine stark befestigte Stadt in der Nähe des Euphrat, den Kampf eröffnet habe, seinen Marsch, weil er die Gelegenheit ungemein günstig fand, um seine Tapferkeit glänzen zu lassen und dem Antonius sich immer besser zu empfehlen.

In der Tat bedeutete seine Ankunft das Ende der Belagerung für die Römer, da Herodes viele Barbaren niederstreckte und dabei reichliche Beute machte, so dass Antonius, ohnehin ein alter Bewunderer seiner Tapferkeit, noch mehr für ihn begeistert wurde und, wie seine sonstigen Auszeichnungen, so ganz besonders seine Hoffnungen auf die factische Erlangung des Thrones um vieles erhöhte, während der König Antiochus sich gezwungen sah, Samosata zu übergeben.