Vorübergehender Erfolg der Rede. Neue Missstimmung des Volkes. Überrumpelung von Masada. Eleazar, der Tempelhauptmann. Das Opfer für den Kaiser abgeschafft. Agrippa sendet der Friedenspartei Truppen.


Durch diese Ansprache wieder umgestimmt, begab sich das Volk mit dem König und der Berenice zum Tempel hinauf und nahm den Aufbau der Säulenhallen in Angriff, während sich die jüdischen Behörden und die Mitglieder des hohen Rates in die einzelnen Ortschaften verteilten, um die Steuern zusammenzubringen. In einer Schnelligkeit waren die vierzig Talente, die noch ausständig waren, hereingebracht, und damit hatte Agrippa, für den Augenblick wenigstens, den drohenden Ausbruch des Krieges verhütet. Als er aber dann auch den Versuch machte, die Menge zu bereden, dass sie sich den Befehlen des Florus solange noch fügen möge, bis der Kaiser ihn durch einen anderen abgelöst hatte, da nahm die Erbitterung wieder dermaßen zu, dass Schmähungen auf den König laut wurden, und man offen die Entfernung desselben aus der Stadt verlangte. Ja einige aus der Rebellenpartei waren so keck, dass sie Steine nach dem König warfen.

Da der König wohl einsah, dass nichts mehr die aufständische Bewegung aufzuhalten vermöge, und er sich selbst auch nicht mehr ruhig in den Koth treten lassen wollte, so schickte er noch die Behörden mit den jüdischen Größen zu Florus nach Cäsarea, damit er aus ihrer Mitte die Männer bestimmen möchte, die künftig die Steuern vom Lande einheben sollten, und zog sich auf sein Königreich zurück.


Unterdessen verbanden sich einige von denen, die da alle Hebel zur Herbeiführung des Krieges in Bewegung setzten, zu einer gemeinsamen Unternehmung gegen eine Veste, namens Masada. Durch einen Handstreich bemächtigten sie sich in der Tat der Festung, ließen die römische Besatzung über die Klinge springen und setzten an deren Stelle ihre eigenen Leute.

Gleichzeitig damit gelang es auch am Tempel dem Eleazar, dem Sohne des Hohenpriesters Ananias, einem höchst verwegenen jungen Menschen, der damals eben Tempelhauptmann war, die mit dem heiligen Dienst betrauten Personen zu bereden, dass sie von einem Nichtjuden keine Weihegabe und kein Opfer mehr annahmen. Damit war der Krieg gegen die Römer eröffnet, weil man durch diese Maßregel auch das Opfer für die Römer und den Kaiser verworfen hatte.

Die dringendsten Vorstellungen der Hohenpriester und Notablen, man möge doch nicht das althergebrachte Opfer für den jeweiligen Herrscher unterlassen, fanden nur taube Ohren, woran zum guten Teil das Vertrauen auf die eigene numerische Überlegenheit schuld war, da sich gerade der Kern der Unzufriedenen für diese Maßregel einsetzte, am allermeisten aber die Rücksicht auf den Tempelhauptmann Eleazar.


Angesichts dieser Ereignisse, welche die traurige Lage bereits als höchst kritisch erscheinen ließen, hielten die jüdischen Großen mit den Hohenpriestern und den bekanntesten Pharisäern eine Zusammenkunft, um über Sein und Nichtsein der Nation zu beraten. Man kam zu dem Entschlusse, es noch mit einem mündlichen Appell an die Kriegspartei zu versuchen, zu welchem Behufe man das Volk vor dem ehernen Tore, das da von der Morgenseite in den inneren Tempelhof führte, versammelte.

Zunächst überhäuften hier die Vorsteher die Versammlung mit Vorwürfen, wie man nur so verwegen sein könne, an einen Abfall zu denken und die Fackel eines so entsetzlichen Krieges über die Vaterstadt hinzuschleudern. Hierauf legten sie die Haltlosigkeit des vorgeschützten Scrupels dar, indem sie darauf hinwiesen, wie ihre Ahnen den Tempel zu allermeist gerade mit Weihegeschenken von Nichtjuden geziert und zu diesem Zwecke jederzeit die von auswärtigen Nationen gewidmeten Gaben bereitwillig angenommen hätten.

Unsere Vorfahren,“ sagten die Redner, „haben, weit entfernt, Jemand an der Darbringung seiner Opfer hier zu hindern, was schon die ärgste Gottlosigkeit wäre, diese fremden Weihegaben, wie man sich hier mit eigenen Augen überzeugen kann, sogar ringsherum in den Räumen des Heiligtums angebracht, wo sie schon seit alter Zeit sich befinden.

Ihr aber wollt jetzt auf einmal, nur um das römische Schwert aus seiner Scheide zu locken und mit Rom Händel anzufangen, in der für Ausländer bisher geltenden Gottesdienstordnung etwas ganz neues einführen und damit nicht bloß die Stadt in eine große Gefahr stürzen, sondern ihr auch noch den Schimpf der Gottlosigkeit anhängen, wenn es heißen würde, dass einzig und allein bei den Juden kein Fremder mehr Opfer darbringen, noch Gott seine Verehrung bezeigen dürfe.

Wollte jemand auch nur gegen einen einzelnen Menschen und zwar aus bürgerlichem Stande ein derartiges Gesetz einführen, so würdet ihr gewiss über gesetzlich normierte Unmenschlichkeit schreien, während ihr jetzt ruhig zusehet, wie die Römer und der Kaiser außer Treu und Recht gestellt werden!

Es ist aber leider nur allzusehr zu fürchten, dass man nach der Abschaffung der für die Römer bestimmten Opfer umgekehrt uns, Juden, selber für die eigene Nation nicht mehr opfern lassen wird, und dass auch unsere Hauptstadt vom römischen Reiche außer Gesetz und Recht gestellt werden wird, wenn ihr nicht schleunig Vernunft annehmet und die betreffenden Opfer wieder entrichtet, um so die schmähliche Beleidigung gut zu machen, ehe noch das Gerede darüber zu den Beleidigten selbst gedrungen ist."


Unter dieser Rede ließ man auch die in der alten Geschichte bewanderten Priester herbeiholen, die nun des weiteren ausführten, wie sämmtliche Vorfahren die von fremden Völkern gewidmeten Opfer angenommen hätten. Aber niemand aus der Kriegspartei nahm davon Notiz, ja es rührten sich nicht einmal die Diener des Heiligtums, die durch diese ihre Haltung den eigentlichen Grund zum Kriege legten.

Da sich nun die jüdischen Großen der Überzeugung nicht mehr verschließen konnten, dass die Empörung nur mehr sehr schwer zu ersticken sei, und dass andererseits der drohende Sturm von Seite Roms zu allernächst über ihre eigenen Köpfe hinbrausen würde, so waren sie darauf bedacht, sich von aller Mitschuld am Aufstande zu reinigen. Sie ordneten zu diesem Zwecke eine doppelte Gesandtschaft ab, die eine an Florus, an deren Spitze Simon, der Sohn des Ananias, stand, die zweite an Agrippa, an der sich auch mehrere Edle, wie Saulus, Antipas und Kostobar, Blutsverwandte des Königs, beteiligten.

Die Gesandten richteten sowohl an den Landpfleger, wie an Agrippa die Bitte, dass sie mit bewaffneter Macht sich in die Hauptstadt hinaufbegeben und den Aufstand, ihm noch beizukommen wäre, niederschlagen möchten.

Was Florus anlangt, so war diese traurige Nachricht für ihn eine Freudenbotschaft, und er entließ dementsprechend auch die Gesandten ohne irgend einen Bescheid, um nur den blutigen Brand zum vollen Ausbruche zu bringen.

Agrippa hingegen, dem in gleicher Weise das Wohl der Abtrünnigen, wie das der vom Aufstande betroffenen Römer am Herzen lag, und der den Römern die jüdische Nation, den Juden aber ihr Heiligtum und ihre Hauptstadt zu retten wünschte und überdies sich nicht verhehlen konnte, dass auch ihm persönlich die Umwälzung keinen Nutzen bringen würde, sandte wirklich 3.000 Reiter aus dem Hauran, aus Batanäa und Trachonitis unter dem Reiterführer Darius und der obersten Leitung des Philippus, des Sohnes von Jakimus, der Bürgerpartei zu Hilfe.


Aus dieser Unterstützung schöpften die Vornehmen und Hohenpriester, wie auch alle friedliebenden Elemente im Volke selbst wieder neuen Mut und versicherten sich wenigstens der Oberstadt, da die Aufständischen bereits Herren der Unterstadt und des Tempels waren.

Ohne Unterbrechung hatte man die Hand an Stein und Schleuder, und in einemfort flogen die Pfeile von beiden Seiten hin und her. Hie und da machten auch einzelne Trupps Ausfälle und kämpften Mann gegen Mann, wobei die Rebellen sich durch größere Verwegenheit, die Königlichen aber durch ihre militärische Erfahrung hervortaten.

Während die Letzteren alles einsetzten, um sich namentlich des Heiligtums zu bemächtigen und die Tempelschänder daraus zu verjagen, waren die um Eleazar gescharten Aufrührer bemüht, zu den bisherigen Positionen auch noch die Oberstadt zu gewinnen. So zog sich dieser für beide Teile gleich mörderische Kampf schon sieben Tage lang hin, und noch immer wollte keiner der Gegner sich von der einmal ergriffenen Stellung verdrängen lassen.


Am folgenden Tage fiel das Fest des Holztragens ein, an welchem es der Brauch ist, dass jeder Holz für den Altar herbeiträgt, damit es dem Feuer, das ohne Unterbrechung fortbrennen muss, nie an Nahrung mangle. Natürlich ließen die Rebellen ihre Gegner bei dieser gottesdienstlichen Übung nicht mittun, wohl aber nahmen sie die Bundesgenossenschaft der vielen Sicarier an, die sich bei dieser Gelegenheit unter dem wehrlosen Volke in den Tempel eingeschlichen hatten, und die, wie ihr Name sagt, nach Banditenart Dolche in den Busenfalten versteckt hielten, und nun betrieb man mit noch größerer Verwegenheit den Angriff.

Da die Königlichen an Zahl, sowie an feuriger Entschlossenheit hinter den Feinden zurückstanden, so mussten sie endlich vor ihrem Ansturm auch aus der Oberstadt zurückweichen. Die eingedrungenen Rebellen legten sofort den Palast des Hohenpriesters Ananias, wie auch das Königsschloss des Agrippa und das der Berenice in Asche, worauf sie zum Archivgebäude zogen, um auch hier Feuer anzulegen. Denn man wollte vor allem die Hypothekarbücher beseitigen und die Hereinbringung der Schuldsummen vereiteln, um auf diese Weise aus den Reihen der also beglückten Schuldner einen großen Zuwachs zu erhalten und den Aermeren jede Scheu vor dem Losschlagen gegen die Wohlhabenden, zu dem man sie reizen wollte, zu benehmen. Da die Archivbeamten die Flucht ergriffen hatten, so konnte man ohneweiters das Gebäude in Brand stecken.

Nachdem so gleichsam der Rückgrat des städtischen Körpers in den Flammen gebrochen war, wandte man sich wieder gegen den Feind. In diesem kritischen Augenblicke suchte sich ein Teil der Vornehmen und Hohenpriester ein Versteck in den unterirdischen Gängen, während die übrigen, darunter der Hohepriester Ananias und sein Bruder Ezechias, sowie die Mitglieder der früher an Agrippa abgeordneten Gesandtschaft, mit den königlichen Truppen sich nach dem weiter oben liegenden Königshof flüchteten und rasch dessen Tore absperrten.

Für diesen Tag nun ließen es sich die Rebellen am erfochtenen Siege und dem Vernichtungswerk des Feuers genüge sein und rasteten vom Kampfe aus.


Am anderen Tage – es war das der fünfzehnte des Monates Lous – eilten die Aufrührer nach der Antonia, deren Besatzung sie nach zweitägiger Berennung überwältigten und niedermetzelten. Die Veste selbst gab man den Flammen preis.

Hierauf zogen sie wieder zum Königshof hinüber, in den sich die königlichen Truppen auf ihrer Flucht geworfen hatten, und machten sich, in vier Scharen verteilt, an die Erstürmung der Mauern. Da die Belagerer zu zahlreich waren, wagte keiner von den Eingeschlossenen einen Ausfall, dafür aber beschossen sie von den verschiedenen Brustwehren und Türmen herab die Stürmenden so wirksam, dass gar viele aus dem Raubgesindel am Fuße der Mauern niedergestreckt wurden.

Weder bei Nacht noch bei Tag setzte das blutige Ringen aus. Die Rebellen hofften, dass die Belagerten durch Mangel an Proviant, die Belagerten aber, dass die Stürmenden infolge der Anstrengung endlich mürbe gemacht würden.


Um diese Zeit war ein gewisser Manaim, ein Sohn des unter dem Namen „Judas der Galiläer“ bekannten und berüchtigten Sektenstifters, der einstmals unter Quirinius die Juden aufgehetzt und es als eine Schmach erklärt hatte, neben Gott noch die Römer als Herrn zu gedulden, mit seinen Bekannten nach Masada aufgebrochen, hatte daselbst das Arsenal des Königs Herodes aufgesprengt und außer den Banden von Judäa noch anderes Raubgesindel mit den hier vorgefundenen Waffen ausgerüstet. So kam er nun, mit diesem Haufen wie von einer königlichen Leibgarde umgeben, nach Jerusalem zurück, übernahm die Führung des Aufstandes und leitete die Belagerung.

Da es an Belagerungsmaschinen mangelte, und die Belagerer unter dem Hagel der herabsausenden Geschosse unmöglich ohne Deckung die Mauer untergraben konnten, so trieb man, selbstverständlich aus ziemlicher Entfernung, unter einen der Türme hin einen unterirdischen Gang und sicherte seine Decke durch Stützen vor dem Einsturz. Dann legte man Feuer an die Tragbalken und verließ den Gang.

Wie nun die Zimmerung unter dem Turme verkohlt war, stürzte der Turm auch sofort zusammen. Aber in diesem Augenblicke kam hinter seinen Trümmern und ihm gerade gegenüber eine zweite Mauer zum Vorschein. Die Verteidiger hatten nämlich das schlaue Beginnen der Rebellen noch zur rechten Zeit gemerkt – vielleicht hatte auch der Turm ein wenig gezittert, als man unter ihm grub – und sich darum eine neue Schutzwehr angelegt.

Über deren unerwarteten Anblick waren die Aufrührer, die schon gewonnenes Spiel zu haben glaubten, ganz verdutzt. In diesem Momente kamen jedoch von Seite der Eingeschlossenen Parlamentäre zu Manaim und den übrigen Rädelsführern der Empörer und baten um freien Abzug.

Dieser ward ihnen auch gewährt, jedoch nur den Königlichen und Einheimischen, worauf dieselben die Veste verließen. In derselben blieben nur mehr die Römer zurück, jetzt schon eine Beute der größten Mutlosigkeit, da sie ganz außer Stande waren, eine so ungeheure Übermacht zu durchbrechen, und es andererseits für entehrend hielten, um eine Capitulation auf Gnade zu betteln, abgesehen davon, dass sie sich auch im Falle, als sie wirklich zugestanden werden sollte, auf das Versprechen gar nicht verlassen konnten.

Sie räumten unter diesen Umständen zunächst die Kaserne im Königshofe, weil sie keinen ernsten Widerstand leisten konnte, und flohen auf die Königstürme, den sogenannten Hippikus, Phasaël und Mariamneturm.

Kaum hatten sich aber die Soldaten nach der anderen Seite geflüchtet, als schon die Banden des Manaim bei der einen hereindrangen und alle, die sich nicht schnell genug auf die Türme hatten retten können und noch eingeholt wurden, niedermachten. Das Gepäck ward geplündert, und die Kaserne darauf angezündet. Diese Ereignisse spielten sich ab am sechsten des Monates Gorpiäus.


Im Verlaufe des nächsten Tages ward der Hohepriester Ananias, der sich im Wasserkanal des Königshofes verkrochen hatte, entdeckt und von den Banditen sammt seinem Bruder Ezechias sofort niedergestochen. Die Türme wurden einstweilen von den Aufständischen nur eng umschlossen und überwacht, damit kein einziger Soldat entschlüpfen könnte.

Dem Manaim hatte indessen der Fall der Burgen und der Tod des Hohenpriesters Ananias den Kopf bis zur Grausamkeit verrückt, und da er überdies gar keinen ebenbürtigen Rivalen um die Herrschaft mehr zu haben vermeinte, so wurde seine Tyrannei geradezu unerträglich.

Die Anhänger des Eleazar ließen sich sein Gebaren auch nicht ruhig gefallen und redeten einer den anderen gegen Manaim mit den Worten auf: „Man darf nicht auf der einen Seite aus Liebe zur Freiheit von den Römern abfallen wollen, um auf der anderen dieselbe einem jüdischen Henker vorzuwerfen und sich einen Alleinherrscher aufzuhalsen, der, wenn er sich auch keine Gewalttat zu Schulden kommen ließe, doch auf jeden Fall tief unter uns steht. Denn wenn schon Jemand die Herrschaft über die Nation übernehmen müsste, so hätte auf dieselbe ein jeder andere mehr Anspruch, als dieser Mensch da!“ So kam es zur Verschwörung und bald auch zu einem tätlichen Angriff auf Manaim, der im Tempel und zwar in dem Augenblick erfolgte,

als derselbe mit hocherhobenem Haupte, in ein königliches Prachtgewand gehüllt, hinter sich die bewaffneten Zeloten wie eine Schleppe herziehend zum Heiligtum hinaufstieg, um dort seine Andacht zu verrichten.

Sobald die Leute des Eleazar auf ihn eindrangen, unterstützte auch sofort das übrige Volk den Angriff durch einen Steinhagel, mit dem es den Verführer überschüttete, in der Hoffnung, durch seine Ermordung die Brände der ganzen Revolution zu zerstreuen.

Eine kleine Weile leisteten die Parteigänger des Manaim Widerstand. Als sie sich aber von der ganzen Volksmasse angegriffen sahen, suchte sich ein jeder, wo und wie er konnte, durch die Flucht zu retten. Wer eingeholt wurde, ward niedergestreckt, wer sich versteckte, aufgespürt.

Nur wenigen gelang es, sich aus der Stadt zu retten und auf Schleichwegen nach Masada zu entrinnen, darunter auch dem Eleazar, dem Sohne des Jairus, einem Blutsverwandten des Manaim, der später als Despot von Masada wieder auftauchte.

Was Manaim selbst betrifft, so hatte er sich mit anderen auf den sogenannten Ophel geflüchtet, wo er sich wie eine Memme versteckt hielt. Doch ward er hier entdeckt, aus seinem Schlupfwinkel herausgezogen und auf eine martervolle Weise zu Tode gebracht. Denselben Tod erlitten mit ihm seine Unteranführer, darunter namentlich Absalom, von den Schergen seiner Tyrannei wohl der allerberüchtigste.


Während sich nun das Volk, wie ich gesagt habe, bei der Unterstützung der Partei des Eleazar nur von der Hoffnung leiten ließ, damit wenigstens einen Anfang zur Erstickung der ganzen aufständischen Bewegung zu machen, hatte im Gegenteil diese Partei bei der Beseitigung des Manaim nicht etwa das Bestreben, dem Kriege ein Ende zu machen, sondern ihn nur umso zwangloser führen zu können.

So inständig auch das Volk sie bat, die Belagerung der Soldaten aufzuheben, so setzten sie ihnen doch nur umso ärger zu, bis endlich die Schar des Metilius – das war der Name des Kommandierenden – zu den Leuten des Eleazar hinabschickte und sich nur die Zusicherung des nackten Lebens ausbat, mit dem Versprechen, alles andere, selbst die Waffen und sonstiges Eigentum, abliefern zu wollen.

Die Belagerer ließen sich auch nicht zweimal bitten, sondern sandten zum Handschlag und zur Eidesleistung den Gorion, Sohn des Nikomedes, den Ananias, Sohn des Sadduki, und Judas, den Sohn des Jonathas, zu ihnen hinauf. Als alles vorüber war, führte Metilius seine Soldaten von den Türmen herab.

Solange nun die Krieger noch ihre Waffen hatten, machte keiner der Rebellen einen Versuch, sie anzugreifen, noch verriet eine Miene die lauernde Tücke. Sobald aber alle nach Übereinkommen ihre großen Schilde und die Schwerter abgelegt hatten und, ohne noch den leisesten Verdacht geschöpft zu haben, sich eben entfernen wollten, fiel Eleazar und seine Schar über sie her, umzingelten sie und metzelten sie nieder. Keiner setzte sich zur Wehre, keiner bat um sein Leben, nur ein Ruf aller drang zum Himmel: „Vertrag und Eid!

So wurden sie alle grausam abgeschlachtet mit einziger Ausnahme des Metilius, der um Pardon gebeten und versprochen hatte, Proselyte zu werden, ja sogar sich beschneiden zu lassen, weshalb er allein mit dem Leben davonkam. Für die Römer war das Unglück leicht zu verschmerzen: im Vergleich zu ihrer unermesslichen Heeresmacht waren es ja doch nur etliche, die da hingeopfert worden waren, den Juden aber erschien es wie der erste Act zu ihrem letzten Trauerspiel.

Indem man die erste Entwicklung des Krieges nunmehr in ein unheilbares Stadium eingetreten und die Hauptstadt selbst von einem grausigen Blutbade entweiht sah, aus dem sich notwendig ein Racheengel Gottes erheben musste, auch wenn man die Rache der Römer nicht zu fürchten gehabt hätte, ward die Trauer eine allgemeine und öffentliche, und die tiefste Niedergeschlagenheit herrschte in der ganzen Stadt. Alle Gutgesinnten waren bestürzt in der Erwartung, für die Rebellen zur Verantwortung gezogen zu werden: war ja zudem das Gemetzel gerade an einem Sabbat geschehen, an welchem Tage sonst die Juden aus religiösen Gründen nicht einmal eine ganz unschuldige Arbeit anrühren dürfen.