Allgemeine Bedrängnis und Niedermetzlung der Juden in Cäsarea, Syrien, Scythopolis, Askalon, Ptolemais, Tyrus, Hippus, Gadara, im Reiche des Agrippa II. und in Alexandrien. Rachezüge der Juden. Eroberung der Vesten Cyprus und Machärus.


Genau am selben Tage und zur selben Stunde, als wäre es eine Fügung Gottes gewesen, vernichteten die Einwohner von Cäsarea die daselbst wohnende Judenschaft: unter einer einzigen Stunde wurden über 20.000 hingemordet, so dass Cäsarea mit einem Schlage seine ganze jüdische Bevölkerung verlor, da selbst jene, die dem Gemetzel entrannen, von Florus aufgegriffen und zu Zwangsarbeiten auf die Schiffswerften geschafft wurden.

Dieser Unglücksschlag von Cäsarea entflammte die ganze jüdische Nation zu wildestem Grimme. Man bildete mehrere Kriegshaufen und verwüstete die Dörfer der Syrer, wie auch die benachbarten Städte Philadelphia, Sebonitis, Gerasa, Pella und Scythopolis.

Darauf überfiel man Gadara, Hippus und die Landschaft Gaulanitis. Die Ortschaften wurden zum Teil geschleift, zum Teil auch in Brand gesteckt. So rückte man weiter gegen das tyrische Kedesch, Ptolemais, Gaba und Cäsarea.

Nicht einmal Sebaste vermochte ihrem Ansturm zu widerstehen, sowenig wie Askalon. Von ihren rauchenden Trümmern weg zogen die Juden gegen Anthedon und Gaza, das sie beides der Erde gleich machten. Auch zahlreiche Dörfer im Umkreis dieser Städte fielen den Juden zur Beute, und geradezu unermesslich war die Zahl der Menschen, die in ihre Hände gerieten und einfach niedergestoßen wurden.


Man darf aber ja nicht glauben, als hätten die Syrer etwa weniger Leute von ihren Gegnern niedergemacht, als die Juden, da umgekehrt auch sie jene Juden, die sie in ihren Städten erwischen konnten, hinschlachteten, und zwar nicht mehr bloß aus Gehässigkeit, wie früher, sondern schon aus dem einen Grunde, um dem über ihrem eigenen Haupte schwebenden Verderben zuvorzukommen.

Ein wilder Aufruhr durchtobte ganz Syrien, und jede Stadt war in zwei feindliche Heerlager geschieden: den Gegner mit dem Vernichtungsschlage zu überholen, war das einzige Rettungsmittel!

Nachdem man den Tag über in Blut gewatet, brachte die Nacht mit ihrem unheimlichen Grauen noch größeres Bangen. Sobald man sich irgendwo die eigentlichen Juden vom Halse geschafft zu haben glaubte, musste man sich noch vor ihren Anhängern inacht nehmen, da es Niemand auf sich nehmen wollte, das in den einzelnen Städten vorhandene erwähnte Zwitterelement kurzer Hand zu vernichten, während man doch andererseits diese Leute als Mischlinge gerade so gut, wie die Vollblutjuden, zu fürchten hatte.

Dazu kam noch die Habgier, welche selbst Leute von einer wahren Lammesnatur, wie es früher schien, zum Morde ihrer Gegner verlockte: konnte man sich ja doch ganz ungescheut über die Habe der Erschlagenen hermachen und wie von einem Schlachtfeld weg die bei den Leichen gemachte Beute in die eigenen Häuser schleppen! Wer hier den größten Gewinn machte, war auch der größte Held, weil der größte Mörder!

Auf Schritt und Tritt konnte man in den Städten unbestattete Leichen, todte Greise, umgeben von kleinen Kindern und von Frauen, letztere sogar ohne die allernotwendigste Hülle, auf der Erde liegen sehen. Die ganze Provinz war voll unbeschreiblicher Jammerszenen, und die Spannung, welche durch die herumschwirrenden drohenden Gerüchte erzeugt wurde, war noch furchtbarer, als der Schrecken über die einzelnen in Wirklichkeit vorgefallenen Freveltaten.


Hatten nun bisher die Juden immer nur mit Nichtjuden blutige Zusammenstöße gehabt, so mussten sie hingegen bei ihrem Sturm auf die Stadt Scythopolis die Feindschaft ihrer eigenen daselbst befindlichen Landsleute erfahren, die da in Reih’ und Glied mit den übrigen Einwohnern von Scythopolis und mit Hintansetzung ihrer Stammesverwandtschaft, nur um ihre Haut zu sichern, gegen ihre Landsleute ausrückten. Aber selbst diese ihre ausnehmende Bereitwilligkeit blieb vom Argwohn nicht verschont.

Es besorgten nämlich die Scythopolitaner, dass sie sich während der Nacht über die Stadtbewohner hermachen und mit Strömen heidnischen Blutes sich von der Schuld ihres Abfalles vor den Stammgenossen reinwaschen könnten. Man befahl ihnen daher, sich mit ihren Familien in den städtischen Hain zu begeben, um, wie man ihnen sagte, auf diese Weise ihr volles Einverständnis mit den übrigen Bewohnern zu bekräftigen und ihre Treue gegen die heidnische Bevölkerung zu beweisen.

Die Juden kamen auch dem Auftrag ohne jede böse Ahnung nach, und die Scythopolitaner blieben, um diesen ihren guten Glauben noch sicherer zu täuschen, zwei Tage hindurch ganz ruhig. Wie sie nun auf ihrer Lauer in der dritten Nacht die Juden zum Teil ganz sorglos, zum Teil auch eingeschlafen sahen, hieben sie alle, über 13.000 Menschen, zusammen und rissen ihre ganze Habe an sich.


Es verdient hier auch das unglückliche Ende eines gewissen Simon angeführt zu werden, dessen Vater Saulus nicht gerade zu den unbekannten Persönlichkeiten zählte. Der Sohn selbst, ein Mann von außergewöhnlicher Körperkraft und Waghalsigkeit, hatte leider beide Vorzüge nur zum Unheil seiner eigenen Stammgenossen geltend gemacht.

Tag für Tag hatte er nämlich die Juden vor Scythopolis angegriffen und ihrer viele erschlagen, ja oftmals hatte er sie alle miteinander in die Flucht gejagt und durch seinen Arm allein das ganze Gefecht zur Entscheidung gebracht.

Endlich ereilte ihn die gerechte Rache für sein Wüthen am eigenen Fleische. Denn als die Scythopolitaner sie umzingelt hätten und nun in dem erwähnten Haine niederzuschießen begannen, da zog er sein Schwert, ohne sich jedoch auf einen der Feinde zu stürzen, die er in so erdrückender Übermacht vor sich sah, und schrie ganz außer sich vor innerem Schmerze:

Nur zu wohlverdient ist der Lohn, den ich für meine Untaten von den Scythopolitanern jetzt erhalte, weil ich mit soviel Bruderblut meine Anhänglichkeit an sie besiegeln zu müssen glaubte. Als Fluchbeladene und als Leute, gegen die man den Treubruch von Seite eines Fremden nur begreiflich finden kann, weil sie an dem eigenen Volke aufs ärgste gefrevelt haben, wollen wir nun auch den Tod erleiden und zwar den Tod durch eigene Hand, da sich für solche Sühne ein Stoß von Feindes Hand wohl weniger ziemt.

Doch soll mir diese Tat nicht bloß eine volle Sühne für meine Schlechtigkeit sein, sondern auch den Ruhm meiner Tapferkeit verkünden, damit kein Gegner sich mit meiner Ermordung brüsten oder gar noch meine Leiche mit seinen Prahlereien verhöhnen möge.

Nach diesen Worten überflog er mit einem Blicke, in dem sich Mitleid und Ingrimm spiegelten, seine ganze Familie, bestehend aus Frau und Kindern, nebst seinen greisen Eltern.

Dann riss er zuerst den Vater bei seinen grauen Haaren herbei und rannte ihm das Schwert durch und durch, hierauf der Mutter, die sich ebensowenig wehrte, darnach seinem Weibe und den Kindern, die sich alle fast selbst ins Schwert stürzten, um nur der Hand des Feindes zuvorzukommen.

Nachdem er so mit seiner ganzen Familie fertig war, holte er, vor aller Augen auf den Leichen stehend, mit seiner Rechten soweit aus, dass es Jederman deutlich sehen musste, und senkte die volle Klinge in sein eigenes Lebensblut – ein junges Blut, bedauernswürdig in Anbetracht seiner Leibesstärke und seines Heldensinnes, aber auch gebürend gezüchtigt für seine Treue gegen ein fremdes Volk!


Auf dieses Massakre der Juden in Scythopolis hin erhoben sich auch die Einwohner der übrigen Städte gegen ihre jüdischen Mitbürger. So metzelten die Askaloniter 2.500, die Bewohner von Ptolemais an 2.000 Juden nieder und warfen außerdem nicht wenige in den Kerker.

Auch die Tyrier brachten gar viele ums Leben, und noch größer war die Zahl derer, die sie in Haft hielten. Ähnlich taten die Bewohner von Hippus und Gadara, die sich der verwegeneren Gesellen entledigten, die furchtsameren Elemente aber bloß einsperrten; ebenso die übrigen Städte Syriens, soweit sie sich teils von Judenhass, teils von Judenfurcht beeinflussen ließen.

Nur die Antiochener, Sidonier und Apameer schonten ihre Judencolonien und wollten weder einem Juden ans Leben gehen, noch ihm die Freiheit nehmen lassen, vielleicht darum, weil sie infolge ihres eigenen Übergewichtes die Juden selbst im Falle einer aufständischen Bewegung nicht zu beachten brauchten, nach meiner Ansicht aber hauptsächlich aus Mitleid mit Menschen, an denen niemand auch nur die geringste Neuerungssucht bemerken konnte.

Auch die Gerasener krümmten den Juden, die bei ihnen bleiben wollten, kein Haar und gaben jenen, die aus der Stadt fortziehen wollten, sogar das Geleite bis an die Grenze ihres Gebietes.


Selbst im Königreich des Agrippa wurden den Juden Nachstellungen bereitet. Als nämlich der König einst zu Cestius Gallus nach Antiochien gereist war, führte die Regierungsgeschäfte einer seiner Freunde, namens Noarus, den er zu diesem Zwecke zurückgelassen hatte, ein Blutsverwandter des Königs Soämus.

Da kamen von Batanäa siebzig Männer, die nach Geburt und Geist zu den tüchtigsten Bürgern zählten, und baten um Militär, damit sie eine genügende Schutzmannschaft hätten, um ihre Widersacher niederzuhalten, wenn auch bei ihnen eine Gährung entstehen sollte.

Diese Männer ließ nun Noarus alle miteinander durch einige nächtlicherweise ausgesandte Schwerbewaffnete aus der Zahl der königlichen Truppen zusammenhauen. Er hatte diese Tat ohne Wissen und Willen des Agrippa rein auf eigene Faust vollführt, und zwar war es maßlose Geldgier, die ihn bewogen, zum größten Schaden des Reiches sich zu solchen Ruchlosigkeiten an den eigenen Stammesbrüdern herzugeben. Er setzte auch längere Zeit seine frevelhafte Grausamkeit gegen die jüdische Nation fort, bis es endlich Agrippa zu Ohren kam. Aus Rücksicht auf Soämus wollte ihm doch der König nicht geradezu den Kopf vor die Füße legen lassen, aber er enthob ihn wenigstens sofort von der Statthalterschaft.

Um diese Zeit gelang es auch den jüdischen Rebellen, die oberhalb Jericho gelegene Veste Cyprus einzunehmen. Die Besatzung ließen sie über die Klinge springen und trugen dann die Bollwerke bis auf den Grund ab.

Gleichfalls in diesen Tagen war es, dass die jüdische Bevölkerung von Machärus an die dortige römische Garnison das Ansinnen stellte, die Burg zu räumen und den Juden zu überlassen.

Da die Römer die Folgen einer gewaltsamen Erstürmung nicht auf sich nehmen mochten, so verhandelte man mit den Juden wegen freien Abzuges und übergab dann auch nach erhaltener Bürgschaft die Festung, die nunmehr, durch eine jüdische Besatzung gesichert, in den Händen der Machäriten blieb.


Was Alexandrien betrifft, so wurde die jüdische Bevölkerung daselbst von den Eingebornen schon seit jeher angefeindet, d. h. seit jener Zeit, da Alexander den jüdischen Ansiedlern zum Lohn für die außerordentliche Bereitwilligkeit, mit der ihn die Juden im Kampfe gegen die Ägypter unterstützt hatten, gleiche bürgerliche Rechte mit den Griechen bewilligt hatte.

Diese Auszeichnung wurde ihnen auch von seinen Nachfolgern fort und fort bestätigt, die ihnen sogar einen gesonderten Stadtbezirk gaben, wo sie, vom Verkehre mit den Fremden weniger berührt, ihre gesetzliche Lebensweise reiner zum Ausdruck bringen könnten, und ihnen erlaubten, sich „Macedonier“ nennen zu dürfen. Als dann die Römer sich in den Besitz Ägyptens gesetzt hatten, duldete weder der erste Cäsar, noch einer seiner Nachfolger eine Beeinträchtigung der von Alexander herrührenden Rechte.

Doch hatten die Juden in einemfort Zusammenstöße mit den Griechen, und der Streit wurde, trotzdem die Präfekten Tag für Tag viele Schuldige aus beiden Parteien abstrafen ließen, nur desto erbitterter.

Endlich brachten die Wirren zu unserer Zeit, die auch anderwärts alles erschütterten, den Brand in Alexandrien zum vollen Ausbruche. Als nämlich einst die Alexandriner in Sachen der Gesandtschaft, die man an Nero abordnen wollte, eine Volksversammlung veranstalteten, waren zugleich mit den Griechen zahlreiche Juden in das Amphitheater geströmt.

Kaum war aber die Gegenpartei ihrer ansichtig geworden, als sie auch sofort laut zu schreien begannen: „Feinde, Spione!“ und dann auf sie lossprangen, um Hand an sie zu legen. Während sich nun die meisten Juden durch schleunige Flucht, der eine dahin, der andere dorthin noch retten konnten, fielen immerhin drei Männer in die Gewalt des Pöbels und wurden auf der Stelle zum Scheiterhaufen geschleppt, um lebendig verbrannt zu werden.

Racheschnaubend erhob sich dagegen die ganze Judencolonie, um zunächst mit Steinwürfen den Griechen zuzusetzen. Dann aber griff man plötzlich nach Fackeln und stürmte nach dem Amphitheater mit der lauten Drohung, die Bürgerschaft darinnen bis auf den letzten Mann in den Flammen zu begraben. Nur allzuschnell hätten die Juden ihre Drohung zur Wahrheit gemacht, wenn nicht der in der Stadt residierende Präfekt Tiberius Alexander ihr wütendes Gebaren vereitelt hätte.

Tiberius wollte sie jedoch nicht gleich mit dem Schwerte zur Vernunft bringen, sondern ließ sie zuerst durch eine Abordnung vornehmer Bürger zur Einstellung der Feindseligkeiten auffordern, widrigenfalls sie das römische Militär zum Losschlagen reizen würden. Die Verwarnung beantworteten die Aufständischen mit Hohn und Spott und mit Lästerungen gegen den Präfekten.


Wie nun Tiberius sehen musste, dass die revolutionären Gelüste nur in einem großen Blutbade noch erstickt werden könnten, ließ er die zwei in der Stadt einquartierten römischen Legionen und außerdem noch 5.000 andere Soldaten, die eben aus Libyen in Alexandrien eingetroffen waren und durch einen merkwürdigen Zufall gerade zur Niedermetzlung der Juden rechtkommen sollten, gegen die Meuterer ausrücken, mit der ausdrücklichen Erlaubnis, nicht bloß die Juden zusammenzuhauen, sondern auch ihren Besitz zu plündern und ihre Wohnstätten niederzubrennen.

Die Soldaten stürmten nun den sogenannten Deltabezirk, wo die Judencolonie sich angesiedelt hatte, und vollführten die gegebenen Befehle. Doch lief das nicht ohne blutigen Widerstand ab, da die Juden in dichten Rotten, die bestbewaffneten an der Spitze, durch sehr lange Zeit sich behaupteten. Als aber einmal ihre Reihen zu wanken begannen, ging freilich der Kampf bald in ein wildes Morden über, und das Gemetzel ward allgemein: die einen wurden auf ihrer Flucht über die freie Ebene vom Tode erreicht, die anderen fanden ihn dicht zusammengedrängt in den Häusern, welche ihnen von den Römern nach vorgängiger Plünderung der im Innern befindlichen Wertsachen unter den Füßen angezündet wurden. Die Soldaten waren weder für das Mitleid mit den Kleinen noch für die Ehrfurcht vor dem grauen Haare zugänglich, kein Alter entging ihrem blutigen Wüthen, so dass der ganze Stadtteil nur eine einzige Blutlache war, in der sich 50.000 Leichen häuften! Nicht einmal der Rest wäre verschont geblieben, wenn er nicht zu flehentlichen Bitten seine Zuflucht genommen hätte, worauf Alexander aus Mitleid mit ihnen die römischen Soldaten aus dem Judenquartiere zurückrief.

An strammen Gehorsam gewöhnt, ließen die Römer auf den ersten Wink von der blutigen Arbeit. Schwieriger aber gestaltete sich die Abberufung des alexandrinischen Pöbels zufolge seines riesigen Judenhasses, so dass man ihn selbst von den Leichen nur mit harter Mühe zurücktreiben konnte.


Solcherweise verlief das blutige Drama von Alexandrien. Da nun die Juden bereits an allen Orten als erklärte Feinde galten, glaubte auch Cestius nicht länger mehr den stillen Beobachter machen zu dürfen.

Er nahm von Antiochien die zwölfte Legion in ihrer vollen Stärke und je 2.000 Mann Kerntruppen aus den übrigen Legionen, dann sechs Cohorten anderes Fußvolk und vier Reitergeschwader. Dazu kamen noch die von den Königen beigestellten Bundestruppen, und zwar von Antiochus 2.000 Reiter mit 3.000 Fußgängern, sämmtlich Bogenschützen, von Agrippa ebensoviele Fußtruppen, aber etwas weniger Reiterei, von Soämus endlich, der ebenfalls Heeresfolge leistete, 4.000 Mann, von denen die Reiterei nur den dritten Teil ausmachte, den größten Teil aber die Bogenschützen. Mit dieser Macht marschierte Cestius zuerst nach Ptolemais.

Sehr beträchtliche Hilfsvölker hatten sich auch aus den Städten um ihn geschart, die allerdings, was kriegerische Erfahrung anging, den Berufssoldaten nicht gewachsen waren, aber durch ihr kriegerisches Feuer und ihren Hass gegen die Juden die Lücken ihrer militärischen Kenntnisse ersetzten. Agrippa hatte sich ebenfalls in Person bei Cestius eingefunden, um dem Heere die Wege zu weisen und sonstige gute Ratschläge zu erteilen. Seinen ersten Angriff richtete Cestius mit einem Teile seiner Streitmacht gegen eine feste Stadt Galiläas, namens Chabulon, die den Zunamen „die volkreiche“ hatte und an der Grenze des jüdischen Gebietes gegen Ptolemais hin gelegen war.

Er traf sie von Menschen ganz entblößt, da sich die Einwohner sämmtlich in die Berge geflüchtet hatten, wohl aber angefüllt mit jeder Art von Kostbarkeiten. Während er die letzteren den Kriegern zur Beute überließ, befahl er, die Stadt, obschon sie Paläste von einer ihm selbst imponierenden Schönheit und einer ähnlichen Bauart, wie die zu Tyrus, Sidon und Berytus hatte, in Asche zu legen.

Hierauf streifte er die Gegend ab, plünderte, was er nur erreichen konnte, und brannte die Dörfer im Umkreise nieder, um sich dann wieder nach Ptolemais zurückzuziehen.

Während aber die Syrer und zwar größtenteils Leute von Berytus noch immer am Plündern waren, hatten sich die Juden, die den Cestius schon in weiter Ferne wussten, von ihrem Schrecken wieder erholt und stürzten sich nun ganz unvermutet auf die Zurückgebliebenen, von denen bei 2.000 unter ihren Händen fielen.


Cestius marschierte hierauf von Ptolemais wieder ab, um sein Hauptquartier in Cäsarea aufzuschlagen, einen Teil des Heeres aber sandte er nach Joppe mit der Weisung voraus, diese Stadt, wenn sie sich durch einen Handstreich nehmen ließe, zu besetzen, sonst aber, wenn man sich gegen ihren Anmarsch vorsehen würde, auf ihn und die Hauptarmee zu warten.

Eine Abteilung suchte nun auf dem Seewege, eine zweite zu Lande in aller Eile Joppe zu erreichen, und es glückte ihnen wirklich, durch einen Doppelangriff von der See- und Landseite aus die Stadt mit leichter Mühe zu nehmen. Die Römer drangen so rasch ein, dass die Einwohner nicht einmal Zeit zur Flucht fanden, geschweige denn, dass sie sich hätten in Verteidigungszustand setzen können, und so wurden sie allesammt mit Weib und Kind niedergestoßen, die Stadt selbst geplündert und angezündet.

Die Zahl der Getödteten belief sich auf 8.400! In gleicher Absicht schickte der Statthalter auch in den an Cäsarea angrenzenden Bezirk von Narbata eine beträchtliche Reiterschar, die das Land verheerte, eine große Zahl seiner Bewohner hinmordete, deren Hab und Gut plünderte und schließlich ihre Dörfer niederbrannte.


Nach Galiläa entsendete Cestius den Kommandanten der zwölften Legion, namens Cäsennius Gallus, und stellte ihm soviel Truppen zur Verfügung, als nach seiner Voraussetzung der Widerstand der dortigen Bevölkerung erheischte.

Gallus ward aber gerade von der stärksten Stadt Galiläas, von Sepphoris, mit freudigem Willkomm empfangen, und die Wirkung dieses wohlberatenen Schrittes war, dass auch die übrigen Städte sich ruhig verhielten, während alle Rebellen- und Räuberbanden sich auf das Gebirge flüchteten, das genau die Mitte Galiläas einnimmt und Sepphoris gegenüber liegt, genannt das Asamongebirge. Auf diese warf sich nun Gallus mit seinen Truppen.

Solange die Banden den Vorteil des höheren Terrains besaßen, konnten sie sonder Mühe die anrückenden Römer mit Erfolg beschießen und bei 200 aus ihnen niederstrecken; wie aber einmal die Soldaten den Berg umgangen hatten und auf den höher gelegenen Punkten erschienen, da erlagen sie beim Mangel jeder Deckung in kurzer Zeit und vermochten sich weder gegen die Schwerbewaffneten im Nahkampf zu behaupten, noch auch, einmal geschlagen, den feindlichen Reitern zu entkommen. Nur wenige konnten infolge dessen vor den Verfolgern in schwer zugänglichen Orten ein Versteck erreichen, über 2.000 blieben todt am Platze.