Varus stellt in Judäa die Ruhe wieder her.


Als Varus die Briefe des Sabinus und der Truppenkommandanten erhalten hatte, glaubte er sofort für die ganze Legion fürchten und darum schleunigst zu ihrem Entsatze aufbrechen zu müssen.

Er nahm die zwei anderen Legionen und die ihnen zugeteilten vier Reitergeschwader und marschierte nach Ptolemais ab, das er auch zum Sammelplatz für die Bundestruppen der verschiedenen Könige und Fürsten bestimmt hatte. Unterwegs zog er überdies von den Einwohnern der Stadt Berytus, durch die er durchkam, noch 1.500 Schwerbewaffnete an sich.

Sobald dann in Ptolemais das gesammte Heer der Bundesgenossen, darunter auch der Araber Aretas, den übrigens nur der Hass gegen Herodes hiebei leitete, an der Spitze einer nicht unbedeutenden Streitmacht von Reiterei und Fußvolk, eingetroffen war, sandte Varus sofort einen Teil seiner Truppen nach der an das Gebiet von Ptolemais angrenzenden Landschaft Galiläa. Die Leitung der Expedition übergab er seinem Freund Cajus, der denn auch die entgegenrückenden Feinde zurückwarf, die Stadt Sepphoris erstürmte und verbrannte, ihre Bewohner aber zu Sklaven machte.

Hierauf zog Varus in Person an der Spitze der ganzen wiedervereinigten Macht Samaria zu, tat aber der Stadt nichts zuleide, weil er erfahren hatte, dass sie dem Beispiel anderer aufrührerischer Städte nicht gefolgt war und keine aufständische Bewegung hatte aufkommen lassen. Er campierte dafür in der Umgebung eines Dorfes, namens Arus. Da dasselbe ein Besitztum des Ptolemäus war, so ward es von den Arabern, die auch alle Freunde des Herodes mit ihrem Grimme verfolgten, gründlich ausgeraubt.

Von da zog Varus nach einem anderen Dorfe, Sampho, auf einer Anhöhe gelegen, das die Araber nebst allen anderen benachbarten Ortschaften, auf die sie stießen, gleichfalls ausplünderten. Feuersäulen und Blutbäche bezeichneten ihren Weg, und vor ihren räuberischen Händen war nichts geschützt.

Auch Emmaus, dessen Bewohner übrigens die Flucht ergriffen hatten, wurde, und zwar auf ausdrücklichen Befehl des Varus, der die Hinschlachtung des Arius und seiner Krieger noch nicht verschmerzt hatte, eingeäschert.


Von hier aus ging Varus gegen Jerusalem vor, doch genügte sein bloßes Erscheinen an der Spitze des römischen Heeres, um die Stellungen der Juden aufzurollen. Während nun die früheren Belagerer sich aus dem Staube machten und über das Land hinflohen, öffneten ihm die eigentlichen Stadtbewohner ihre Tore und suchten sich bei ihm von aller Schuld am Abfalle zu entlasten, indem sie beteuerten, dass sie für ihre Person der Bewegung ganz ferne gestanden und nur wegen des Festes gezwungen gewesen seien, die Menge in die Stadt einzulassen, wo sie dann, weit entfernt, den Meuterern im Kampfe zu helfen, im Gegenteil selbst von ihnen zugleich mit den Römern in Belagerungszustand versetzt worden seien.

Dem Varus waren übrigens gleich anfangs Josephus, der Vetter des Archelaus, mit Gratus und Rufus an der Spitze der königlichen Truppen und der Sebastener, sowie auch die römischen Legionäre in ihrer üblichen Kriegsparade entgegengezogen – ohne Sabinus. Der hatte es nicht einmal gewagt, dem Varus unter die Augen zu kommen, und darum schon früher sich aus der Stadt entfernt, um sich ans Meer zu begeben.

Varus ließ jetzt durch eine Abteilung seines Heeres zur Verfolgung der Rebellen das Land abstreifen und konnte auch deren eine große Anzahl aufgreifen. Davon ließ er dann jene, die beim Aufruhr eine mehr untergeordnete Rolle gespielt hatten, bloß in die Gefängnisse werfen, die Rädelsführer aber in der Zahl von beiläufig 2.000 ans Kreuz schlagen.


In Jerusalem erfuhr er auch, dass Idumäa noch immer von Scharen Schwerbewaffneter in der Gesammtstärke von 10.000 Mann besetzt gehalten würde. Dessenungeachtet gab er gerade jetzt den Arabern ihren Abschied, weil er sich überzeugt hatte, dass sie so ganz und gar nichts von der Art wahrer Bundesgenossen hatten, sondern den Krieg nur auf eigene Faust und Rechnung führten und aus Hass gegen Herodes in der Schädigung des Landes weit über seine Absicht hinausgingen. Er rückte also mit seinen Legionären allein in Eilmärschen gegen die Abtrünnigen heran.

Bevor es jedoch zum Kampfe kam, ergaben sich dieselben auf den Rat des Achiabus, worauf Varus dem großen Haufen gleich vollen Pardon gab, während er die Befehlshaber zur weiteren Verantwortung an den Kaiser sandte.

Augustus übte an der Mehrzahl Gnade und verhängte nur über einige Anverwandte des Königs, die, obwohl zur Sippe des alten Herodes gehörig, sich dennoch zu den Empörern geschlagen hatten, die Todesstrafe, weil sie gegen einen König aus dem eigenen Geblüte das Schwert ergriffen hätten.

Auf solche Art hatte nun Varus die Ruhe und Ordnung in Jerusalem wieder hergestellt. Zu ihrer ferneren Sicherung ließ er die schon früher hier dislozierte Legion zurück, während er selbst sich wieder nach Antiochia begab.