Beschreibung von Galiläa, Samaria und Judäa.


Es gibt zwei Galiläa, das „obere“ und das „untere“ zubenannt, und sie werden von Phönizien und Syrien umschlossen. Gegen Sonnenuntergang begrenzt sie die Stadt Ptolemais mit ihrem Territorium und der ehemals zu Galiläa, jetzt aber zum tyrischen Gebiete gehörige Bergzug des Karmel, an welchem die Reiterstadt Gaba gelegen ist, sogenannt von den unter Herodes verabschiedeten Reitern, die sich hier niedergelassen hatten.

Im Süden bildet das samaritische Gebiet und Scythopolis bis zum Jordanlaufe die Grenze, während nach Osten hin das Gebiet von Hippus, Gadara und Gaulanitis, wo das Königreich des Agrippa anfängt, die Scheide bilden.

Die nördlichen Landesteile dagegen stoßen an Tyrus und die tyrische Landschaft. Die Länge des sogenannten unteren Galiläa reicht von Tiberius bis zur Stadt Chabulon, an die sich dann im Küstengebiet gleich die Stadt Ptolemais anschließt.

Seine Breite erstreckt sich von dem auf der großen Ebene gelegenen Dorfe, namens Xaloth, bis Bersabe, von welchem Orte dann die Breitelinie für das obere Galiläa ansetzt, um bis zum Dorfe Baka an der Grenze des tyrischen Gebietes zu verlaufen.

Die Längslinie dagegen zieht sich für Obergaliläa von dem in der Nähe des Jordan gelegenen Dorfe Thella bis Meroth hin.


Obschon von so geringer Ausdehnung und andererseits von so bedeutenden fremdstämmigen Nationen umringt, hat doch Galiläa jedem Versuche einer feindlichen Invasion die Spitze geboten.

Die Galiläer sind ja Krieger schon von Kindheit auf und stets sehr volkreich, so dass also weder Zaghaftigkeit ihre Männer, noch Mangel an Männern ihr Land vom Widerstande zurückhalten konnte. Das letztere ist nämlich nach seiner ganzen Ausdehnung fett und weidereich und von den mannigfachsten Bäumen bestanden, so dass es infolge seines äußerst dankbaren Bodens selbst denjenigen zur Arbeit hinzieht, der sonst gar kein Freund von den Mühen des Ackerbaues ist.

In Wirklichkeit ist denn auch alles Land von seinen Bewohnern urbar gemacht, und kein Fleckchen unbenützt. Auch zahlreiche Städte gibt es daselbst, und sogar die vielen Dorfschaften sind, dank ihrem reichen Ertrage, allenthalben so stark bevölkert, dass die kleinste davon über 15.000 Einwohner besitzt.


Überhaupt dürfte man wohl Galiläa in Anbetracht seiner Hilfsquellen vor der Landschaft Peräa den Vorzug einräumen, mag man es auch in Ansehung seines Umfanges der letzteren nachsetzen. Galiläa ist überall Culturland und durchgängig sehr ergiebig, während Peräa doch zum größten Teil wüste und zerrissen und für die Pflege edlerer Früchte allzu rauh ist.

Immerhin sind auch hier die milderen Striche an allen Erzeugnissen reich, und die Ebenen mit den verschiedenartigsten Baumgattungen bepflanzt, doch sind die Culturen zumeist für den ölbaum, den Weinstock und für Palmengärten eingerichtet. Befruchtet wird das Land zum Teil von Winterbächen, die aus den Bergen kommen, zum Teil auch von salzhaltigen Quellen, die nie ausbleiben, sollten auch die anderen Wasserläufe in der Sommerhitze versiegen.

Seine Längenausdehnung reicht von Machärus bis Pella, seine Breite von Philadelphia bis an den Jordan.

Durch das eben genannte Pella wird die Landschaft im Norden, durch den Jordan aber nach Westen hin abgegrenzt. Seine südliche Grenze ist das Moabiterland, während seine Ausdehnung gegen Osten hin durch Arabien und das Silbonitische Gebiet, wie auch durch das Territorium von Philadelphia und Gerasa beschränkt erscheint.


Das Samariterland ist zwischen Judäa und Galiläa eingeschoben. Es beginnt bei dem auf der großen Ebene gelegenen Dorfe Ginäa und hört bei dem Bezirke von Akrabatene auf. In seiner Bodenbeschaffenheit unterscheidet es sich gar nicht von Judäa: beide Landschaften haben Gebirge, die mit Ebenen abwechseln, ihre Lage ist milde genug für den Landbau und sehr fruchtbar, sie sind baumreich und voll von wildem und von edlem Obst, weil es nirgends an natürlichen Rinnsalen fehlt, die Befeuchtung aber durch den Regen noch ergiebiger ist.

Alle Wasserläufe in den beiden Ländern sind von ausnehmender Süße, und wegen der Menge trefflicher Weidegräser gibt das Vieh hier mehr Milch, als anderswo. Was aber den vollgiltigsten Beweis für die Güte und den Wohlstand beider Landschaften bildet, das ist der Volkreichtum, der in denselben herrscht.


Auf der Scheide beider Länder liegt das Dorf Anuath, zubenannt Borkeos, das die Nordgrenze von Judäa bildet. Den Süden Judäas, nach dessen Längenausdehnung gerechnet, begrenzt hinwieder ein schon an das arabische Gebiet stoßendes Dorf, welches die Juden jener Gegend Jardan nennen, während seine Breitenausdehnung vom Jordanfluss bis Joppe geht.

Von den Städten des Landes nimmt Jerusalem ganz genau die Mitte desselben ein, weshalb auch manche diese Stadt nicht unzutreffend den Nabel von Judäa genannt haben.

Da das Land mit seinem Küstengebiet bis Ptolemais heranreicht, so fehlen ihm auch die Reize einer Meeresgegend nicht.

Eingeteilt wird Judäa in elf Stammbezirke, mit Jerusalem als Residenz an der Spitze, die da hoch erhaben über das ganze Land herum, wie das Haupt über dem Rumpfe, thront. Die übrigen Städte verteilen sich nach ihr in folgende Bezirke:

Gophna, zweiter Bezirk, nach diesem Akrabatta, dann Thamna und Lydda und Emmaus und Pelle, Idumäa, Engaddä, Herodium und Jericho.

Weiters bilden auch Jamnia und Joppe je einen Mittelpunkt für ihre Umgegend, wozu noch die Landschaften von Gamala und Gaulanitis, Batanäa und die Trachonitis kommen, die übrigens schon Gebietsteile vom Königreich Agrippa sind.

Das letztere zieht sich seiner Breite nach vom Libanongebirge und den Jordanquellen angefangen bis zum See Tiberius hin, indes seine Länge sich vom Dorfe Arpha bis Julias erstreckt. Juden und Syrer wohnen hier durcheinander.

Das in möglichst knappen Umrissen die Schilderung des Judenlandes und seiner Nachbarn.