Besetzung von Sepphoris durch Placidus. Streifzüge der Römer in Galiläa. Ankunft des Titus von Ägypten. Stärke des gesamten Römerheeres.


Die von Vespasian unter dem Kommando des Tribunen Placidus den Sepphoriten zu Hilfe gesandte Mannschaft von 1.000 Reitern und 6.000 Fußgängern hatte auf der großen Ebene erst ein gemeinsames Lager bezogen, sich aber dann geteilt: das Fußvolk quartierte sich zum Schutze der Stadt in Sepphoris ein, während die Reiterei im Lager fortcampierte.

Sie machten aber von beiden Punkten aus in einemfort Ausfälle und durchstreiften das Land weit herum, wobei sie den Leuten des Josephus, trotzdem diese sich ganz ruhig verhielten, durch Plünderung der Umgebung einzelner Städte und durch blutige Zurückweisung von Bewohnern, die sich hie und da herauswagten, arg mitspielten.

Allerdings wagte Josephus einen Zug gegen die Stadt, in der Hoffnung, eine Festung wieder zu gewinnen, die er selbst vor ihrem Abfall von den Galiläern mit Bollwerken versehen hatte und zwar mit so starken, dass sie auch für Römer fast uneinnehmbar gewesen wäre. Gerade das war es aber auch, woran seine Hoffnung scheitern sollte, da er sich zufolge seiner militärischen Ohnmacht ebenso sehr außerstande fühlte, die Sepphoriten mit Gewalt zu unterwerfen, als mit Nachdruck auf sie einzureden: Ja, er entfesselte mit seinem Zuge erst recht die Kriegsfurie gegen das offene Land, indem die Römer jetzt aus Zorn über den versuchten Handstreich ohne Unterlass bei Nacht und bei Tag das Flachland verheerten, alles Hab und Gut der Landesbewohner plünderten, die waffenfähige Mannschaft regelmäßig niedermetzelten, die schwächeren Leute aber zu Sklaven machten.

Ganz Galiläa war ein Blut- und Feuermeer, und es gab kein Leid und kein Unglück, das es nicht verkosten musste. Nur eine einzige Zuflucht hatten die gehetzten Bewohner: die von Josephus in Verteidigungszustand gesetzten Städte.


Unterdessen war Titus mit einer für die Winterszeit außerordentlichen Schnelligkeit von Achaja nach Alexandrien hinübergefahren und hatte die Heeresmacht, um die er geschickt worden war, daselbst übernommen. In forzierten Märschen kam er dann rasch nach Ptolemais.

Hier traf er seinen Vater und schloss sich mit den zwei ihn begleitenden hochberühmten Legionen, der fünften und der zehnten, an die von Vespasian geführte fünfzehnte Legion an.

Den Legionen folgten achtzehn Cohorten, wozu noch fünf von Cäsarea nebst einem Reitergeschwader und fünf andere Geschwader syrischer Reiterei kamen.

Von den Cohorten hatten zehn eine Stärke von je 1.000 Fußsoldaten, die übrigen dreizehn eine Stärke von je 600 Fußgängern und 120 Reitern.

Auch von Seiten der Könige war ein zahlreiches Bundesheer aufgebracht worden, nämlich von Antiochus, Agrippa und Soämus, von denen ein jeder 2.000 Bogenschützen zu Fuß und 1.000 Reiter beigestellt hatte, während der Araber Malchus 1.000 Berittene nebst 5000 Fußgängern, worunter der Großteil Bogenschützen, geschickt hatte.

Alle Streitkräfte zusammengenommen betrugen demnach, mit Einschluss der königlichen Truppen, Reiter sowohl als Fußvolk, 60.000 Mann. Nicht mitgezählt ist dabei der Tross von Dienern, die in großer Masse den Anhang zum Heere bildeten, obschon sie in Anbetracht ihrer militärischen Schulung, die sie mit dem eigentlichen Kriegsheer teilten, von dem letzteren nicht wohl zu trennen sind. Da sie nämlich schon zu Friedenszeit regelmäßig zu den Übungen ihrer Herren herangezogen werden und dann auch in den Fährlichkeiten des Krieges ihnen zur Seite stehen, so brauchen sie in Hinsicht auf Erfahrung und Spannkraft des Leibes mit Niemand, die Herren ausgenommen, einen Vergleich zu scheuen.