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Predigten zu 1. Johannes 2,1

"Meine Kinder, ich schreibe euch dieses, auf dass ihr nicht sündiget; und wenn jemand gesündigt hat wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesum Christum, den Gerechten."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Und ob jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist."

Ob jemand sündiget, so haben wir einen Fürsprecher. Ja, obgleich wir sündigen; wir haben Ihn noch. Der Apostel Johannes spricht nicht: "Ob jemand sündigt, so hat er seinen Fürsprecher verscherzt;" sondern: "wir haben einen Fürsprecher," ob wir gleich Sünder sind. Alle Sünde, die ein Gläubiger je begangen hat, oder die ihm zu begehen noch zugelassen wird, kann seinen Anteil an dem Herrn Jesu Christo als seinem Fürsprecher nicht aufheben. Der Name, der hier unserm Herrn gegeben wird, ist vertrauenerweckend: "Jesus." Ach, dann ist Er ein Fürsprecher, wie wir Ihn brauchen; denn Jesus ist der Name eines solchen, dessen Pflicht und Freude es ist, zu erretten. Sein Name ist Jesus, denn Er wird sein Volk selig machen von ihren Sünden; sein lieblichster Name schließt sein Werk ein. Danach heißt es: "Jesus Christus." Christus, der Gesalbte: das zeigt seine Vollmacht als Fürsprecher an. Christus hat ein Recht zur Fürsprache, denn Er ist des Vaters bestätigter Fürsprecher und erwählter Priester. Wenn wir Ihn gewählt hätten, möchte es misslich ausfallen, wenn aber Gott die Hilfe einem Starken aufgetragen hat, so dürfen wir unsre Not getrost da niederlegen, wo Gott seine Hilfe zugesagt hat. Er ist Christus, und darum zu seinem Werk auserkoren; Er ist Christus, und darum geeignet zu seinem Amt, denn die Salbung verleiht Ihm die rechte Gewalt. Er ist ein solcher Fürsprecher, der das Herz Gottes bewegt und überwindet. Welche rührende Worte, welche überzeugende Sprache stehen Ihm zu Gebote, wenn Er sich meiner annimmt! Es bleibt noch eine Bezeichnung seines Namens übrig: "der gerecht ist." Das ist nicht nur seine Würde, sondern auch sein Verteidigungsgrund. Es ist seine Würde, und wenn der Gerechte mein Fürsprecher ist, dann ist meine Sache eine gute Sache, sonst hätte Er sich ihrer nicht angenommen. Es ist sein Verteidigungsgrund, denn Er begegnet der Anklage der Ungerechtigkeit gegen mich durch die Berufung auf seine Gerechtigkeit. Er erklärt sich als meinen Stellvertreter und rechnet mir seinen Gehorsam zu. Meine Seele, du hast einen Freund, der gar wohl zu deinem Fürsprecher geeignet ist; es kann Ihm nur wohl geraten; überlass dich völlig seiner Fürsorge.


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Und ob jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist."

Hier redet Johannes die Gläubigen an, indem er sie "meine Kindlein" nennt. Er ermahnt sie, dass sie nicht sündigen. Zu gleicher Zeit aber setzt er voraus, dass es doch geschehen könnte. Was sagt er nun von einem solchen? Was soll derjenige denken und tun? Er soll in solchen Augenblicken dessen eingedenk sein, dass er einen Fürsprecher bei dem Vater hat. "Und ob jemand sündigt, so (dann) haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist. Und derselbe ist die Versöhnung." Der Geist der Worte des Apostels scheint dieser zu sein: "Meine Kindlein, solches schreibe ich euch, dass ihr nicht sündigt, nicht unachtsam seid, jetzt, wo ihr in dem Blut Jesu Christi gereinigt seid und die Vergebung der Sünden erhalten habt (denn so hat er eben vorher geredet), sondern ihr sollt jetzt desto fleißiger gegen alle Sünden wachen, beten und streiten. Wenn es aber doch so übel geht, dass ihr in fleischlicher Schwachheit durch die Verführung der Welt und die List des Teufels sündigt - was leicht geschehen kann, denn ihr könnt nie so treu wachen, dass diese Feinde euch zuweilen nicht doch überwältigen werden -, dann ist das gewiss beklagenswert. Es wäre besser gewesen, wenn ihr nicht so gesündigt hättet, zumal ihr dadurch wirklich die Ungnade und Verwerfung Gottes verdient habt. Aber nun will Gott euch dennoch nicht ungnädig werden, denn ihr habt einen Fürsprecher bei dem Vater, der euch gerade dann von Nutzen ist, wenn ihr gesündigt habt. Denn wer nicht gesündigt hat, der bedarf keines Mittlers, Versöhners und Fürsprechers. Gott will also keineswegs, dass ihr sündigen sollt, noch weniger aber, dass ihr verzweifeln und umkommen sollt; darum hat Er euch einen Fürsprecher gegeben."

Nun fügt Johannes von Christus noch das Wort "der gerecht ist" hinzu. Das soll heißen: Bin ich sündig, dann ist Christus gerecht und heilig; und das ist genug. Seine Gerechtigkeit ist meine Gerechtigkeit. - "Und derselbe ist die Versöhnung für unsere Sünden." Für welche Sünden? Gewiss für alle; denn sonst wäre Er uns nicht von Nutzen, ja, dann wäre Er vergeblich gestorben. Aber Christus hat mit Seinem Blut wahrlich nicht nur einige Sünden, sondern alle, und nicht nur erträumte und eingebildete, sondern wirkliche Sünden, nicht nur die kleinen, sondern auch die großen, nicht nur die Sünden der Hand und der Zunge, sondern auch die des Herzens und der Gedanken, nicht nur die vergangenen, sondern auch die gegenwärtigen, oder wie Luther zu sagen sich erkühnt, "nicht nur die überwundenen und getilgten, sondern die unüberwundenen und starken, gewaltigen Sünden" gesühnt.

Sagst du nun: "Ja, Christus ist sicher eine Versöhnung für die Sünden der Heiligen, wie z. B. eines Johannes, Petrus, Paulus oder anderer solcher, wer aber weiss, ob auch für die meinigen?", dann antwortet Johannes hier: "Nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt". Das bedeutet: nicht nur für Johannes, Petrus, Paulus und andere Heilige, sondern "der Welt" gehört alles an, was Mensch heißt. Untersuche nur, ob du ein Mensch bist, dann weißt du, dass auch deine Sünden gesühnt und durch Jesu Tod weggenommen sind.

Vielleicht möchtest du hier einwenden: Dessen darf ich mich nur trösten, wenn ich fromm gewesen bin, wenn ich das getan habe, was das Wort Gottes fordert, und wenn ich nicht gesündigt habe."Der Apostel aber sagt:"Und wenn jemand sündigt, dann haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater."Achte genau auf dies kleine Wort dann, denn darauf beruht das ganze Gewicht und der ganze Wert dieses Spruches. Wir wollen gern die Versöhnungsgnade glauben und schätzen, aber nur dann, wenn wir selbst besser und andächtiger gewesen sind, wenn wir gebetet, gelesen oder etwas Gutes getan haben. Sobald wir aber gefallen sind und gesündigt haben oder das Gebet versäumt haben und kalt gewesen sind, lassen wir Christus mit Seiner Versöhnung nichts gelten, dann ist uns so zumute, als hätten wir keinen Heiland und Fürsprecher, oder als wäre Er nur für die Gerechten gekommen und als diente Er uns nur dann, wenn wir so sind, wie wir sein müssten. Aber der Apostel sagt hier das Gegenteil:"Gerade, wenn wir gesündigt haben, ist uns der Fürsprecher von Nutzen." Hieraus folgt, dass diejenigen, die an Christus glauben, in einer beständigen Gnade sind, die nicht so schwankt und wechselt wie ihre eigene Frömmigkeit.

Das ist nun die in allen Worten des Herrn offenbarte Lehre von der täglichen und ewigen Sündenvergebung, eine so liebliche und tröstliche Lehre, dass Heuchler oder falsche Christen sie nicht hören sollten, weil dies gewöhnlich zu ihrer eigenen Verdammnis geschieht; denn "sie ziehen die Gnade unseres Gottes auf Mutwillen." Und doch ist es uns nicht erlaubt, sie zu verschweigen, sondern sie muss zum Trost und zur Seligkeit der elenden, verzweifelten und armen Herzen ausgesprochen werden. Gerade sie schöpfen aus der überströmenden Gnade erneute Lust und Kraft zur Heiligung. Diejenigen dagegen, die daraus nur Anlass zur Sicherheit und zum Verbleiben in der Sünde nehmen, die nicht ihre Sünden zu überwinden und abzulegen suchen, sondern sie lieber entschuldigen und verteidigen, diese sind es, die "die Gnade unseres Gottes auf Mutwillen ziehen" und Sünde tun, wovon derselbe liebevolle Johannes sagt: "Wer Sünde tut, ist vom Teufel; wer aus Gott geboren ist, der tut nicht Sünde, kann nicht sündigen (Sünde tun), denn er ist von Gott geboren. So wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. So wir aber unsere Sünde bekennen, so ist Er treu und gerecht, dass Er uns die Sünde vergibt und reinigt uns von aller Untugend."


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Ob jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesum Christum, der gerecht ist."

Der Gedanke von Röm. 8,34 "Christus ist hier, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns" findet hier eine herrliche Bestätigung. Es ist interessant zu beachten, dass das Wort, das hier mit Fürsprecher (Paraklet) übersetzt wird, dasselbe ist, das Jesus brauchte, als er seinen Jüngern den Heiligen Geist, den Tröster, verhiess. Christus ist unser Vertreter bei dem Vater; der Heilige Geist ist Vertreter bei uns, das eröffnet ein weites Gebiet zu seligem Nachsinnen. Schon allein die Gegenwart Jesu vor Gott ist eine beredte Fürsprache. Eine Geschichte aus dem Altertum soll diese Wahrheit beleuchten. - Ein junger Grieche hatte ein Verbrechen begangen, das mit dem Tode bestraft werden sollte. Man war im Gerichtssaal versammelt und erwartete den endgültigen Urteilsspruch. Da sah man, wie der Richter erbleichte und unverwandt auf einen Punkt hinschaute. Aller Augen wandten sich dahin und erblickten einen Mann, der stehend, schweigend den vernarbten Stumpen seines rechten Armes emporhob. Man kannte den Mann. Es war ein Held, der im Kampfe fürs Vaterland seinen Arm verloren hatte. Er war aber zugleich der Bruder des Verurteilten. Da brach von der Menge der Ruf los: "Gnade! Gnade!" Und der Richter bestätigte: "Gnade für den Verbrecher um des verwundeten Bruders willen!"

Ja, dass Dein Blut für mich redet vor dem heiligen Gott, das, das ist meine Zuversicht alleine, sonst weiss ich keine.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Wo geschieht das größere Wunder, wenn dem Christen, der seinem Christenstand untreu wird, oder wenn der Welt, die Christus nicht kennt oder ablehnt, die Sünden vergeben sind? Die Frage ist töricht; denn beim Wunder gibt es keinen Unterschied zwischen Größe und Kleinheit mehr. Die Versöhnung, die Jesus für uns hergestellt hat, ist immer ein unbegreifliches Wunder, das darum möglich ist, weil Christus bei Gott steht in der Herrlichkeit seiner Gottessohnschaft und in der wirksamen Macht seines in Seinem Tod vollbrachten Gehorsams und in der Majestät seiner Erhöhung zu Gott, die ihn für uns zu unserem Fürsprecher macht. Der Apostel lässt es weder der Menschheit noch der Christenheit zu, dass sie mit eigener Hand nach Gottes Vergebung greife, als könnten wir sie bei Gott beanspruchen um dessen willen, was wir sind. Jeder Anspruch endet an unserer Schuld und der Mund muss sich vor Gott schließen in jenem Schweigen, das Gottes Gericht ehrt. Weil aber Gott der Welt seinen Sohn gab, gab er ihr mit Ihm auch die Vergebung, und weil er die Christenheit zu Jesus rief, gibt es auch für den sündigenden Christen nicht nur Anklage, sondern auch Freispruch, nicht nur Jammer und Reue mit bitterem Tod, sondern auch Umkehr und Aufstehen und Wandel im Licht. Warum wird es mir leichter, dies zu glauben als das, dass die Menschen, mit denen ich zusammenlebe, versöhnt sind? Ich denke doch immer, dass die Befreiung von der Schuld durch unsere Reue und unsere Besserung und unseren Glauben erworben werden müsse. Dass ich Gott seine Gnade lasse, die Sein eigener Wille ist und weder von der Welt noch von der Christenheit erworben wird, das fällt mir schwer. Aber die Strafe für meinen Unglauben, mit dem ich die anderen von Gottes Gnade ausschließe, ist immer die, dass ich selbst nicht an Gottes Vergebung glauben kann und sie für mich selbst verliere. Wer könnte sie erwerben, wenn es seine Sache wäre, sie zu bewirken? Nur Gottes selbsteigene Tat reicht sie mir dar. Das ist bei mir genau so wie bei jedem anderen und deshalb ist mir das Wort des Apostels unentbehrlich, dass Christus sowohl für die Sünden der Christen als auch für die der ganzen Welt der Versöhner sei.

Lehre mich, Herr, mit Deinem barmherzigen Blick die Welt zu betrachten, damit ich nicht nur ihre Sünden sehe, sondern auch Dein Versöhnen vor Augen habe, das uns alle vor dem schützt, was wir uns durch unser verwerfliches Handeln bereiten. Amen.


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Meine Kindlein, solches schreibe ich euch, auf dass ihr nicht sündiget. Und ob jemand sündiget, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesum Christ, der gerecht ist.

So schreibt der Jünger der Liebe, der die tiefsten Blicke getan hatte in die Gemeinschaft des Sohnes Gottes. Die Gemeinschaft mit Christo ist ihm die Macht, die Jesu Jünger von der Sünde scheidet. Ein Mensch, der Gemeinschaft hat mit dem Vater und dem Sohn und in dieser Gemeinschaft völlige Freude, kann nicht in der Finsternis wandeln, er soll im Lichte wandeln, wie Gott im Lichte ist. In diesem Lichte wird ihm alle Sünde aufgedeckt und zwar so, dass er nicht in derselben bleibt, sondern sich reinigen lässt durch Jesu Blut, von aller Sünde und Ungerechtigkeit. Die Tatsache, dass Jesu Blut uns rein macht von aller Sünde, und dass Gott denen die Sünden vergibt, die sie bekennen, soll Kindern Gottes, an die er schreibt, eine Aufforderung sein, dass sie nicht sündigen. Es sollte sich eigentlich von selbst verstehen, dass die Liebe und Gnade Gottes, die wir so reichlich erfahren haben, und täglich erfahren, der tiefste Beweggrund sein sollte, alle Sünde zu fliehen. Aber leider wird die Sache nicht immer so angesehen; es herrscht zu oft eine gewisse Laxheit der Sünde gegenüber, als würde es sich nicht um das Ablegen der Sünde, nicht um das Reinwerden, wie Gott rein ist Kap. 3,3 handeln, sondern um fortwährendes Sündigen und fortwährendes Vergeben. Wer so denkt, hat den ersten Johannesbrief noch nie vor Gottes heiligem Angesicht gelesen. Der Wandel im Licht, wie Gott im Lichte ist, erlaubt kein Leben in bewusster Sünde, er steht in wesentlichem Widerspruch hierzu. Die wirkliche Lebensgemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn gibt der Seele eine Freude und einen Genuss, der die Freude am Unflat der Sünde ausschließt. Der Sohn, in das Vaterhaus zurückgekehrt, macht keine Ausflüge zu den Schweinen, die er verlassen hat. – Johannes kennt aber den Menschen und weiß, es kann auch bei denen, die die Kraft des Blutes Jesu erfahren haben, Sünde vorkommen. Darum will er sie bewahren vor dem Verzagen, und weist sie hin auf Jesum Christum, ihren Fürsprecher bei dem Vater, der für sie eintritt als der Gerechte. Das ist apostolische Keuschheit. Johannes nimmt es genau mit der Sünde; aber er kennt auch die Tiefe des menschlichen Verderbens und hat Trost auch für Strauchelnde.

Herr ich danke Dir für Dein ganzes Wort, für das, das mich richtet, durchleuchtet und von der Sünde scheidet, und für das, welches mich tröstet in der Schwachheit. Amen