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Predigten zu 1. Könige 19,12

"Und nach dem Erdbeben ein Feuer; der HERR war nicht in dem Feuer. Und nach dem Feuer der Ton eines leisen Säuselns."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Und nach dem Feuer kam die Stimme eines sanften Säuselns."

Beachtet, wie sorgfältig und freundlich Gott mit seinem niedergeschlagenen Knecht handelt! Er wusste, dass Elia im Herzen treu war. Er sah, dass er ein aufrichtiger Mann war, der seinen Gott liebte und eifersüchtig auf seine Ehre war. Deshalb verstiess er seinen Knecht nicht im Zorn, sondern beschloss, ihn wieder zu beleben und wiederherzustellen.

Der Herr begann damit, dass er seine Körperkräfte stärkte und ihn in einen Schlaf fallen ließ, um ihn anschließend mit geröstetem Brot und einer Kanne Wasser zu stärken. Dann gestattete ihm der Herr, wiederum zu schlafen, denn dies hatte Elia nötig. Wir können es nicht Zeitverlust nennen, wenn wir vor Anstrengung ermattet sind und Schlaf nötig haben. Gott gab seinem Knecht nach seinem zweiten Schlaf auch eine zweite Mahlzeit; und so gestärkt war er imstande, die Dinge in einem anderen Licht zu sehen.

Nachdem der Mann Gottes von dem großen Arzt erfrischt worden war, wurde er von dem Herrn nach dem Horeb geleitet, wo er ganz allein sein konnte. Als die Stille dort sein Gemüt besänftigt hatte, begann der Herr, mit ihm zu sprechen. Kaum war der Prophet an die Öffnung der Höhle getreten, als ein furchtbarer Orkan mit solcher Kraft durch die Spalten der Täler daherfegte, dass er Berge zerbrach. Der Prophet war durchaus nicht erschrocken. Er war das Kind des Sturmes, ein Eiferer für das Gesetz. Kaum hatte diese Erschütterung aufgehört, als das Feuer seinen Glanz entfaltete. Auch jetzt finden wir nicht, dass der Prophet im geringsten eingeschüchtert war. Dann schwiegen die Elemente. Es gibt nichts Schrecklicheres als eine tiefe Stille nach einem entsetzlichen Aufruhr. Da verhüllte der Prophet sein Antlitz, ging in den Eingang der Höhle und stand, um zu horchen. Das leise Säuseln hatte die volle Aufmerksamkeit seiner Seele geweckt. Es hatte getan, was alles übrige nicht tun konnte, und er war bereit zu hören, was Gott ihm sagen würde.


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Und nach dem Feuer kam die Stimme eines sanften Schweigens. Als Elia solches hörte, verhüllte er sein Angesicht mit seinem Mantel und ging hinaus und trat in die Tür der Höhle. Und siehe, da kam eine Stimme zu ihm, die sprach: Was willst du hier, Elia?" 1.Kön. 19,12 f

"Und Gott ging an ihm vorüber!" Mit Gott kam auch das Wort. Du kannst vielleicht nicht mehr die richtige Sprache zu Gott finden. In deinen Gebeten bist du hängen geblieben an deinem Volk, an deiner persönlichen Mutlosigkeit. Alles, was dein Gebetsleben in der letzten Zeit ausfüllte, war die Klage Elias: "Ich habe geeifert, denn mein Volk, meine Gemeinde, meine Kirche hat deine Tempel zerstört, deine Altäre entweiht und deine Propheten vertrieben, und ich bin allein übrig geblieben." Der Prophet fühlte sich so einsam, dass er nicht einmal die Siebentausend kannte, die ihre Knie nicht vor Baal und dem Geiste der Zeit gebeugt hatten. Kein Wunder, dass er dementsprechend den ganzen Erfolg seines Wirkens beurteilte. Denn was ist das für ein Erfolg, wenn man sich eines Tages nur noch allein im Reiche Gottes sieht? Von manchen hat man zwar auch heute den Eindruck, als ob sie sich so einschätzten, dass sie nur noch allein die Wahrheit hätten, nur noch sie allein das Reich Gottes bauten. "Ich bin allein übrig geblieben", sprach Elia. War das denn wahr? Ja, wenn das Reich Gottes in jenen Tagen allein abhängig gewesen wäre von dem, was Elia tat, dann wäre der Prophet wirklich allein gewesen. Das Reich Gottes war aber auch in jenen Tagen abhängig von dem, was Gott tat. Und dieses Wirken Gottes hatte auch jene Siebentausend erfasst, die Elia nicht sah.

Nun redete der Herr zunächst in den Symbolen des Gerichts zu Elia. Es kam ein gewaltiger Sturm, der alles erschütterte, der Herr aber war auch nicht im Sturm. Dann kam ein Erdbeben, der Herr war aber auch nicht im Erdbeben. Dann erschien ein Feuer, der Herr war aber auch nicht im Feuer. Ja, Elia, weißt du denn nicht, dass das dein Eifer war? Elia, auf diesem Wege wolltest du das Reich Gottes bauen! Sieh einmal in diesem Licht, was hinter dir liegt. Lass einmal meine Sprache den Charakter deines Dienstes beleuchten und dann frage dich: was tust du hier?

Verstand jetzt ein Elia, über welche Machtmittel Gott verfügte? Verstand er nun, dass der Gott des Lebens sich noch nicht ausgegeben hatte in seinem Walten, wenn auch je und je die Feinde glaubten, über die Macht Gottes triumphieren zu können? Wir wissen es nicht. Jedenfalls wollte Gott der Verzagtheit des Propheten, der in seiner Missstimmung den Schauplatz seines Wirkens preisgegeben hatte, das Bild seiner eigenen göttlichen Macht und Grösse gegenüberstellen. Vom Propheten berichtet die Schrift uns nur, dass Gott für ihn weder im Sturm, noch im Erdbeben, noch im Feuer war.


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer. Aber der Herr war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam die Stimme eines sanften Schweigens. Als Elia solches hörte, verhüllte er sein Angesicht mit seinem Mantel und ging hinaus und trat in die Tür der Höhle." 1.Kön. 19,12 f

Da folgte nach dem Feuer die Stimme eines leisen, sanften Säuselns. Als der Prophet das hörte, verhüllte er sein Antlitz mit dem Mantel und stellte sich an den Eingang der Höhle. Gott ging an ihm vorüber. Jetzt schmolz sein Herz und fühlte er: Gott ist gegenwärtig! Wie viel hatte das alles dem Propheten zu sagen! Nun konnte der Prophet verstehen, dass Gott seine Ehre nicht wiederherstellen und Israel segnen wolle auf dem Wege äußerer Gewaltmittel und vernichtender Strafgerichte, sondern durch das sanfte Wehen seines Geistes. Es brach hier bereits etwas von dem hellen Schein göttlicher Offenbarung jenes Tages durch, den Jesus brachte. Denn als seine Jünger Ihn einst fragten, als die Samariter Ihn nicht hatten aufnehmen wollen: "Sollen wir nicht Feuer vom Himmel fallen lassen, wie auch Elia einst getan?" - da antwortete Jesus mit der Gegenfrage: "Wisst ihr denn nicht, wes Geistes Kinder ihr seid?"

Auch in dem Eifer eines Elia für Gott war bisher so viel Sturm, so viel Erdbeben, so viel Feuer gewesen! Alles Eifern und Stürmen hatte aber seinem Volke keine innere Genesung gebracht. Diese konnte dem leidenden Volke nicht durch das Zeugnis der Naturgewalten und durch das stürmische Drängen eines Propheten, es konnte allein durch das stille Wirken des schöpferischen Geistes Gottes geschenkt werden. Denn die Wiedergeburt eines Volkes muss von innen heraus geschehen und kann nicht durch äußere Machtmittel erzwungen werden. Auf Kommando hin kann man weder Buße tun noch ein Leben der Hingabe vor Gott führen.

Religionen können zwar durch Machtmittel hergestellt und erhalten werden, nicht aber der verborgene Umgang mit Gott. In Israel war es dem Herrn aber nicht um eine äußere Form der Religion zu tun, sondern um die innere Auferstehung des Volkes zu einer bewussten Lebensgemeinschaft mit Gott. Dies "soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen", sprach der Herr viel später einst durch den Propheten Sacharja zu Serubabel, dem Statthalter Israels. Heiliges kommt nur vom Heiligen und seinem verborgenen Wirken im innersten Heiligtum unseres Lebens.

Und der Herr ging an ihm vorüber. Als der Wind wehte, da verhüllte der Prophet sein Angesicht. Möchte dieses Sich-verhüllen kommen auch in unseren Tagen! Möchte Gott sichtbar werden in der Majestät und Kraft seines Geistes. Damit wird dann auch für uns ein neuer Gottesauftrag verbunden sein: "Und nun gehe wieder zurück!" Denn Volksmissionen liegen nicht in der Wüste, sondern mitten im Leben des Volkes.


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Und nach dem Feuer kam ein stilles sanftes Sausen.

Mutlos war Elia in die Wüste und von dort an den Berg Gottes Horeb in eine Höhle geflohen. Ich bin allein übergeblieben, klagte er seinem Gott. Auf demselben Berge, in dessen Höhle er sich jetzt verbirgt, offenbarte sich einst Gott mit Donner und Blitzen. Elia hat wohl nach dem Sieg auf dem Karmel, wo er 450 Priester geschlachtet, erwartet, Gott werde im Sturm nun das Land reinigen von aller Gottlosigkeit. Es geschah nicht; noch darf die gottlose Isebel stürmen, bis auch ihre Geduldszeit abgelaufen sein wird, und die Hunde ihr Fleisch fressen werden. Der Feuermann Elias flieht vor Isebels Zorn, statt sich unter Gottes allmächtigen Schutz zu stellen. Auf dem Horeb belehrt ihn der Herr, dass er nicht immer mit Donner und Blitzen, oder im Sturm sich offenbart, sondern noch vielmehr in stiller verborgener Weise. Sturm, Erdbeben und Feuer gehen an seiner Höhle vorbei, aber der Herr ist nicht in denselben, er kommt im stillen, sanften Säuseln, und wunderbar! auf den mutlosen, flüchtigen Propheten selber macht das stille, sanfte Säuseln einen tiefen Eindruck, und er muss hören, dass sein Gott durch stille, verborgene Geistesarbeit in Israel sich noch 7000 Anbeter zubereitet und bewahrt hat, von denen der Prophet in seinem Feuereifer nichts wusste. Welche Beschämung für ihn! Wäre er wohl geflohen, wenn er diese 7000 Bundesgenossen gekannt hätte? Er wäre kaum an den entfernten Horeb geflohen, sondern unter das stille Dach eines der Getreuen in Israel. Merken wir uns diese Lektion. Oft sind wir geneigt zu meinen, Gott sollte augenfälliger arbeiten; er tut es nicht, und wir sind mutlos. Unser Gott steht nicht stille, sondern arbeitet auf seine Weise. Lernen wir seine Wege verstehen und machen wir ihm keine Vorschriften, sondern beten und arbeiten wir im Glauben weiter.

Herr, gib mir den stillen Glaubensmut, der mich bewahrt vor den Höhen und Tiefen wechselvoller Gemütsstimmungen. Amen