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Predigten zu 1. Korinther 1,18

"Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft."

Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Laßt uns über das Kreuz nachdenken: Es besteht aus zwei Balken, die sich kreuzen. Das eine Ende des senkrechten Balkens deutet zum Himmel hinauf, als ob es die Stätte durchforschen wollte, aus der der Retter in die Welt kam und wohin Er wieder zurückgekehrt ist. Das andere Ende ist in die Erde gerammt, als ob es diese Erde ergründen und die Hölle erreichen wollte, um ihr das Urteil zu verkünden. Der zweite Balken, der waagrechte, streckt seine Arme nach Osten und Westen aus, als ob er den Menschen auf dem Weg des Verderbens aufhalten und die ganze Welt umfassen wollte. Gleichzeitig versperren diese in unendlicher Barmherzigkeit und unbeschreiblicher Liebe ausgestreckten Arme denen den Zugang zum Himmel, die «auf einem anderen Weg» hineinkommen wollen und die Bedingungen ablehnen, die Gott für Sein so großes Heil festgesetzt hat. Ja, «das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen» (1. Korinther 1,25).

Wenn wir die Stellung dieser beiden Balken zueinander untersuchen, sehen wir, daß der Leib unseres Erlösers dort hing, wo sie sich kreuzen. Wer das Kreuz verstehen will, darf diese Tatsache nicht übersehen. Es ragt zum Himmel empor als Zeugnis der alles übertreffenden Liebe, die von den himmlischen Chören besungen wird.

Gott hat sich durch den sühnenden Tod Seines Sohnes verherrlicht. Der Himmel rühmt Ihn. Der Mensch kann aus Gnade gerettet werden. Die Sünde wurde gesühnt. Darum streckt Gott allen, die glauben, in vollkommener Gnade Seine Arme entgegen. Die Ewigkeit wird nicht genügen, um die Tiefen des Kreuzes zu ergründen und den Urheber dieses Heils zu loben.

Diese Botschaft entspricht den tiefsten Bedürfnissen des Menschenherzens und bringt ihm Frieden. Nur Gott kann eine solche Tat der Barmherzigkeit vollbringen. Nur Er kann den Sünder aus Gnade gerechtsprechen und den gerechten Forderungen Seines Gesetzes für immer Genugtuung verschaffen. Das ist die Botschaft des Kreuzes, die denen, die verlorengehen, eine Torheit ist; uns aber die wir gerettet sind, ist sie die herrliche Wirklichkeit der Kraft Gottes.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Es ist etwas Merkwürdiges mit dem Kreuz Jesu! Es gab doch so viele Kreuzigungen bei den Römern. Ein Menschenleben galt eben nicht viel. Und es hat in der Weltgeschichte so viele Hinrichtungen gegeben. Aber dies Kreuz von Golgatha – das ist etwas Besonderes.

Es gibt Hinrichtungen, bei denen wir nur eine Befriedigung empfinden, weil hier dem Recht wirklich Genüge geschehen ist. Es hat andere Hinrichtungen gegeben, bei denen das Unrecht triumphierte. In Gedanken an solche Szenen packt uns der Zorn. Es hat manches unschuldige Leiden gegeben, das unsere Teilnahme erweckt. Aber all das trifft nicht zu beim Kreuz Jesu. Vor dem Kreuze von Golgatha erleben wir etwas ganz anderes: Von diesem Kreuze geht Kraft aus, Kraft zur Seligkeit. Es kann sein, dass wir sehr wenig vom Kreuze Jesu verstehen. Es kann sein, dass es uns gedanklich gar nicht klar ist, warum Gott Seinen Sohn dahingab. Es kann sein, dass wir noch wenig davon begriffen haben, was „Versöhnung" und „Rechtfertigung" ist.

Aber das ist gewiss: Wenn ein erschrockenes Gewissen, ein bußfertiges Herz, ein zerbrochener Geist auf das Kreuz schauen, dann finden sie hier das Leben. Dann predigt ihnen dies Kreuz: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein."

„Uns aber, die wir selig werden, ist das Wort vorn Kreuz eine Gottes-Kraft", sagt der Apostel Paulus. Und allen denen, die sich an dem Ärgernis und dem Geheimnis des Kreuzes stoßen, sagt er mit großer Gewissheit: „Ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben." Ja, im Kreuz ist Kraft! Amen.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Wie könnte ich es seltsam heißen, dass Paulus von Menschen spricht, denen das Leben durch das göttliche Urteil genommen wird? Wenn er die Menschen einteilt in solche, die sterben, und in solche, die gerettet werden, so ist daran nicht die erste, sondern nur die zweite Aussage wunderbar. Dass wir weggerafft werden und der Blume des Grases gleichen, die abfällt, ohne dass ihre Stätte kenntlich bleibt, das ist die einleuchtende Ordnung Gottes, gegen die es keine Einrede gibt. Aber geheimnisvoll, überraschend und unser Erstaunen erweckend ist die andere Tatsache, dass es in dieser sterbenden Schar solche gibt, die aus dem Tod heraus ins Leben gelangt sind durch Gottes rettende Tat. Wie unterscheiden sich die beiden Klassen von Menschen? Du siehst, sagt mir Paulus, wohin du gehörst, an der Weise, wie du dich zum Kreuz Jesu stellst; sagst du, es sei eine Torheit, so gehörst du zu den Sterbenden. Das Urteil, der Gang Jesu an das Kreuz sei eine Torheit gewesen und die Verkündigung desselben, die aus ihm die herrliche Gnade Gottes macht, sei närrisch, entsteht nicht durch eine Erkrankung unseres Gehirns oder durch eine seltsame Verengung unseres seelischen Vermögens; wir kommen vielmehr alle zu diesem Urteil, wenn wir nur das haben, was die Natur uns gibt. Dem natürlichen Begehren gefällt der, der sich selbst erhöht, nicht der, der sich erniedrigt, der, der für sich sorgt und sich Macht erwirbt, nicht der, der für andere stirbt, und wenn wir fromm sind, wird der Anstoß am Kreuz Christi noch besonders hart. Werden wir vor sein Kreuz mit der Mahnung: sieh hier, was Gott will und dir gibt, so wenden wir uns ab, weil wir eine Gnade begehren, die uns in die Höhe hebt und uns unangreifbar und selig macht. Es gibt aber unter den Menschen nicht nur Sterbende, sondern auch solche, die gerettet werden, und ihr Merkmal ist, dass ihnen das Wort vom Kreuz Gottes Kraft offenbart. Sie reden nicht von einem tragischen Schicksal, das Jesus erlitten habe, durch das die göttliche Verheißung verkürzt worden und Gott vor der Sünde der Menschen zurückgewichen sei. Die Kraft Gottes war am Werk in dem, was auf Golgatha geschah, und die Kraft Gottes ist in dem Wort verborgen, das mir vom Sterben Jesu erzählt, die Kraft, die vergibt, und Vergebung ist Stärke, weil sie die Sünde ans Licht stellt und überwindet, Kraft, die Versöhnung schafft und Gemeinschaft stiftet, die Kraft der Liebe, die stärker ist als Schuld und Tod. Und nun senkt sich die kraft, die am Kreuz Jesu ihr Werk vollbracht hat, in unsere Seele hinein und macht das Gewissen still, wenn es verklagt, und die Sünde tot, wenn sie uns lockt, und den Glauben wach, der sich Gott ergibt, und die Liebe lebendig, die dem Vater an den Brüdern dient. Weil solche Gotteskraft aus dem Kreuz Jesu strömt, gibt es unter uns Gerettete.

Wenn ich den Blick zu Deinem Kreuz erhebe, Herr Jesus Christ, dann sterben die dunklen Gedanken, die das schwach und töricht nennen, was Gottes Kraft und Weisheit schuf. An Dir, dem Gekreuzigten, erkenne ich, dass Gott Licht ist und ist nicht Finsternis in ihm und dass er Liebe ist in rettender Gerechtigkeit. Wird mein Blick trübe, dann schenke mir aufs neue den Anblick Deiner Gnade. Amen.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft.

Das Wort „Kreuz“ ein Ärgernis für die Ästhetiker und eine Torheit für die Intelligenten. Für alle ästhetischen Leute, an denen unser Volk so reich ist, ist das Wort Kreuz etwas Peinliches, etwas Verletzendes. Ein Kreuz, an dem ein mit Blut und Wunden Bedeckter hängt, ein Kreuz, einsam gen Himmel ragend, kahl, unschön, soll die Welt der Schönheit verneuen? Wo dieses Wort vom Kreuz an diesen natürlichen Begriff von Schönheit und Klarheit hinrührt, wendet sich diese von ihm ab. Und vollends die Theologie unserer Tage spricht, wenn überhaupt Erlösung nötig ist, dann sei es Selbsterlösung; denn der Mensch, der sich in Fesseln legt, muss auch die Kraft haben, die Fesseln zu zerreißen. – Und wir stehen dabei und werden in die Wahl gestellt, ob wir die Schönheit des Lebens, die wir auch lieben, und ob wir die geistreiche Weise und den Verstand des Lebens wählen wollen, oder ob wir die Torheit und die Schmach unser eigen nennen.