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Predigten zu 1. Mose 10,8

"Und Kusch zeugte Nimrod; der fing an, ein Gewaltiger zu sein auf der Erde."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Nimrod fing an, ein gewaltiger Herr zu werden auf Erden und war ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn."

In Nimrod haben wir ein Bild großer Erdenherrlichkeit vor uns. Er war der Enkel des Ham, den Noah verflucht hatte. Aber, obwohl er zu diesem verfluchten Geschlecht gehörte, stieg er doch äußerlich zu großem Glanz empor. Er war nicht nur ein gewaltiger Jäger, der es mit den stärksten Tieren aufnahm, er war auch der Gründer eines großen Reiches. Babel, Erech, Akkad und Chalne waren der Anfang seines Reiches. Man hätte denken können, das sei genug gewesen. Aber Nimrod war nicht befriedigt. Ein unersättlicher Tatendrang trieb ihn weiter. Immer neue Städte, Länder und Reiche musste er beherrschen, immer grössere Herrlichkeiten besitzen. Er zog nach Assyrien, baute Ninive, Rehoboth-Ir und Kalah, dazu Resen, die große Stadt. - Was soll uns das zu erkennen geben? Wer irdischer Grösse, Macht und Reichtum nachjagt, wird niemals satt. Er muss immer mehr haben. Hätte jemand den Nimrod gegen das Ende seines Lebens gefragt: "Hast du jetzt genug? Bist du jetzt glücklich?", er hätte gesagt: "Dies ist nur der kleine Anfang! Ich muss die ganze Welt gewinnen!" Tersteegen war es gegeben, die Unersättlichkeit des Menschen zu kennzeichnen und zu erklären. Er sagt: "Hab, was du willst; sei's noch so viel, dein nagend Hungern hat kein Ziel. Hab, was du willst, stets heißt's aufs neu, ach, hätt' ich jenes noch dabei! Und hast du's auch, so ist's nur Rauch. Wie du's gefunden, ist's schon verschwunden. Gott bleibt allein!" - "Nur Gott allein! O güldnes Wort, such's, wo du willst, am andern Ort, du find'st es nicht! Und wenn's geschieht, auch dein Gefundnes ist es nicht. Wer nicht begehrt, dem wird's gewährt in Gott allein."


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Auch zeugte Kusch den Nimrod; der fing an, ein Gewaltiger zu sein auf Erden. Und der Anfang seines Königreichs war Babel, Erek, Akkad und Kalne im Lande Sinear."

Nimrod fiel, indem er seine Gabe missbrauchte zur Knechtung seiner Brüder. Durch ihn, den Enkel Hams und Sohn Kuschs, wurde auch nach dem Flutgericht wieder eine ganz neue Idee in die Entwicklung jener Völker getragen, die in Noah ihren Ahn hatten. Er fing an, ein "Held zu sein auf Erden". Er atmete wieder den Geist Kains und Lamechs, d.h. jener Urväter, cdie eine Kulturwelt geschaffen hatten, die in einem Flutgericht enden musste. Nimrod erhob das Heldentum zu einem besonderen Beruf. In diesem fand er den eigentlichen Zweck und den ihn befriedigenden Inhalt seines Lebens. Er machte ihn daher zur Grundlage seiner Existenz.

Es ist nun überaus bezeichnend, dass dieser Nimrod der Enkel jenes Ham war, der sich an dem Fall seines Vaters Noah ergötzen konnte. Ham kannte nichts von dem Geiste eines Priestertums, das die Schuld des Nächsten in zudeckender Liebe trägt und dem Gefallenen zu helfen sucht. Sein Enkel Nimrod ging nun dazu über, durch Klugheit und Kraft, die er besass, seine Umgebung sich und seinen Zielen dienstbar zu machen.

Nun kann jede Gabe, die wir in uns entdecken, uns entweder zum Segen oder zu einer Verführung werden. Sie segnet uns, wenn wir durch sie andere segnen. Sie verführt uns, sobald uns ihre Stärke zur Knechtung der Schwächeren führt. Das Entscheidende bei jeder Gabe ist mithin die Gesinnung, in deren Dienst sie steht. Unter der Herrschaft einer an Gott gebundenen Geisteshaltung hebt und trägt, segnet und tröstet, adelt und begnadet sie. Im Dienste der menschlichen Selbstsucht jedoch schwächt und beraubt, erniedrigt und knechtet, entheiligt und veruntreut sie alles, über das sie entscheidenden Einfluss zu gewinnen vermag.

Dass in dem Leben eines Nimrod aber nicht das Sittliche, sondern die rücksichtslose Selbstsucht bestimmend wirkte, geht aus den Worten hervor: "Er war ein verschlagener (hinterlistiger) Held vor dem Herrn." In ihm wurde mithin bereits jene unheilvolle Gewaltherrschaft sichtbar, die sich seitdem je und je in der Entwicklungsgeschichte der Völker zu behaupten verstand. Sie hatte nie ihre Basis in der freiwilligen Unterordnung der Menge unter die Herrschaft des einzelnen. Sie wurde stets aus Gewalt und List geboren und führte zu jenem seelenlosen, modernen Kulturbolschewismus, unter dessen Druck die Zeitgenossen verelendeten und verbluteten. Kein Menschenleben war zu teuer, kein Opfer eines Volkes zu groß, wenn es galt, die Ehr- und Herrschsucht, den Eigenwillen und die Brutalität einer gekrönten oder ungekrönten Nimrodseele zu befriedigen.