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Predigten zu 1. Mose 16,2

"Und Sarai sprach zu Abram: Siehe doch, der HERR hat mich verschlossen, dass ich nicht gebäre; gehe doch ein zu meiner Magd, vielleicht werde ich aus ihr erbaut werden. Und Abram hörte auf die Stimme Sarais."

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Und Sarai sprach zu Abraham: Siehe doch, der Herr hat mich verschlossen, dass ich nicht gebären kann. Gehe doch zu meiner Magd, ob ich mich vielleicht aus ihr erbauen kann! Abraham gehorchte Sarais Stimme." 1.Mose 16,2

Gott wollte den verheißenen Erben dem Glauben und nicht der Selbsthilfe Sarais und dem fleischlichen Können Abrahams anvertrauen. So fällt es vielfach selbst dem Glauben schwer, da Gottes Stunde abzuwarten, wo es sich um einen Segen handelt, der allein eine Tat Gottes sein kann. Vielleicht liegt hier auch die größte Not Gottes mit seiner Kirche. Sie glaubt, mit Ihm um den Segen der Zukunft zu ringen, und Er ringt mit ihr und ihren fremden Kräften, durch die sie sich erbauen und einen Träger seiner Offenbarung für die Zukunft schaffen will. Ihr Eifer will die Erfüllung der prophetischen Offenbarung beschleunigen, sie zwingt aber Gott, mit der Erfüllung seiner Verheißung zu warten.

Zwar wurde dem Abraham von der Magd ein Sohn geboren, nicht aber der von Gott verheißene. Er empfing wohl den Ismael, jedoch nicht den Isaak. Die so tief empfundene Sehnsucht nach dem Kind fand zwar eine vorzeitige Erfüllung, vermehrte aber nicht die Freude, den Frieden und die Hoffnung in den Zelten Sarais und Abrahams. Als Hagar merkte, dass sie empfangen hatte, änderte sie ihr Verhalten ihrer Herrin gegenüber. Sarai hatte sie gerufen, ihr in dem, was der Frau das Allerheiligste ist, zu dienen. Nun will sie hinfort aber nicht mehr als Magd dienen, sie sucht als Herrin zu herrschen. Es ist dies ein Charakterzug aller fleischlichen Mittel, die je von dem Glauben in seiner Ungeduld herbeigeholt wurden, um durch sie Gottes Verheißungen in Erfüllung zu bringen. Je und je beanspruchten sie, sobald sie sich gebraucht und scheinbar als der Sache Gottes dienlich und unentbehrlich erwiesen, im Leben und Haushalt des Glaubens den ersten Platz. Und anstatt des Geistes Abrahams und Sarai herrschte hinfort in den Zelten Abrahams und im Aufbau der Zukunft der Geist der schwanger gewordenen ägyptischen Magd. Ja, wie oft hat auch die Kirche Christi im Laufe der Zeiten unter jener fremden Magd geseufzt, die sie gerufen hatte, um sich in den Tagen ihrer Unfruchtbarkeit durch sie zu erbauen.

Abrahams Glaube war stark genug gewesen, auf Gottes Berufung hin aus Haran nach Kanaan zu ziehen. Aber er erwies sich zu schwach, Gottes Stunde abzuwarten, wo es sich um den Empfang Isaaks handelte. Ismaels Geburt war nur die sichtbare Frucht von dem innerlichen Versagen seines Vertrauens. Und noch immer griff der Mensch zu menschlichen Mitteln, um göttliche Verheißungen zur Erfüllung zu bringen, sobald er das unbedingte Vertrauen zum Handeln Gottes verlor.