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Predigten zu 1. Mose 22,11

"Da rief ihm der Engel des HERRN vom Himmel zu und sprach: Abraham, Abraham! Und er sprach: Hier bin ich!"

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Da rief ihm der Engel des Herrn vom Himmel zu und sprach: Abraham! Abraham! Er sprach: Hier bin ich. Da sprach Er: Strecke deine Hand nicht an den Knaben, und tue ihm nicht das Geringste; denn jetzt habe Ich erkannt, dass du gottesfürchtig bist und hast mir deinen Sohn, den einzigen Sohn, nicht verweigert." 1.Mose 22,11-13

Das war eine Lösung seines inneren Konflikts, eine Aufhebung der Gegensätze zwischen Offenbarung und Offenbarung, wie allein Gott sie zu geben vermag. Jetzt begriff Abraham, dass es von Gottes Seite nur eine Prüfung, von seiner Seite jedoch eine erlebte Hingabe gewesen war. Und diese wollte Gott erreichen. Nicht ein Menschenopfer, nicht den Isaak als blutiges Opfer verlangte Gott, sondern den sichtbaren Erweis, dass der Glaube Abrahams Ihm auch das Letzte und Teuerste als Ausdruck der Anbetung zu bringen vermochte. In Isaak hatte sich Abraham selbst geopfert und den Weg nach Morija als einen Weg zur Anbetung bezeichnet.

Nun sorgte Gott selbst für das eigentliche Opferlamm. Als Abraham seine Augen aufhob, sah er einen Widder, der durch ein Gehege an seinen Hörnern festgehalten wurde. Er ging hin und opferte das Tier an seines Sohnes Statt. Isaak empfing er jedoch wieder und zwar als eine Gabe, die er hinfort nicht mehr selbst besass, sondern die Gott geopfert war. Und nie wird die Geschichte Israels eher zur Ruhe kommen, bis Gott dieses Ziel mit dem ganzen Volk wird erreicht haben. Die "Akedah Isaaks", die Hingabe des Höchsten und Letzten, stand am Ende der Glaubenswege Abrahams. Sie steht auch am Ende der Geschichte Israels. Erst wer Abraham verstanden hat, versteht auch Gottes Absichten mit diesem Volk. Wohl irrt es heute. Wohl trägt es wieder Jahrtausende das Joch der Staaten, überall heimatlos und doch nicht verlassen, überall zertreten und doch nicht sterbend. Was wird es sein, wenn Gott wieder mit diesem Volk beginnen und es so erlösen wird, dass es auch den Weg nach Morija geht, und in der Opferung seiner letzten und höchsten Gaben einen Ausdruck der Anbetung sieht. So steht die Akedah Isaaks am Ende der Geschichte Abrahams und wirft ihr prophetisches Licht über die dunklen Jahrtausende des jüdischen Volkes und lässt am Ende seiner Geschichte jenen Tag sichtbar werden, wo das ganze Volk sich selbst in seinem Opfer Gott darbringen wird.

Dann erfüllt sich jene große Schau von der Wiederherstellung dieses Volkes, wie Paulus sie hatte und wie er sie uns in Römer neun bis elf hinterlassen hat. Nur von Gott her ist Hoffnung auf diese Wiederherstellung, denn Gott vermag auch Leben aus den Toten zu rufen.