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Predigten zu 1. Mose 35,18

"Und es geschah, als ihre Seele ausging (denn sie starb), da gab sie ihm den Namen Benoni; sein Vater aber nannte ihn Benjamin."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Sie hiess ihn Benoni (Sohn der Schmerzen), aber sein Vater hiess ihn Benjamin (Sohn meiner Rechten)."

Jedes Ding hat seine Licht- und seine Schattenseite. Rahel ward überwältigt von den Schmerzen der Geburt und des Todes; Jakob beweinte den Verlust der Mutter, aber er sah in des Kindes Geburt eine große Gnade. Wohl uns, wenn unser Glaube an die Treue und Wahrhaftigkeit Gottes den Sieg davonträgt, während das Fleisch über die Trübsale trauert. Simsons Löwe gab ihm Honig, und so geht es uns auch mit unsern Widerwärtigkeiten, wenn wir sie richtig auffassen. Das stürmische Meer ernährt Völker mit seinen Fischen; der wilde Wald erblüht von tausend herrlichen Blumen; der ungestüme Wind weht den Gifthauch der Pestilenz von dannen, und der scharfe Frost des Winters lockert den Boden. Dunkle Wolken tragen glänzende Tropfen, und die schwarze Erde nährt die fröhlichsten Blütenteppiche. Eine edle Ader des Guten findet sich in jedem tiefen Schacht des Bösen. Traurige Herzen haben einen besonderen Scharfblick, um den unvorteilhaftesten Gesichtspunkt ausfindig zu machen, aus dem sie eine Trübsal betrachten können; gäbe es auch nur einen einzigen Sumpf in der Welt, so wären sie dennoch bald bis zum Nacken darin versunken, und schweifte nur ein einziger Löwe durch die Wüste, so würden sie ihn brüllen hören. Wir alle leiden an dieser unseligen Torheit, und zuweilen möchten wir mit Jakob ausrufen: "Es geht alles über mich." Des Glaubens Gang ist der, dass wir all unser Anliegen auf den Herrn werfen und dann aus den schlimmsten Begegnissen Gutes hoffen. Wie die Männer Gideons erschrickt er nicht über die zerbrochenen Krüge, sondern freut sich, dass nun die Fackeln umso stärker flammen. Aus der rauhen Austernschale des Unglücks holt er die seltene Perle der Ehre, und aus den tiefen Meereshöhlen der Traurigkeit hebt er die unschätzbare Koralle der Erfahrung. Wenn die Flut des Wohlergehens zurückweicht und die Ebbe folgt, dann findet er im Sande geheime Schätze; und wenn die Sonne der Wonne ihm untergeht, so richtet er das Fernrohr der Hoffnung auf die strahlenden Verheißungssterne des Himmels. Ja, wenn der Tod selber erscheint, so weist der Glaube hin auf die Leuchte der Auferstehung über dem Grabe und verwandelt so unsern sterbenden Benoni in einen lebendigen Benjamin.


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Und Gott sprach zu Jakob: Mache dich auf, ziehe nach Bethel und dort wohne. Dort baue einen Altar dem Gott, der dir einst erschien, als du vor deinem Bruder Esau flohest." 1.Mose 35,18 f

Trotz der klaren Weisung Gottes, nach Bethel und in seine Heimat zurückzugehen, ging jedoch Jakob nach der Aussöhnung mit Esau hin und kaufte im Angesichte der Stadt Sichem von den Söhnen Hemors, deren Vater der Fürst der Ortschaft war, ein Feld. Hier baute er für sich selbst ein Haus und für seine Knechte und Herden Hütten und errichtete daselbst einen Altar, den nannte er: "der starke Gott Israels."

Dieser Schritt wurde aber für Jakob und seine Familie zu einem schweren Verhängnis. Er führte zunächst dazu, dass sich nicht nur sein äußeres Leben, sondern auch das innere seiner Kinder ganz den herrschenden Sitten von Sichem anschloss. Wenn es von Jakob heißt: "und lagerte im Angesichte der Stadt Sichem", so drückt das Verbum im Hebräischen, das man hier mit dem feinen Ausdruck "lagerte" wiedergibt, nichts Geringeres als die vollendete Harmonie und vollkommene Übereinstimmung des äußeren Lebens mit dem inneren aus. Und zwar in diesem Fall mit dem Leben Sichems. Damit setzte Jakob seine ganze Familie Versuchungen aus, denen diese nicht gewachsen war.

Es ist nie ratsam, im Angesichte Sichems zu wohnen, wenn man nicht im Geiste Abrahams lebt. Um Jakob aus seiner Umgebung zu führen, die ihm und seinem Hause zu solch einer schweren Katastrophe geworden war, sprach der Herr zu ihm: "Mache dich auf, ziehe hinauf nach Bethel, und weile dort."

Wie viel gradliniger wäre Jakobs Glaubensleben gewesen und wie viel Herzeleid hätte er sich erspart, wenn er das Versprechen gehalten hätte, das er auf seiner Flucht vor Esau dem Herrn gab. Er hatte zwar nach der Rückkehr und der Versöhnung mit Esau dem Herrn einen Altar gebaut, aber im Angesichte Sichems. Wer jedoch zunächst innerlich nicht stark genug ist, dem Geiste Sichems zu widerstehen, den deckt auch ein Altar nicht vor der innerlichen und äußerlichen Katastrophe in Sichem.

Jakob verstand diese Sprache der Offenbarung, die ihm nach all dem Durchlebten der letzten Wochen wurde. Er ging zu seinen Frauen und zu allen, die in seinem Hause waren und sprach: "Schafft die Götter der Fremde fort, die unter euch sind, reinigt euch und wechselt eure Kleider. Wir wollen uns aufmachen und nach Bethel gehen."

Das war Glaubenssprache, wie sie nur im Geiste einer höheren Berufung gesprochen werden konnte. Hätte Jakob sie doch bereits vor Sichem geführt! Seine beiden Frauen wären auch vor Sichem bereit gewesen zu tun, wozu sie erst nach Sichem aufgefordert wurden, denn auf Bethel-Boden ist kein Raum für die Götzenbilder Arams und die Amulette Sichems.