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Predigten zu 1. Mose 3,4

"Und die Schlange sprach zu dem Weibe: Mit nichten werdet ihr sterben!"

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Da sprach die Schlange zur Frau: Ihr werdet sicherlich nicht sterben! Gott weiss vielmehr, welches Tages ihr davon esset, werden eure Augen aufgetan und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist."

Die auf Gott hin angelegte Persönlichkeit des Menschen dürstet nach Erleuchtung. Und zwar nach einer Erleuchtung, die den Menschen über sich selbst hinausführt. Diese kann jedoch ihm nie von jenem Geschöpf und dessen Gaben werden, das unter ihm steht. Sie kann ihm nur werden von dem Schöpfer, der weit über ihm steht. Nach dem Evangelium der Schlange soll jedoch die Erleuchtung von oben ersetzt werden durch die Frucht von unten. Was Wunder, dass auf Grund solch einer Erleuchtung der Mensch sich in seiner Erkenntnis hinfort auch nur in dem bewegte, was im Bereiche dieser Natur lag.

Als Bild und Gleichnis Gottes war die ganze Persönlichkeit des Menschen für die Ebenbildlichkeit Gottes berufen. Was dem Menschen jedoch nur als innerlicher Wesenszustand werden kann, sollte ihm nach dem Wort der Schlange nun auf dem Wege natürlicher Erkenntnis werden. Das Wissen über Gott soll ihn zu einem Gott machen. Das Erkennen der Natur soll ihn bereits über die Natur hinausheben. Denn das "sein wie Gott" soll der Mensch nicht als eine Wirkung Gottes, sondern als eine Folge des Genusses der Frucht der Natur empfangen. Man kann Gott gleich werden, ohne von dem Wirken Gottes abhängig zu sein. Eine Frucht des Baumes und eine innerliche Willensentscheidung des Menschen, von der Frucht zu nehmen und zu essen - das ist der natürliche Weg zur menschlichen Gottgleichheit.

Bisher führte dieser Weg den Menschen, sooft und solange er ihn ging, nur zur Naturähnlichkeit. Der Mensch fand nicht das Gottesbild über ihm, sondern das Tierbild unter ihm. Es erschloss ihm wohl die Kraft der Natur, aber nicht seine Unabhängigkeit von der Natur. Je mehr er sie auf Grund ihrer Erkenntnis zu beherrschen suchte, desto mehr sah er sich durch sie geknechtet. Kein Zeitalter der Geschichte war wohl so versklavt durch die Kräfte der Natur, wie der Kulturmensch unseres 20. Jahrhunderts. Umsonst ringt heute der Mensch im Lichte eines Tierevangeliums nach den Kräften einer Gottesherrschaft. Was er auch baut in Stadt und Land, was er auch einigt in Gesellschaft und Reich, was er auch gewinnt an Besitz und Leben, was er auch predigt in Politik und Wissenschaft - alles trägt nicht das Gottesbild über ihm, sondern das Tierbild unter ihm, ist nicht Gottesherrschaft über die Welt, sondern Weltherrschaft über den Menschen.


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Da sprach die Schlange zum Weibe: Ihr werdet mitnichten des Todes sterben."

Ist es nicht bedeutsam, wie der Teufel hier seinen Angriff beginnt? Er fängt ganz leise damit an, das Band zu lösen, das den Menschen hält, nämlich den Glauben an Gott. - Sollte Gott gesagt haben: "Ihr sollt nicht essen"? usw. Er redet noch vorsichtig; Er sagt noch nichts Bestimmtes. Er überlässt es Evas eigenem Nachdenken und will, dass sie ihre Vernunft brauchen und nachdenken soll, ob ein solches Gebot anzunehmen sei, oder ob sie es nicht vielleicht missverstanden habe. Sobald Eva sich aber in ein Gespräch einließ, stieg seine Dreistigkeit: "Ihr werdet nicht sterben."

So pflegt es der Teufel zu machen. Er fängt damit an, den Glauben wankend zu machen, verwirrt dann den Verstand über Gottes Wort und macht den Menschen schließlich über Gottes Meinung ungewiss. Gelingt ihm dies, dann gewinnt er alles. Verbleibt der Mensch dagegen fest in einem lebendigen Glauben an Gottes Wort, dann ist keine Begierde so mächtig, kein Fall so tief, dass nicht noch allem abgeholfen werden kann. Das weiss der Teufel. "Deshalb", sagt Luther, "ging er damit um, dass er durch seine Rede Eva von dem wegführen könnte, was Gott gesagt hatte, und hat so, wenn er das Wort aus dem Wege geräumt hatte, den guten Willen verdorben, den der Mensch vorher hatte, so dass er sich gegen Gott auflehnte; er hat auch den Verstand verwirrt und verdorben, so dass der Mensch an Gottes Willen zweifelte. Daraus folgt dann eine ungehorsame und gegen Gott streitende Hand, die sich gegen das Gebot Gottes ausstreckt, den Apfel zu pflücken, darnach auch ein ungehorsamer und widerstreitender Mund und Zähne. Kurz, auf Unglauben oder Zweifel an Gott und Seinem Wort folgt alles Böse; denn was gibt es Schlimmeres, als Gott ungehorsam zu werden und dem Teufel zu gehorchen?" - Solches beabsichtigt er nun mit dieser hinterlistigen Frage: "Ja, sollte Gott gesagt haben?" Als ob er sagen wollte: Ihr seid wahrlich gute Narren, wenn ihr glaubt, dass Gott es so gesagt hat; denn Gott ist keineswegs ein solcher, der danach fragt, ob ihr esst oder nicht esst. Und außerdem: Solltet ihr, die ihr zu Herrschern über die ganze Erde eingesetzt seid, unter einem solchen Zwang stehen, dass ihr nicht Freiheit hättet, von allerlei Bäumen im Garten zu essen? Wäre das nicht ein Widerspruch zu dem, was Gott euch gesagt hat: "Ihr sollt essen von allerlei Bäumen im Garten"? In dieser Weise arbeitet die alte Schlange darauf hin, Eva zu verwirren, sie in Ungewissheit und in Unglauben an Gottes Wort zu führen.

In gleicher Weise verfährt der Teufel noch heute. Ist es nicht merkwürdig, dass man von mancher listigen Schlange oft ganz dieselben Worte hört, durch die der Teufel einer einfältigen Seele den Glauben zu rauben sucht?! "Sollte Gott gesagt haben?" - z. B., dass derjenige, der nicht das ganze Gesetz hält, verflucht sei? Oder würde Gott den Menschen auf die Erde gesetzt haben, wenn Er gewusst hätte, dass dieser fallen würde und Er ihn schließlich verdammen müsste? Oder sollte Gott einen Unschuldigen für die Schuldigen leiden lassen? Oder sollte Gott gesagt haben, dass Er den nicht ungestraft lassen würde, der nur Seinen Namen missbraucht? Sollte Gott, der die Liebe ist, es so genau nehmen? - In dieser Weise bestärkt der Teufel die Gottlosen in ihrer Sicherheit und verhilft ihnen dadurch zu einem derart unerschütterlichen vermeintlichen Glauben an Gottes Güte, dass ihnen nichts Böses begegnen würde. "Ihr werdet mitnichten des Todes sterben", heißt es.

Bei den Gläubigen dagegen ficht er unaufhörlich den Trost an. Da heißt es wieder: "Sollte Gott gesagt haben?" Sollte Er z. B. gesagt haben, dass Er mir die Sünde nicht zurechnet, die ich doch wirklich habe und bei mir fühle, und dass Er mir dagegen eine Gerechtigkeit zurechnet, die ich weder habe noch bei mir fühle? Sollte Gott gesagt haben, dass ich, der ich leider jeden Tag sündige, dennoch Sein geliebtes Kind sein soll, als ob ich nie sündigte - und dies alles nur um Seines Sohnes willen, der sich für unsere Sünden dahingab? Sollte Er gesagt haben, dass Er allezeit bei uns ist, also auch in meinem Kämmerlein, und dass Er alles hört, was ich bitte oder seufze. In dieser Weise ficht die alte Schlange, der Teufel, unseren Glauben an Gottes Wort stets aufs neue an, um uns ungewiss und in unseren Gedanken schwankend zu machen, damit er uns später führen kann, wohin er will. Darauf müssen wir uns immer gefasst machen und deshalb stets auf unserer Hut sein.

Jesu, hilf siegen, wenn alles verschwindet Und ich mein Nichts und Verderben nur seh, Wenn kein Vermögen zu beten sich findet, Wenn ich vor Angst und vor Zagen vergeh; Jesu, so wollst Du im Grunde der Seelen Dich mit dem innersten Seufzen vermählen!

Jesu, hilf siegen im Wachen und Beten, Hüter, du schläfst ja und schlummerst nicht ein; Lass dein Gebet mich unendlich vertreten, Der du versprochen, mein Fürsprech zu sein. Wenn mich die Nacht mit Ermüdung will decken, Wollst Du mich, Jesu, ermuntern und wecken!


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Vor dem Fall war der Mensch nicht hochmütig. Kein Gedanke von Selbsterhebung stieg in seiner Seele auf; einfältig wandelte er vor den Augen Gottes wie ein Kind; er ging dahin in Unschuld, in Einfältigkeit seines Herzens, in der Abhängigkeit von Gott, in seligem Gehorsam und dachte nicht daran, daß es anders sein sollte. Da trat Satan, der erste und hochmütigste Sünder, zwischen Gott und die Menschen und log. Er suchte im Menschen die Lust nach einem andern als seinem gegenwärtigen Zustand zu erwecken, und log deswegen von einem bessern Zustand.

»Ihr werdet keineswegs sterben, [...] ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.« Sehet da den Lügner! Gott hatte gesagt: »... an dem Tage, da du von ihm issest, mußt du des Todes sterben.« Satan sprach: »Ihr werdet keineswegs sterben ...« Aber er hatte eben sich selbst zuerst angelogen und wollte nun auch den Menschen anlügen, daß der Tod der Finsternis, der an ihm und an allen gefallenen Geschöpfen nagt, kein Tod, sondern daß dies das wahre Leben, das Leben des Lichts sei. »Du wirst sein wie Gott!« Ja die Menschen wurden nach dem Fall in gewisser Beziehung wie Gott; sie wußten nun aus eigener trauriger Erfahrung den großen Unterschied zwischen Gutem und Bösem, wie Gott ihn weiß; sie waren nun in ihrem Innersten losgerissen von Gott, in ihren eigenen Willen hineingebunden, wie auch Gott keinem höheren Willen unterworfen ist; sie waren Götter geworden, wie Satan und seine Horden auf den heutigen Tag sich wohl noch einbilden, daß sie Götter seien: aber welch traurige, welch jämmerliche Götter sind die Menschen! Götter, dem Elend, dem Jammer, der Beschränkung aller Art, der Unseligkeit ihres Herzens, dem Tod unterworfen; Götter, die zur Erde werden, aus welcher sie genommen sind. So hat Satan gelogen, unter einer falschen Vorspiegelung von erhöhter Seligkeit durch Hoheit und Größe die Menschen gefangen. So ist der Hochmut in ihre Seele gekommen und so hineingedrungen, daß sie sich nicht einmal mehr demütigen könnten, wenn ihnen Gott nicht aufs Neue zu Hilfe kommt.

Denn nun ist statt des Ebenbildes Gottes, das vorher in dem Menschen aufgerichtet war, das Bild des Satans in ihnen kräftig geworden, und der Grundzug dieses Bildes ist der Hochmut. Auch unser adamisches Leben hat nun seine Grundwurzel im Hochmut. Zwar sind die Menschen nicht ganze Teufel geworden durch den Fall. Sie sind durch die Lügengebilde Satans nicht so in die Finsternis, in den höheren geistlichen Hochmut hineinverwirrt, daß sie jetzt ihre höchste Ehre in der rastlosen wütenden Empörung gegen Gott und in der Lästerung seines heiligen Namens suchten, wie Satan tut. Aber des ungeachtet ist das Bild des Teufels oder der Hochmut in uns. Durch Adams Fall ist ganz verderbt menschlich Natur und Wesen; dasselb Gift ist auf uns geerbt, daß wir nicht konnten gnesen ohn Gottes Trost, der uns erlöst hat von dem großen Schaden, darein die Schlang Eva bezwang, Gotts Zorn auf sich zu laden.