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Predigten zu 1. Mose 6,13

"Und Gott sprach zu Noah: Das Ende alles Fleisches ist vor mich gekommen; denn die Erde ist voll Gewalttat durch sie; und siehe, ich will sie verderben mit der Erde."

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Da sagte Gott zu Noah: Das Ende des gesamten Menschengeschlechtes ist bei mir beschlossen; denn die Erde ist durch ihre Schuld voll von Freveltaten; darum will Ich sie mitsamt der Erde vertilgen."

Gerichtszeiten waren immer Zeiten göttlicher Passivität und göttlichen Schweigens. In ihnen gab der Mensch sich aus in seiner eignen Kraft und Gesinnung. Er bestimmte und gestaltete das Leben ohne Gott. Wir tragen daher etwas ganz Falsches in das eigentliche Bild und Wesen Gottes hinein, wenn wir in den göttlichen Gerichten einen ähnlichen Vergeltungsgedanken Gottes sehen, wieder Mensch etwa in seiner fleischlichen Herzensgesinnung Vergeltung übt. Denn auch die göttlichen Gerichte, die die Welt bisher als Vergeltung und Strafe erlebte, wurden von der rettenden Gerechtigkeit und der gerechten Liebe Gottes getragen. Gott hat nie den Tod des Sünders gewollt, sondern dass der Mensch seinen widergöttlichen Sinn ändere und lebe.

Der Mensch schuf sich vielmehr immer wieder selbst das Gericht. Indem er sich auf sich selbst einstellte und von Gott löste, unterlag er eines Tages dem Gericht der Sünde und der Vergänglichkeit. Er verlor das Ewige in sich und für sich. Denn wer sich von Gott löst, der löst sich von jener Gerechtigkeit, durch die allein die Gesamtschöpfung Gottes getragen wird. Die Schöpfung würde in ihren unendlich vielen Gliedern sich selbst vernichten, wenn sie diese göttliche Grundlage ihres Bestehens und ihrer Entwicklung verlassen sollte. Jedes, auch das kleinste Glied derselben, besteht und hat die Möglichkeit des Dienstes und der Entwicklung nur so lange, als es jene gerechte Einstellung zum Ganzen wahrt, die es vom Schöpfer erhalten hat.

Dieser Gerechtigkeit Gottes, die sich in der ganzen Schöpfung zu deren Leben und Heil auswirkt, vermag auch der Mensch sich nicht ohne Gericht zu entziehen. Tut er es dennoch, so sieht er sich eines Tages eben von jener Schöpfung gerichtet, die zu beherrschen er berufen ist. Schenkte Gott der Menschheit auch wiederum ein Paradies, würde sie dasselbe jedoch aufs Neue ohne Gottes Gerechtigkeit zu beherrschen suchen, sie würde sich eine neue Hölle daraus schaffen. Das Heil der Zukunft kann mithin für den Menschen nicht nur in einer idealen Kulturwelt liegen. Es liegt in seiner Rückkehr zu Gott. Erst in der Verbindung mit Gott gewinnt der Mensch auch wieder jene Einstellung zur Schöpfung, dass sie aufhört, ihm zum Gericht zu werden, und er in ihr jenen Tempel findet, in dem er die Fülle der Herrlichkeit des Schöpfers schaut.