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Predigten zu 1. Mose 9,11

"Und ich errichte meinen Bund mit euch; und nicht mehr soll alles Fleisch ausgerottet werden durch die Wasser der Flut, und keine Flut soll mehr sein, die Erde zu verderben."

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Und richte meinen Bund also mit euch auf, dass hinfort nicht mehr alles Fleisch verderbet werden soll mit dem Wasser der Sintflut, und soll hinfort keine Sintflut mehr kommen, die die Erde verderbe." 1.Mose 9,11.

Wie der Mensch das Tiefste und Heiligste seiner Seele vielfach nur in einer symbolischen Handlung vor Gott zum Ausdruck bringen kann, so vermag er Gottes höchste Offenbarungen vielfach erst dann in ihrem vollen Umfang zu verstehen, wenn diese von Gott in ein sinnlich-wahrnehmbares Bild gekleidet werden. Erst durch das Offenbarungszelt in der Wüste und durch den Gottestempel in Jerusalem lernte Israel die große Gotteskunde fassen, dass die Herrlichkeit Gottes und seine Gnadengegenwart nicht nur in der Wolke und im Feuer auf dem Sinai zelte, sondern mit denen durch die Wüste wandle und unter denen in Jerusalem wohne, die in Wüste und Heimat nichts anderes sein wollten, als Gottes Priestervolk auf Erden. So kleidete Gott auch hier die ganze Grösse seiner tragenden Geduld und rettenden Liebe in das Bild des Regenbogens in den Wolken. Nicht das Bild an sich ist die göttliche Wahrheit. Der Regenbogen strahlt nur die ewig neu sprechende Offenbarung Gottes wieder und macht sie dem Menschen verständlich und fassbar. Für sich hätte Gott diese bildliche Sprache nie gebraucht. Der Mensch jedoch bedurfte ihrer, um Gott auch in dem Göttlichsten und Höchsten verstehen zu lernen. Daher erlebte die göttliche Offenbarung auch je und je eine Vermenschlichung, die Verkörperung in ein vergängliches Bild - "das Wort ward Fleisch", um unter uns wohnen zu können und um von uns verstanden zu werden.

Jede Fleischwerdung der göttlichen Offenbarung ist aber zu gleicher Zeit auch eine Verhüllung der Offenbarung. Denn kein vergängliches Bild ist groß genug, um das Große Gottes voll und ganz zu künden. Derselbe Tempel, der durch seine Existenz den Söhnen Israels das Wohnen der Herrlichkeit Gottes in ihrer Mitte versinnbildlichte, verhüllte gleichzeitig durch sein Heiligstes und Allerheiligstes die Gegenwart dieser Herrlichkeit vor den Blicken des im Vorhof anbetenden Volkes. Leider hat die Menschheit dies immer wieder vergessen. Daher kniete sie eines Tages anbetend vor dem Tempel, anstatt vor dem Herrn des Tempels, ehrte das Kreuz und verlor den Gekreuzigten, pflegte das Heiligste und vergass den Heiligenden, suchte die Zungen von Pfingsten und atmete nicht den Geist von Pfingsten, verewigte den Buchstaben und kreuzigte das lebendige Wort.