10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu 1. Thessalonicher 4,17

"danach werden wir, die Lebenden, die übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und also werden wir allezeit bei dem Herrn sein."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
Zitate von Charles Haddon Spurgeon anzeigen

"Wir werden also bei dem Herrn sein allezeit."

Wie kurz sind doch die lieblichsten und zärtlichsten Heimsuchungen, die wir von Christo erfahren, und wie bald gehen sie vorüber! Unser Auge schaut auf Ihn einen Augenblick, und wir freuen uns mit einer unaussprechlichen und herrlichen Freude; doch aber über ein kleines, so sehen wir Ihn nicht mehr, denn unser Freund entzieht sich uns wieder; gleich einem Reh oder jungen Hirsch hüpft Er auf den Bergen und springt auf den Hügeln; Er ist auf die Würzberge gegangen, und weidet nicht mehr unter den Rosen. O, lieblich ist doch die Aussicht auf die Zeit, wo wir Ihn nicht mehr werden von fern erblicken, sondern wo wir Ihn schauen dürfen von Angesicht zu Angesicht, und uns dürfen weiden an seinem Anblick; wo Er uns nicht nur wie ein flüchtiger Gast begegnet, der nur eine Nacht bei uns zubringt, sondern uns ewiglich umarmt und an dem Busen seiner Herrlichkeit ruhen lässt. Wir werden Ihn nicht bloss für wenige Augenblicke sehen, sondern wir dürfen uns in Ihm freuen ohne Aufhören. "Dann wird seiner Liebe Sonne Auf uns strahlen ew'ge Wonne." Im Himmel werden weder Sorgen noch Sünden störende Unterbrechungen unsrer Wonne veranlassen; keine Träne wird unsre Augen umdüstern; kein irdisches Geschäft wird uns abziehen von unsern seligen, wonneerfüllten Gedanken, nichts wird uns hindern, unaufhörlich, mit unermüdeten Augen, in die Sonne der Gerechtigkeit zu schauen. O, wenn es schon so süss und köstlich ist, dass wir Ihn hienieden von Zeit zu Zeit einmal für wenige Augenblicke betrachten können, wie herrlich wird's erst sein, wenn wir ewiglich in dies liebe Antlitz blicken dürfen, wenn sich nie eine trübende Wolke zwischen Ihn und uns lagert, wenn wir nie mehr unsre Augen wegzuwenden brauchen auf eine Welt voll Schwachheit und Schmerzen! O, seliger Tag, wann brichst du endlich an? Erhebe dich, stehe auf, du Sonne, die nie wieder untergeht! Die sinnlichen Freuden mögen uns verlassen, so bald sie nur immer wollen, denn wir werden reichlich dafür entschädigt. Wenn das Sterben nur der Eingang zur unsterblichen Gemeinschaft mit unserm lieben Heiland ist, dann wahrlich ist Sterben Gewinn, und dieser trübe Tropfen wird verschlungen von einem unendlichen Meere des Triumphes.


Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
Zitate von Christoph Blumhardt anzeigen

Bei diesen Worten des Paulus ist zu bemerken, daß er von der Wiederkunft Christi redet: Da werden dann die Toten in Christus zuerst auferstehen und mit dem HErrn kommen, und die Seinen auf Erden, die noch leben, werden verwandelt und Ihm entgegengerückt werden in der Luft. Diese beiden wird der HErr mit sich führen, um sie dann allezeit bei Sich sein zu lassen. Drum sagt der Apostel am Schluß: „Wir werden bei dem HErrn sein allezeit.“

Das „Sein bei dem HErrn“ geht in seiner vollen Wirklid1keit erst dann an, wenn der HErr erschienen sein wird. Den Entschlafenen, sofern sie in dem HErrn entschlafen sind, wird's bis dahin schon wohl gehen. Sie bedürfen keines Trostes mehr. Sie werden getröstet wie Lazarus in Abrahams Schoß. Wir aber bedürfen des Trostes unter den schweren Kämpfen und Anfechtungen, die wir in dieser Welt durchzumachen haben. Da, so meint nun Paulus, sollten wir uns untereinander trösten.

Die Thessalonicher übrigens bedurften zunächst um der Entschlafenen willen eines Trostes; denn sie meinten, diese werden - weil sie vor der Zukunft Christi gestorben seien - bei Seiner Wiederkehr zu kurz kommen. Das machte sie um so trauriger, weil sie denken konnten, sie müßten etwa auch noch sterben, ehe der HErr käme; und dann würden sie in gleicher Weise Schaden leiden! Statt dessen spricht Paulus ein tröstliches Wort sowohl mit Bezug auf die Verstorbenen als mit Bezug auf die Lebenden: der HErr werde auf gleiche Weise für beide sorgen, damit sie's ohne Unterschied erlangen würden, bei Ihm zu sein allezeit.

Unterdessen hat sich freilich die Zukunft des HErrn verzogen; und wir sind nicht mehr in solcher Weise um unsre Verstorbenen bekümmert - wenn wir diese nur im HErrn gestorben wissen! Aber des Trostes bedürfen wir doch noch zu sehr, unsretwegen. Und wie wir uns trösten sollen, das sagt Paulus auf eine jetzt noch gültige Weise.

Wir sollen uns nämlich, das liegt in den Worten des Paulus, gegenseitig unsre Hoffnungen vorhalten: Wir sollen uns die großen Dinge, die geschehen werden zur endlichen Erlösung aller Kreatur, vergegenwärtigen und unter den Mühen dieses Lebens uns miteinander in die freudige Zeit versetzen, da wir ausgeweint haben und bei dem HErrn allezeit und unverrückt sein werden. Es genügt nicht, wenn wir uns nur so im Allgemeinen die himmlische Seligkeit vergegenwärtigen, ohne uns dabei die Art, wie sich diese endlich gestaltet, vorzustellen. Wir können uns viel besser trösten, wenn wir's uns recht deutlich sagen: wie unser lieber HErr Jesus Christus wiederkommen werde vom Himmel und wie Er dann zuerst die Entschlafenen - soweit sie in Christus sind - aus den Gräbern holen werde; wie er hierauf auch uns, falls wir noch leben würden, rufen werde als solche, die Er nun nicht mehr von Seiner Seite lassen wolle!

Ach, lernten wir uns so miteinander trösten! Wie würde uns dies auch zu einer Ermunterung dienen, um das Kommen des HErrn, das zur Vollendung des Ganzen so nötig ist, zu bitten! Es würde uns stärken, auszuharren in Geduld und Glauben, wenn namentlich die entscheidenden Zeiten näher rücken!