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Predigten zu 2. Korinther 11,32

"In Damaskus verwahrte der Landpfleger des Königs Aretas die Stadt der Damascener, indem er mich greifen wollte,"

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Nach menschlichem Ermessen war es mit Paulus aus, als die Tore von Damaskus bewacht wurden, damit er ja nicht entwische, und der mächtige Araber seine Mannschaft aufbot, damit es diesmal ganz sicher gelinge, Paulus zu töten. Dennoch entkam er. Freilich verließ er sein erstes Arbeitsfeld, auf das er gleich nach seiner Bekehrung mit der Schwungkraft der ersten Liebe getreten war, nicht öffentlich am hellen Tag wie ein Sieger, begleitet mit einer großen, ihm dankenden Schar, sondern in größter Heimlichkeit vom Dunkel der Nacht geschützt in einem Korb über die Hauer hinab. Dennoch verließ er die Stadt ungebrochen, ganz eins mit der Führung seines Herrn, ohne Murren, und fähig, sich daran zu freuen, dass seine Arbeit in Damaskus in dieser Weise ihr Ende gefunden hatte.

Unvergänglich bewahrte er diese Erinnerung in seiner Seele und hatte an ihr den Grund zu einem nie verklingenden Ruhm. Suchen wir Menschen nicht immer den Erfolg? Reden wir nicht von schweren Schicksalen und dunklen Führungen, wenn sich unüberwindliche Hindernisse vor uns auftürmen? Stell dich, Herz, in Gottes Licht. Dann siehst du seine gnädige Hand auch da, wo du bereit bist, von Zusammenbruch, Niederlagen und Ruinen zu reden. Dadurch wird dir Gott sichtbar, dass er auch dann Mittel und Wege hat, wenn die Tore verschlossen sind, und sein Werk vorwärts führt, auch wenn ein starker Araber gegen ihn seine Fäuste ballt.

Vieles, was unseren Stolz stärkte, fiel, Herr, in Trümmer und deine Schar musste schon manche Hoffnungen begraben. Um eines bitte ich Dich; bewahre mich davor, dass ich murre. Deine Gnade ist jeden Morgen neu. An Deiner Hand führt mich mein Weg zum Ziel, nicht zu meinem Ziel, das mir am Herzen liegt, aber zu Deinem, an dem sich Deine Gnade offenbart. Amen.