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Predigten zu Epheser 5,21

"einander unterwürfig in der Furcht Christi."

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Wer war je so frei wie Paulus? Er war ein Vorkämpfer für die Freiheit in unüberwindlicher Tapferkeit. Wenn sein Evangelium zu mir spricht, springen alle Fesseln. Derselbe Paulus hat aber die Untertänigkeit unter alle aufs höchste gepriesen und aus ihr die für alle gültige Christenpflicht gemacht. Warum hat er die Untertänigkeit so hoch geschätzt? Er wollte die Gemeinschaft und sah in ihr nicht nur eine hübsche Zugabe zum Eigenleben der Einzelnen, sondern das Werk des Christus, der dadurch als der Herr an uns handelt, daß er aus uns die in Gott geeinigte Gemeinde macht. Wenn sich aber der eine über den anderen erhebt und der eine den anderen überbietet, dann stehen wir gegeneinander im Streit. Dieser ist aber sofort verschwunden, wenn sich der eine dem anderen unterwirft und seinen Willen mti dem des anderen vereint. An ein einseitiges Regiment des einen über den anderen hat Paulus nicht gedacht. Denn das Dienen ist in der Christenheit nicht das Geschäft eines besonderen Stands, sondern das Amt aller. Es gibt in der Kirche nicht solche, für die die Liebespflicht gilt, die sie für die anderen leben macht, und solche, die eine vornehme Selbstsucht pflegen dürfen, die die anderen ihnen dienstbar macht. Ist jemand an Verstand und Willen stark, so hat er damit die verstärkte Dienstpflicht empfangen und er kann diese nicht ausführen, wenn er seinen Willen herrisch auf die anderen legt, sondern kann den anderen nur dann wirklich dienen, wenn er sein Verhalten unter ihren Willen stellt und sein Vermögen für ihr Bedürfnis fruchtbar macht. So kommt zwischen uns die Eintracht zustande. Zu ihr treibt uns Paulus durch die Furcht vor dem Herrn. Lassen wir uns von Begehren nach Macht treiben, so entsteht daraus jene Selbsterhöhung, die Gott zerbricht, und wenn wir aus der Gemeinde Jesu den Frieden verscheuchen und ihre Eintracht zerbrechen, so haben wir Christus gegen uns, der seine Gemeinde dazu schafft, damit sie einträchtig sei.

Herr, gnädiger Gott, du bist unsere Zuflucht in allen Nöten, auch in den Nöten, die uns unsere Eigensucht bereitet. Nur in deiner Nähe endet unser Streit; nur vor dir verstummt der Zank. Mache es mir in allen meinen Verhältnissen deutlich, daß du mich zu den Menschen führst, nicht von ihnen trennst, mich zu deinem Diener, nicht zum Herrn über die anderen machst, weil meines Lebens Sinn und Zweck darin besteht, daß es für die, die du zu mir führst, heilsam sei. Damit breitest du deinen Frieden über mich. Amen.