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Predigten zu Hosea 7,9

"Fremde haben seine Kraft verzehrt, und er weiß es nicht; auch ist graues Haar auf sein Haupt gesprengt, und er weiß es nicht."

Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Hier ist nicht die Rede von einem eitlen "Weltmann, der sich immer noch wie ein junger Stutzer aufführt und gar nicht merkt, daß er ein Greis und ein alter Narr wird. Es gibt solche Leute. Der Herr wolle uns bewahren, daß wir nicht so werden, sondern — wie der Herr Jesus — zunehmen an „Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen". Aber davon ist hier nicht die Rede. Das Hosea-Wort müssen wir gleichnishaft verstehen. Es sagt uns, daß ein Christ in seinem geistlichen Leben zurückgehen kann, — ohne es zu merken.

Ein Mensch, der graue Haare kriegt, wird alt. Seine geistigen und körperlichen Kräfte lassen nach. Er eilt dem Grabe entgegen. Solch ein Altern kennt man auch im geistlichen Leben. So normal es für das natürliche Leben ist, so schlimm ist es für das geistliche. Man erlebt eine köstliche geistliche Jugendzeit! Da ergab man sich dem Herrn. Da jauchzte das Herz über Seinem Heil. Da sang man: „Wem anders sollt ich mich ergeben / o König, der am Kreuz verblich? / Hier opf'r ich dir mein Gut und Leben / mein ganzes Herz ergießet sich..." Aber dann ging die Zeit hin. Und da wurde manches so anders: Nun ja, man ist noch Christ! Gewiß! Aber man hat keine Lust mehr zum Gebet. Die Schrift ist einem nicht mehr tägliches Lebensbrot. Man hat sich der Welt gleichgestellt. Es ist keine Kraft mehr da zur Buße und keine Freude im Herrn. „Doch will er's nicht merken", sagt Gottes Wort.

Nein, so soll's nicht sein! „Die gepflanzt sind in dem Hause des Herrn, werden . . . grünen. Und wenn sie gleich alt werden, werden sie dennoch blühen, fruchtbar und frisch sein, daß sie verkündigen, daß der Herr so fromm ist" (Ps. 92,14 ff). Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Er hat hier und da graue Haare gekriegt, und er weiß es nicht

Die Sünde herrschte in ihrer verderblichsten Gestalt unter dem Volk Israel und untergrub heimlich seine Kraft. Dessen waren die Leute im allgemeinen sich nicht bewusst, sondern bildeten sich ein, so stark zu sein, wie ehemals und sahen lange Jahre nationalen Wohlstandes vor sich. Sie ahnten nicht, dass sie als Volk bereits das Greisenalter erreicht hatten, mit der ihm anhaftenden Schwäche und Hilflosigkeit. Welch ein treffendes Bild der unmerklichen Abnahme, des unbewussten Verderbens, ähnlich wie bei Simson, dessen Kraft von ihm gewichen war, und er wusste es nicht! Ist dies jedoch nicht immer der Fall beim beginnenden geistlichen Rückschritt, dessen gefährlichstes Merkmal es ist, dass wir so lange nichts merken von der mit uns vorgegangenen Veränderung? Allmählich, beinahe unmerklich, verlieren wir die Wachsamkeit über unsere Gedankenwelt, unser Verlangen nach der Gemeinschaft mit Gottes Kindern, unsere Freude am Hause Gottes, unser Interesse an der Rettung anderer, unser empfindsames Gewissen in Bezug auf die Gebräuche des Geschäftslebens und der Gesellschaft. Es kommt uns dies nicht zum Bewusstsein; wir erschrecken nicht besonders darüber; wir haben keine Ahnung, dass die weiße Ameise unsere Geräte innerlich frisst, dass der Holzwurm die Balken unsers Hauses untergräbt. Fremde verzehren unsere Kraft; graue Haare deuten vor aller Augen auf unser Altern hin, nur wir selbst merken es nicht. Es ist kaum zu beachten, wie wir allmählich weiß werden; die Kraft unsers Mannesalters schwindet nur langsam dahin; die Stufen der geistlichen Abnahme gehen, wie beim Übergang zum Herbst, durch letzte Sommertage. Aber hierzu brauchte es nicht zu kommen, wenn wir uns täglich im Spiegel des Wortes Gottes betrachteten.