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Predigten zu Jakobus 1,18

"Nach seinem eigenen Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt, auf dass wir eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien."

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Auch dann bestände unser Gottesdienst aus dankender Anbetung, wenn der Name „Kreatur Gottes“ das Letzte und Höchste beschriebe, was uns zugeteilt ist. Es gibt aber noch etwas Größeres als Kreatur zu sein. Dieses Größere hat Jakobus wie die anderen Apostel die Kindschaft Gottes genannt. Heißt er uns Kreatur, so sagt er: unser Dasein besteht mit allem, was es umfasst, durch Gottes Macht. Nennt er uns von Gott geborene Kinder, so sagt er: Gott legt in euer inwendiges, persönliches Leben die Verbundenheit mit Ihm. Das Geschöpf steht in der Abhängigkeit vom Schöpfer, auch wenn es ihn nicht kennt; dagegen kennt das Kind den Vater. Das Geschöpf muss den Willen Gottes tun, auch wenn es ihn nicht kennt und nicht will. Dagegen dient das Kind Gott mit seinem eigenen Willen in eigenem Gehorsam. Deshalb werden wir zu Gottes Kindern durch das Wort der Wahrheit gemacht. Auch das Geschöpf entsteht durch das Wort Gottes; es ist aber nicht zu ihm gesprochen und wird nicht ihm gegeben; denn es wird durch das göttliche Wort erst ins Dasein gestellt. Nun gibt es aber ein Wort Gottes, das sich an uns wendet, uns anspricht, uns vernehmlich wird und sich zu unserem Eigentum macht, und dieses Wort schafft Leben, und zwar von Gott gewirktes Leben, weil das Wort Wahrheit ist. Darum schafft es, was es verheißt, gibt, was es verkündet, und bleibt uns nicht fremd, sondern wurzelt in uns und füllt unser Herz. An das, was sich uns als Wahrheit enthüllt, sind wir mit einem unlöslichen band gebunden. So entsteht durch das Wort auf den weiten Ackerfeld der Schöpfung Gottes Kinderschar als eine Erstlingsfrucht, als ein Vorzeichen für das, was die Vollendung des göttlichen Reichs der Schöpfung bereiten wird. Auf diesen erhabenen Ort hebt uns aber nicht der eigene Wille und die eigene Leistung empor. Das ist nicht der Erfolg unserer Bemühung, wie wir auch nicht durch unsere Anstrengung geschaffen sind. Gottes Wille macht, dass es Kinder Gottes gibt; denn Gottes Wille bewirkt, dass das Wort der Wahrheit zu uns kommt und uns mit seiner Kraft beschenkt, die uns das Leben gibt.

Was ich, Vater, als Dein Geschöpf habe, zeigt Deine Herrlichkeit, und was Du mir durch Dein Wort schenkst, verklärt Deinen Namen mit neuem Glanz. Es ist das Geschenk Deines Wortes und Deines Geistes, dass wir dich Vater nennen, und weil Du mir Kindesrecht und Kindespflicht gegeben hast, bitte ich Dich: erhalte mich Tag und Nacht auf Deinen Wegen und in Deinem Gebot. Amen.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Er hat uns gezeugt nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit.

Er hat uns gezeugt nach seinem Willen durch ein Wahrheitswort, das die Stürme über sich brausen lässt und es bleibt, die Regenschauer auf sich niedergehen lässt und es steht, das unterwühlt, verkannt, verlästert, umdroht wird, aus eigener Wahrheitsgewalt heraus, aus einem Gehalt, der ewiglich bleibt, sich durchsetzt so gewiss, dass alle diese Fleischesmeinungen und Dichtungen längst geschichtliche Merkwürdigkeiten sein werden, während dieses Wort seinen stillen, ernsten Dienst tut, zu den Niedrigen sich zu bücken, den Müden Labung zu bringen und den Sterbenden das Lebensgeheimnis einzuverleiben.