10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Jesaja 33,24

"Und kein Einwohner wird sagen: Ich bin schwach. Dem Volke, das darin wohnt, wird die Missetat vergeben sein. -"

Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Und kein Einwohner wird sagen: Ich bin schwach; denn das Volk, das darin wohnt, wird Vergebung der Sünden haben."

Wir sehen hier, dass die Vergebung der Sünden, die uns im Tod Christi erworben wurde und die wir durch den Glauben angenommen haben, uns ein ewiges Eigentum, eine tägliche und ewige Gnade sein soll. Sie soll durch die uns anklebenden, beschwerenden und zuzeiten leider auch ausbrechenden Sünden nicht erschüttert oder von uns genommen werden, sondern wir sollen darin, solange wir durch den Glauben in Christus bleiben, alle Stunden als in ein und derselben Gnade bei Gott stehen, weil die Gnade nicht von den Werken herrührt, ja, weil wir in uns selbst der Verdammnis alle Stunden gleich würdig, in Christus aber alle Stunden gleich gerecht sind. Wenn Gott der Herr im Alten Testament das Gnadenreich erwähnt, das durch Christus auf Erden gestiftet werden sollte, dann nennt Er es in Jes. 33 "die Stadt unseres Stifts" sowie "Jerusalem" und sagt schließlich von dieser Stadt: "Und kein Einwohner wird sagen: Ich bin schwach; denn das Volk, so darin wohnt, wird Vergebung der Sünden haben."

Wenn Gott im 89. Psalm Seinen Bund mit Seinem Sohn erwähnt - den Bund einer ewigen Gnade über diejenigen, die der Sohn mit Seiner Versöhnung erkaufte und verteidigt, und die an Ihn glauben und darum hier "Seine (des Sohnes) Kinder" genannt werden -, dann sagt Er: "Wo aber Seine Kinder Mein Gesetz verlassen und in Meinen Rechten nicht wandeln, so sie Meine Ordnungen entheiligen und Meine Gebote nicht halten, so will ich ihre Sünde mit der Rute heimsuchen und ihre Missetat mit Plagen; aber Meine Gnade will ich nicht von Ihm wenden und Meine Wahrheit nicht lassen fehlen. Ich will Meinen Bund nicht entheiligen und nicht ändern, was aus Meinem Munde gegangen ist." - Und im Neuen Testament sagt der Apostel Johannes: "Meine Kindlein, solches schreibe ich euch, auf dass ihr nicht sündigt. Und ob jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist; und derselbe ist die Versöhnung für unsere Sünden; nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt."

Wir wollen nicht mehr von den unzähligen, trostvollen Worten der Schrift über diesen Punkt anführen, sondern hier nur eins betrachten. In ihm sagt der Herr, dass die Einwohner dieser Stadt - des Gnadenreiches - nicht nötig haben werden, darüber zu klagen oder mit Besorgnis davon zu reden, dass sie schwach seien, denn sie werden Vergebung der Sünden haben. Der Herr scheint sagen zu wollen: Die Vergebung der Sünden setzt voraus, dass Sünden und Gebrechen da sind, denn sonst hiesse es nicht Vergebung der Sünden; zu gleicher Zeit sagt Er aber auch, dass die Sünde nicht zugerechnet, nicht bestraft und ihrer nicht gedacht werden solle, denn es heißt Vergebung. Was unter der Vergebung steht, das braucht nicht mehr erwähnt, an das braucht nicht mehr mit Furcht gedacht zu werden; denn vergeben ist vergeben. "Kein Einwohner wird sagen: Ich bin schwach; denn das Volk, das darin wohnt, wird Vergebung der Sünden haben."

Dieses Wort erinnert auch an ein besonderes Anliegen der redlichen Gnadenkinder. Sie glauben wohl die Vergebung ihrer Sünden, zu gleicher Zeit aber haben sie etwas anderes (wie es ihnen scheint), worüber sie sich beklagen und bekümmern, etwas, das ihnen nicht als Sünde zu betrachten einfällt, sondern als eine Schwachheit, ein Mangel im Christentum, ein Fehler, oder wie es sonst genannt werden soll. Sie sagen: "Wohl glaube ich, dass Gott mir alle Sünden vergibt, aber ich bin so schwach, habe diese oder jene Schwachheiten" usw. Nun sagt der Herr hier, dass dies alles zu den Sünden gehört. Diese Vergebung entfernt und bedeckt alle Schwachheiten. Wo ist eine Schwachheit, die nicht Sünde ist? Das Gesetz fordert ja den ganzen Menschen - das Herz, die Gedanken, die Gefühle. Darum verklagt es auch alles, was diese tun, wenn es gegen das Wort streitet. Sollten die Mängel deines Christentums also nicht Sünde sein? Ist es nicht Sünde, kalt zu sein, träge zum Worte und zum Gebet und feige im Bekennen zu sein? Alles aber, was Sünde ist, gehört unter die Vergebung der Sünden. Es heißt nicht, dass Christus die Sünden der Hand oder der Zunge versöhnte, sondern alle Sünden des ganzen Menschen. Darum, solange du durch den Glauben in Christus bleibst, also stets unter der Sünde leidest und gegen sie wachest, betest und streitest, ist "nichts Verdammliches" an dir; die Vergebung erstreckt sich über alles, was du bist und hast.

Über dieses Thema sagt Luther: "Man soll diese Lehre wohl fassen, dass man es gänzlich dafür halte, dass unsere Frömmigkeit vor Gott heiße: Vergebung der Sünden. Wenn der Mensch mit Gott handeln will, soll er wissen, dass weder seine Sünde noch seine Frömmigkeit gelte. Handelt es sich darum, dass ich vor den Menschen etwas tun, denken, reden und leben soll, dann will ich fromm sein, mich vor der Sünde hüten und viele gute Werke tun. Sobald es sich aber darum handelt, ob ich Seine Gnade habe oder wie ich sie erhalten soll, dann will ich nichts anderes sein als ein Sünder, auf dass dieser Artikel von der Vergebung der Sünden auf mich seine Anwendung finden möge; ja, dann will ich frisch im Glauben antworten: Habe ich Sünde, so hat Christus Gerechtigkeit. Seine Frömmigkeit ist meine Frömmigkeit. Ich sitze auf dem Thron, dahin die Sünde nicht langen kann."

Hier bin ich ewig selig. Hier hab ich ewig satt. Die Güter sind unzählig. Die hier mein Glaube hat.

Die Sünden sind vergeben; Ich bin gerecht gemacht Und aus dem Tod ins Leben Durchs Blut hindurchgebracht.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
Zitate von Ludwig Hofacker anzeigen

O wie elend wären wir, wenn es keine Vergebung der Sünden gäbe! Wie beneidenswert wäre das Schicksal eines Hundes in Vergleichung mit dem Schicksal eines Menschen! Ein Hund ist zufrieden, wenn seine körperlichen Bedürfnisse und Triebe befriedigt werden. Aber der Mensch hat höhere Bedürfnisse in sich; Gott hat ihm die Ewigkeit in das Herz gelegt, und er sehnt sich mit seinen innersten Trieben nach dem unvergänglichen Gut, nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Aber ohne Vergebung der Sünden könnte dieses Bedürfnis nimmermehr befriedigt werden; denn die Sünde zieht eine für den Menschen unauflösliche Scheidewand zwischen uns und Gott. Da stünden wir, versunken in uns selbst, hineingebannt in unser eigenes Elend, als Verlorne und Verdammte müßten wir durch dieses Leben gehen, um so unglücklicher, je nüchterner wir wären. Es bliebe nichts übrig, als mit den Narren zu sagen: »Lasset uns essen und trinken, morgen sind wir tot.« Aber dies wäre nichts als ein Wort der Verzweiflung. Es ist wahr, was im Lied steht:

All Sund hast du getragen, sonst müßten wir verzagen. Aber gottlob! All Sund hat er getragen. Das ist wahr; das ist begründet; das ist eine felsenfeste Wahrheit, ein Felsen, den kein Teufel und kein Zweifel jemals umwerfen wird. Jesus Christus hat alle Sünden getragen, die Sünden aller Sünder getragen, abgebüßt, abgetan an seinem eigenen Fleisch; er hat allen Bann aufgehoben, allen Fluch hinweggetan; er hat eine ewige Erlösung erfunden.

Ja, hab Dank, o Jesu, Gottes Sohn, du Friedenswiederbringer! Daß du herab von deinem Thron bist kommen als Bezwinger all dessen, was den Frieden stört: Ach laß mein Herz doch werden zum Tempel, da der Fried7 einkehrt; sei selbst mein Fried' auf Erden.