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Predigten zu Jesaja 38,17

"Siehe, zum Heile ward mir bitteres Leid: Du, du zogest liebevoll meine Seele aus der Vernichtung Grube; denn alle meine Sünden hast du hinter deinen Rücken geworfen."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Du hast alle meine Sünden hinter deinen Rücken geworfen!"

Ich habe unwissende Christen oft fragen hören, wie es denn komme, dass, wenn jemand begnadigt ist, er dennoch jeden Tag seine Sünden bekennen soll. Wir lehren ja, dass in dem Augenblick, wo ein Sünder dem Evangelium glaubt, alle seine Sünden hinweggenommen sind - vergangene, gegenwärtige und zukünftige.

Die Schwierigkeit liegt in unserer neuen Beziehung zu Gott. Als ein Sünder komme ich zu Jesus Christus und glaube an ihn. Dann ist Gott ein Richter. Er nimmt das große Schuldbuch des Gerichts, streicht meine Sünden aus und spricht mich frei. In demselben Augenblick nimmt er mich in seine Familie auf. Nun stehe ich zu ihm in einer anderen Beziehung: Gott ist für mich nicht mehr ein Richter, sondern ein Vater. Und nun stehe ich in einer anderen Zucht. Ich geniesse eine andere Behandlung und habe einen neuen Gehorsam.

Wenn ich nun etwas Unrechtes tue, was dann? Kommt der Richter und zerrt mich vor sein Gericht? Nein, ich habe keinen Richter mehr zu fürchten. Gott ist mein Vater. Der Vater stellt mich vor sein Angesicht und redet mit mir, oder er nimmt die Rute und züchtigt mich. Als Gott noch mein Richter war, züchtigte er mich niemals. Da drohte er, das Beil zu nehmen. Aber er hat das Beil nun begraben. Da ich nun sein Kind bin, hat er kein Beil mehr, um mich damit zu töten. Seine eigenen Kinder kann er nicht töten.

Da wir, du und ich, obwohl wir Gottes Kinder sind, jeden Tag sündigen - nicht gegen Gott als den Richter, sondern gegen ihn als Vater -, so geziemt es uns, jeden Tag unsere Sünden zu bekennen. Tun wir das nicht, so wendet der Vater zuletzt die Rute an, wie er es bei Hiskia tat. Er schlug Hiskia, bis er todkrank wurde. Hiskia tat Buße, und die Rute wurde weggelegt. So war es auch bei David. Als er die Sünde begangen hatte, war die Beziehung zu Gott gestört. Gott war, wie ein Vater, gegen sein Kind zornig. Aber nachdem David Buße getan hatte, drückte ihn der Vater wieder an sein Herz, und David konnte singen: "Alle meine Sünden hast du hinter deinen Rücken geworfen."


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Es gibt so viel bedrückte und trostbedürftige Leute. Es gibt aber auch so viel „leidige Tröster" — wie die Bibel sagt. Ja, sind nicht alle Menschen „leidige Tröster"? Ein erfahrener Christ erzählte: „Ich war einst durch den Tod eines Kindes tief verwundet und betrübt. Da kamen sehr viele liebe Menschen und sagten gute und „tiefempfundene" Worte. Aber ich merkte zu meinem Schrecken: Diese Worte erreichten mich gar nicht. Sie drangen gar nicht hinunter in die Tiefe, in der ich war."

So wird es immer sein: Wenn wir wirklich tief verwundet und in Not sind, dann werden tröstende Menschenworte uns nicht mehr erreichen. — Aber der alte Christ wußte weiter zu erzählen: „Trotzdem bin ich getröstet worden. Ich fand das Wort Jesu: ,Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch/ Da habe ich Ihm gesagt: ,Herr Jesus, dann gib Deinen Frieden auch mir.' Und Er hat ihn mir gegeben." Seht, so ist Jesus der Mann, der trösten, heilen und verbinden kann. Wie viele werden es einmal in der Ewigkeit jauchzend bekennen: „Du hast dich meiner Seele herzlich angenommen." Da war einmal vor den Toren Jerichos ein großes Menschengedränge. Tausende von Neugierigen hatten sich eingefunden, um Jesus zu sehen. Oben in einem Baum aber saß der Mann Zachäus, der Mann, dessen Leben durch die Sünde im Tiefsten beunruhigt war. Sein Herz schrie nach dem Heiland. Aber sein Mund war stumm.

Es gehört zu dem Wunderbaren, daß Jesus unter der lärmenden Menge das heimliche Schreien dieses Herzens hörte. Er beachtete nicht die laute Menge, aber bei Zachäus blieb Er stehen. O wie versteht Er die tiefsten Nöte und das geheime Seufzen unserer Seele, und wie herrlich nimmt Er sich unser an! Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Du zogest liebevoll meine Seele aus der Grube

Es ist, als ob eine lange Kette von liebenden Gedanken und Worten uns aus der Grube emporgezogen hatte. Hat uns die Liebe Gottes herausgeliebt aus der Grube des Verderbens? Jene Grube stellt das Böse dar im Innern unserer Herzen, jenen tiefen Abgrund der Selbstsucht, der Lüste und Reizungen des Fleisches. Wer hätte uns daraus befreien können, als nur die Liebe Gottes? Wir erfahren:

1. Die Geduld der Liebe Gottes

Diese Geduld hat sich verherrlicht an uns, die Er so lange mit zartem Erbarmen getragen hat. Wäre Gottes Liebe nicht unendlich, so müsste Er unlängst hoffnungslos aufgegeben haben. O des Reichtums seiner Langmut! Er ist stehen geblieben am Rande der Grube unsers Verderbens; mit unermüdlicher, treuer Sorgfalt hat Er uns emporgezogen, auch wenn wir uns Ihm wiederholt in undankbarem Eigensinn widersetzten.

2. Das Opfer der Liebe Gottes

Wie viel hat Er getragen und gelitten! Das Kreuz, mit seiner Schmach und Schande, offenbart uns nur in Worten, die uns verständlich sind, die Tiefe der auf seinem Herzen liegenden Last, und zeigt uns das unermesslich hohe Lösegeld, das unsere Sünden Ihn kostete. Dieser göttliche Schmerz ist das beste Läuterungsfeuer, wenn wir uns darein versenken.

3. Die Reinheit der Liebe Gottes

Wie groß ist doch der Gegensatz zwischen dem schlammigen Wasser eines Teiches, und dem sich darüber wölbenden Blau des Himmels! Dieses stellt uns den Abstand dar, zwischen der Liebe Gottes und unserem Hass; zwischen seiner Freundlichkeit und unserem Schelten; zwischen seiner Heiligkeit und unserer Unreinheit. Aber seine Liebe besiegt unsere Sünde und zieht uns aus der Grube. Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade noch viel mächtiger geworden; sie weckt Liebe in uns und macht uns lieblich.