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Predigten zu Jesaja 52,1

"Wache auf, wache auf; kleide dich, Zion, in deine Macht! Kleide dich in deine Prachtgewänder, Jerusalem, du heilige Stadt! Denn hinfort wird kein Unbeschnittener und kein Unreiner in dich eintreten."

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Die Kraft der Erlösten

"Wache auf! Kleide dich in deine Stärke!"

Christ sein heißt ein Kämpfer sein. Ein Heiligungsleben ist ein Kampfesleben. Glauben heißt siegen und die Welt überwinden (1. Joh. 5, 4.5). Für Gottes Volk gilt das alte Wort: "Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein" (2. Mose 14, 14; vgl. 2. Chronik 20, 5). Unser Kampf ist, dass wir uns zum Glauben durchringen; denn im Glauben haben wir den Herrn. Dann übernimmt er den Kampf und führt die Sache unsrer Seele (Klagel. 3, 58). - Man kann nur auffordern, stark zu sein, wenn eine Kraftquelle da ist. Wir haben sie unversiegbar im Herrn Jesus. Sie steht für jeden offen. "Ziehe deine Stärke an!", heißt es in unserer Textstelle. Es ist die Stärke, die für dich bereit liegt. Nimm sie nur! Der Glaube zieht die Kraft an: So viel Glaube - so viel Kraft! Was ist es eigentlich für eine Kraft, die uns in Jesus zuteil wird? Es ist nicht eine körperliche oder physische, auch nicht die Kraft, wie sie in einer Maschine wirksam ist. Es ist die Kraft der Liebe. Und sie ist die stärkste Macht. Wenn wir uns der Liebe Jesu erschließen und diese Liebe auf uns wirken lassen, dann erfahren wir eine Kraft, die Wunder wirkt. Sie übt eine Anziehungskraft aus, die lösen kann von aller Anhänglichkeit an die Welt und an die eigene Person. Die Welt zieht mächtig an; aber der am Kreuz Erhöhte zieht noch mächtiger. Wie kleben wir am eigenen Selbst, aber der Heiland zieht uns ab vom eigenen Ich. "Ich will sie alle zu mir ziehen." Überlass dich dem Zug seiner Liebe, dann kommst du los von deinen Gebundenheiten. "Mache dich los von den Banden deines Hasses, du gefangene Tochter Zions!" Mache dich los, indem du dich durch Jesu Liebe an ihn fesseln lässest! Die Liebe des Heilandes gibt Überwinderkraft, dass man mit dem Apostel ausrufen kann: "Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht: Christus."

Wie mächtig der Feind ist, das merken wir erst, sobald wir gegen ihn Front machen. Solange wir uns ihm willig unterwerfen, spüren wir seine Macht nicht. Unsere Gebundenheit empfinden wir erst, sobald wir uns losmachen wollen. Doch Jesus ist Sieger. - Notwendig ist nur die Erkenntnis der eigenen Schwachheit und Ohnmacht. Einzig in der Schwachheit kann sich Christi Stärke auswirken. Soll er wachsen, muss ich abnehmen. Man muss von seinem eigenen Unvermögen tief durchdrungen sein. "Ich bin nichts", bekennt Paulus von sich. Die von Natur Kraftvollsten und Willensstärksten empfinden ihre Ohnmacht tief, wo es gilt, gegen Sünde und Satan zu kämpfen. "Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren", ruft Luther aus, der gewiss kein Schwächling war. Wer denkt, er stehe in eigener Kraft, ist dem Fall nahe. Die in sich Schwächsten sind die Stärksten, sobald sich ihre Schwachheit durch den Glauben mit Christi Kraft vermählt. Lassen wir uns täglich und stündlich, besonders wenn uns Versuchung plagt, durchdringen von der Kraft seiner sündentilgenden und überwindenden Liebe!


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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In einem alten Missionsbuch sah ich einmal ein Bild von einer afrikanischen Sklavenkarawane. Da trug jeder der armen Sklaven ein Halseisen. Diese eisernen Ringe waren untereinander verbunden durch Ketten. So konnte keiner entrinnen. Seither verstehe ich dies Textwort von den „Banden des Halses": Die Menschen tragen Sklavenketten Satans. Und einer hält den andern dabei fest. In diesem Bild ist die Wirklichkeit der Welt erschütternd geschildert.

Nun müssen wir darauf achten: Gott spricht hier „Jerusalem" an. Damit ist die Gemeinde Gottes gemeint. Ja, die Bibel weiß in ergreifender Weise davon zu reden, wie Satan auch Kinder Gottes in seine Halseisen zwingt: Da ist der König David, der in Ehebruch und Mord gerät. Da ist das Weib des Hiob, das über den Verlust ihrer Kinder und Habe in Verzweiflung fällt und Gott lästert. Da ist ein Petrus, der in Menschenfurcht seinen Heiland verleugnet

Nun, das sind alte Geschichten. Die neuen schreiben wir! Das ist die Klage Gottes: „Du gefangene Tochter Zion!" Aber größer ist in unserm Text der Jubel: „Mache dich los von den Banden deines Halses!" Kann das denn ein Sklave? Ja, er kann es, wenn einer das Schloß an der Kette löst. Und dieser eine ist da. Er heißt Jesus. Als Er rief: „Es ist vollbracht!" ist das Schloß aufgesprungen. Nun geht's nur noch darum, ob wir herauswollen aus der Kette. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Das alte Lied! Die ausgefahrenen Gleise! Das alte Leben! Immer dasselbe! Ach, wie abscheulich ist das alles! Aber nun ist ja Advent. Und das heißt: Gott macht einen ganz neuen Anfang. „Advent feiern" — das heißt: Wir dürfen einen ganz neuen Anfang machen! Wenn das nicht schön ist — ! Doch nun wird mancher heimlich seufzen und denken: „Ja, das ist wohl ganz schön. Aber es wird doch nichts aus der Sache. Die trüben Verhältnisse in meinem Leben — und meine unselige Natur — und die Macht der Versuchung — und die Gewalt der Gewohnheiten — das alles ist ja viel stärker als mein guter Wille. Es ist doch nichts mit dem: Mache dich auf! Ich kann mich nicht aufmachen. Die Verhältnisse sind stärker als ich." Ja, so seufzt mancher. Und nun ist es, als habe Gott schon diesen Seufzer gehört. Darum ruft Er nicht nur: Mache dich auf! — sondern Er setzt hinzu: Zieh deine Stärke an! Das ist ein wunderliches Wort. Stärke, die besitzt man doch — oder man hat sie nicht. Wie kann man sie „anziehen"? Das wäre ja großartig, wenn man Stärke anziehen könnte wie ein Gewand!

Aber so steht es hier. Und gerade dies ist ein rechtes Adventswort. Denn es weist auf den kommenden Heiland hin. In uns ist keine Kraft. Das ist wahr. Aber Er, der Erlöser, ist unsre Stärke: Jesus! „Zieh deine Stärke an!" Im Galaterbrief steht: „Wir haben Jesum angezogen." Das gibt es also! Ja, schlüpfe nur in Ihn hinein! Wickle dich in Ihn ein! Birg dich ganz in Ihm. Das ist es nämlich, was die Bibel unter „Glauben" versteht. Wie schön ist das: Ich darf schwach sein. Aber Jesus ist meine Stärke! Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Das Wort fängt so prächtig an: „Mache dich auf!" Und Kenner der Bibel denken da gleich an das andere Jesaja-Wort: „Mache dich auf, werde licht. Denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir." Nicht wahr, das ist ein herrliches Advents wort: „Die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir." Das Schönste daran ist, daß es ja wirklich wahr ist. Bei diesem Wort sah Jesaja im Geist den Heiland, in dessen Erlösungslicht wir stehen dürfen. Der hat uns für Gott erkauft mit Seinem Blut. Und Er hat uns berufen zu der zukünftigen Herrlichkeit.

„Die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir" — das heißt also: Wir dürfen die Erlösung im Glauben fassen und als versöhnte Menschen Gottes der Ewigkeit zuwandern. So! Und nun laßt uns im Licht dieser großen Heilstatsachen unser Alltagsleben ansehen! Dann wissen wir, was Gottes Wort mit dem „Staub" meint.

Der Glanz Gottes sollte über unserm Leben liegen. In Wahrheit aber steht es so, daß lauter — Staub auf uns liegt. Da ist der Sorgengeist! Ach, dieses abscheuliche „Immer-Rechnen- Müssen"! Nirgendwo will es reichen — weder mit dem Geld noch mit der Kraft! „Schüttle den Staub ab!" Wenn wir nur halb so viel beten wollten, wie wir uns sorgen oder wie wir über unsre Nöte reden — der Staub des Sorgengeistes wäre abgeschüttelt. Staub über Gotteskindern! Da sind die kleinen Streitereien! Die Unredlichkeiten! Das Spiel mit bösen Gedanken! „Schüttle den Staub ab!" Jesus ist da! Der Herr läßt Sein Angesicht leuchten über dir! Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Nun möchte ich euch auf etwas Merkwürdiges aufmerksam machen: In unserm Textwort steht so gewaltig der Ruf: „Mache dich auf!" Diesen Ruf hören wir fast wörtlich ebenso im Kapitel vorher. Da heißt es: „Mache dich auf! Ziehe Macht an!" Hier — also im vorigen Kapitel — rufen das die bedrängten Herzen ihrem Gott zu. Gott ist so ferne. Die Welt ist so dunkel. Die Menschen sind böse und ungerecht. Das Leben ist so gequält und unheimlich. Da schreien die bekümmerten Herzen zu Gott: „Mache dich auf! Ziehe Macht an, du Arm des Herrn!"

Und was geschieht nun? Gott antwortet so, daß Er „den Spieß umdreht". Er antwortet den bedrängten Herzen fast wörtlich mit ihren eigenen Worten: „Mache du dich auf, Zion! Mache du dich auf und ziehe Stärke an!" Verstehen wir, was das heißt? Da sagt der lebendige Gott: „Mich braucht ihr nicht zu wecken. Ich habe mich schon aufgemacht. Aber euch — dich, Gemeinde! muß man wecken! Mache du dich auf und ziehe endlich Stärke an!"

Ja, Gott hat sich schon aufgemacht — in Jesus Christus, Seinem lieben Sohn, unserm Heiland und Erretter. In Jesus ist Gott da! In Jesus ist Er auf den Plan getreten. Die Welt möge sich nicht täuschen: In Jesus hat Gott die Sache Seines Reiches mächtig in die Hand genommen. Und die Kinder Gottes sollen nicht mutlos werden. Gott hat sich aufgemacht in Jesus. In Ihm ist unsre Hilfe da. Nun geht es nur noch darum, daß wir uns aufmachen und im Glauben Stärke anziehen. Amen.