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Predigten zu Johannes 12,35

"Da sprach Jesus zu ihnen: Noch eine kleine Zeit ist das Licht unter euch; wandelt, während ihr das Licht habt, auf dass nicht Finsternis euch ergreife. Und wer in der Finsternis wandelt, weiß nicht, wohin er geht."

Autor: John F. MacArthur (* 19.06.1939) US-amerikanischer Pastor, Prediger, Theologe und Autor
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VERMEIDE DIE HÖHLE

Wenn ein Christ sündigt, verstrickt er sich wieder in die Machenschaften der Dunkelheit. Es ist, als ob er einen Rückfall hätte. Stell dir vor, du wärst allein in einer Höhle verloren. Bei deinem Versuch, einen Ausweg zu finden, verirrst du dich immer mehr im Labyrinth der unzähligen Tunnel. Bald bist du mitten im Bauch der Erde angelangt. Du hast Angst. Dein Herz hämmert. Deine Augen sind weit aufgerissen, aber um dich herum herrscht tiefste Nacht. Aus Stunden werden Tage. Deine Hoffnung sinkt auf den Nullpunkt. Plötzlich, da in der Ferne, ein winziges Licht! Du bewegst dich darauf zu, tastest dich vorwärts, so dass du nicht in einen Abgrund fällst. Das Licht wird größer, und du hast tatsächlich einen Ausweg aus der Höhle gefunden. Du sammelst deine letzten Kräfte und jagst dem Tageslicht entgegen. Dann erlebst du eine Freiheit, wie du sie dir nie hättest vorstellen können. Doch nach einiger Zeit stellst du fest, dass es da in der Höhle doch einige amüsante Dinge gab. Du gehst also zurück. Wie töricht von dir! Nun, genau das ist es eigentlich, was ein Christ tut, wenn er sich wieder auf dunkle Machenschaften einlässt.


Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei euch. Wandelt, dieweil ihr das Licht habt, dass euch die Finsternis nicht überfalle."

Zunächst bezieht sich dieses Wort auf die Zeit, da Jesus, "das Licht" während seines Erdenlebens seinen Zeitgenossen leuchtete. Es ist aber kein Unrecht, wenn wir die darin enthaltene Mahnung auf unser Leben anwenden. Auch wir können solche besonderen Lichtzeiten haben, in denen eine Veranstaltung Gottes durch Menschen oder Verhältnisse und Entscheidungen nahe legt, die in dieser scharfen Beleuchtung vielleicht nur eine kurze Dauer haben und ähnlich nicht wiederkehren. Wenn wir solchen Gnadenstunden gegenüber, wo uns das Heil oder eine besondere Stufe des Wachstums näher ist als sonst jemals, nicht treu sind und sie nicht benutzen, wandert dieses Licht wieder weiter und kann uns ganz entzogen werden. Welch ein lebhafter Akzent liegt dann auf dem Ausdruck "noch eine kleine Zeit"! Gewisse Fortschritte werden jetzt von uns erwartet. Wer seine Heimsuchung nicht merkt oder vernachlässigt, kann später vielleicht vergeblich das Licht zurückersehnen; seine Gelegenheit war schön und reich angelegt, aber er hat sie verpasst. Wie schmerzlich und demütigend, wenn wir nachher so etwas erkennen, wo es zu spät ist. Darum: wandelt, dieweil ihr das Licht habet!

Du bist unser Licht, Herr Jesu! Mach uns die Gelegenheiten wichtig, wo wir dir dienen oder uns besser für dich entscheiden können. Hilf uns gegen den drohenden Überfall der Finsternis. Herr, erbarme dich unser und lass uns leuchten dein Angesicht. Amen.


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Vergebliche Mühe

Das haben schon viele gute Leute innerhalb und außerhalb der Klöster erfahren, denen es sehr ernst damit war, fromm und selig zu werden, und die es sich bis aufs Blut sauer werden ließen und dabei nur großen Schaden und Verlust an Gütern und Leben, ja, an ihren Seelen erleiden mussten. Manche haben so viel gefastet, gewacht, gebetet, gesungen und gelesen, dass sie darüber beinahe den Verstand verloren haben. Etliche haben damit den Leib so geschwächt, dass sie früh sterben mussten. Andere wieder haben die Heiligen angerufen und ihre Gräber besucht und dort mancherlei Gebete gesprochen. Auch haben sie viel gegeben, um Abgötterei und falsche Gottesdienste in Klöstern und Stiften zu erhalten und ihre Götzendiener reichlich zu bezahlen. All das taten sie, weil sie der Meinung und Hoffnung waren, sie könnten dadurch gewisslich Gottes Zorn besänftigen, Vergebung ihrer Sünden erlangen und den Himmel verdienen. Doch war das nichts anderes, als in der Finsternis auf einem verkehrten Weg zu wandeln. Darum waren auch alle ihre Mühe und Arbeit, all ihr Tun und Leiden, alles Geben und Stiften ganz umsonst und verloren. Denn wo Gottes Wort nicht leuchtet, da kann nichts anderes sein als Finsternis, Irrtum und Verderben. Darum spricht der Herr: »Ich bin das Licht der Welt«, und: »Wandelt, dieweil ihr das Licht habt«, und: »Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann« (Joh 8,12; 12,35; 9,4).


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Das Johannes-Evangelium ist eines der reichhaltigsten Bücher der Heiligen Schrift, aber vielleicht das traurigste von allen. Es redet so ernst zu unserer Zeit, daß wir seine Botschaft nicht ungestraft überhören können. Es zeigt uns, daß die Menschen die Gottheit unseres Herrn nicht anerkannten und Sein heiliges Wort verwarfen, was unbedingt verhängnisvolle geistliche Folgen haben mußte. Wenn der Herr Jesus in diesem Evangelium von Finsternis redet, meint Er religiöse Finsternis. Und die Finsternis, welche während Seines Erdenlebens herrschte, ist heute noch dieselbe. Der Sohn Gottes wird verworfen und gekreuzigt, heute wie einst.

«Noch eine kleine Zeit ist das Licht bei euch ... Solange ihr das Licht habt, glaubt an das Licht, damit ihr Kinder des Lichtes werdet!» Welches Licht ist hier gemeint? Jesus Christus ist das Licht. Sein Wort ist das Licht; wir besitzen es aus lauter Gnade. Aber die Finsternis der Ablehnung und Verwerfung des Sohnes und des Wortes dringt überall in die Kirchen ein. Es steht geschrieben, daß einmal ein Augenblick kommt, in dem die Menschen, die nicht glauben wollten, nicht mehr glauben können. Die Finsternis, so sagt unser Text, überfällt die Gemüter, und darum wissen so viele Menschen gar nicht, wie es in Wahrheit um sie steht. Die Lampen Gottes erlöschen überall, das geistliche Unterscheidungsvermögen nimmt ab, und die Finsternis inmitten der religiösen Welt nimmt zu. Verwirrung herrscht, und die Gemüter gewöhnen sich daran.

«Wandelt!» sagt der Herr. Tun wir es? Gehen wir vorwärts, oder stehen wir still? Gott allein kann uns Kraft geben, mitten in die Nacht hinein vorzudringen. Denen, die Ihm gehorchen, offenbart Er, welcher Art diese Nacht ist. Laßt uns also wandeln, solange wir können, und Gott wolle uns die schreckliche Möglichkeit zum Bewußtsein bringen, daß die Finsternis auch uns überfallen und unseren Sinn verdunkeln könnte. Wir sollten uns warnen lassen durch die Worte aus dem Mund des Herrn, mit denen Er die warnte, die auf Moses Stuhl saßen: «Und doch wollt ihr nicht zu mir kommen, um das Leben zu empfangen!» (Johannes 5,40). Nicht glauben wollen, wenn Gott Seine Gnade anbietet, führt zu Herzensverhärtung. Gott gebe uns die Gnade, zu wandeln, solange wir das Licht noch haben!