10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Johannes 16,12

"Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen."

Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnet es jetzt nicht tragen."

Wenn Jesus uns ein Wort sagt, dann gibt's daran etwas zu tragen. An manchen geheimnisvollen Worten tragen wir lebenslang. Den Jüngern hat er wohl das, was er jetzt in weiser Schonung und Zurückhaltung noch nicht sagte, zwischen Ostern und Himmelfahrt mitgeteilt, und manches andere hat ihnen nach Pfingsten der Geist unter der Entwicklung der Gemeinde und unter dem Gang der Ereignisse klar gemacht. Man kann aber auch von unserem Leben mit Jesus sagen: es gab Stufen, auf deren tiefster wir nicht hätten tragen können, was die höchste uns selbstverständlich macht. Denke nur an die Stellung zum Leiden und zur Selbsthingabe! Was haben wir da im Lauf der Jahre für eine Wandlung durchgemacht. Nur sei ebenso zurückhaltend in der Art, wie du deinen Wahrheitsbesitz Kindern und unreifen Christen offenbarst. Sie können auch nicht alles tragen, was dir langsam wertvoll und groß geworden ist. - Aber es ist noch ein Gedanke in unserem Text: er hat auch uns alten Christen noch viel zu sagen, wofür wir jetzt nicht reif sind. Darauf freuen wir uns, dass die Ewigkeit dafür lang genug, und wir dann stark genug zum Tragen sein werden.

Wir danken dir, Herr Jesus, für alles, was du uns jetzt sagst und für alles, was du uns jetzt verschweigst. Wir können über dem, was wir haben, warten in Geduld auf das, was du uns später geben kannst und willst. Gelobt seist du, O Christus! Amen.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
Zitate von Adolf Schlatter anzeigen

Die ganze Wahrheit verheißt mir Jesus und die Größe jener Verheißung bringt mich wieder zum Staunen. Denn ich weiß ja, was für eine Mischung ich in mir trage, Richtiges und Verkehrtes, Wahres und Einbildung. Ich erlebe es beständig, dass meine Gedanken durch den Fortgang der Ereignisse berichtigt werden und die Dinge später anders aussehen als dann, wenn ich handle. Aber mein Staunen hat wieder seinen Grund darin, dass ich mich selbst beschaue und in mir selbst meinen Stützpunkt suche. Jesus hat nicht seinen Jüngern gesagt, dass sie die ganze Wahrheit in sich tragen. Das sagt er vom Geist Gottes, der sie führt. Nun ist deutlich: hier gibt es nur Grund zum Danken und nur die entschlossene Willigkeit, der Leitung des geistes zu gehorchen. Gerade weil die Christenheit nur schrittweise voran kommt und in ihrem inneren Leben ein beständiges Sterben erfährt, da ihre Gedanken verwelken und ihr Verhalten sich wandeln muss, hat ihr Jesus gesagt: Ich lasse euch nicht allein, sondern gebe euch einen Führer, und dieser ist nicht halbblind und nur mit einem Stück der Wahrheit eins, sondern die ganze Wahrheit ist sein Eigentum. Wir haben dringend einen Maßstab nötig, an dem wir die Gaben des Geistes erkennen. Wahrheit, nichts als sie, lautere, ungemischte Wahrheit, sagt uns Jesus, ist das, wodurch der Geist euch regiert. Alles, was unecht und künstlich ist, stammt nicht aus dem Geist. Darum gibt es aber auch keine Lage, in der uns der Geist nicht leiten könnte, die etwas anderes von uns forderte, als dass wir seiner Führung gehorsam seien. Folge dem Geist; er führt dich nicht in Selbsttäuschung, sondern befreit dich von ihr, und leitet dich nicht auf schwankende, unsichere Wege, sondern macht deinen Gang gerade und sicher. Darum gib gern deine Meinungen und Gewohnheiten auf, wenn der Geist dir sagt: tu sie weg; du verlierst nichts; und öffne seine Seele mit herzlichem Begehren für das, was der Geist dir zeigt. Denn das, was er dir gibt, ist Wahrheit und nichts als sie.

Dich, der Du das Licht der Welt bist, will ich loben und meine dunkle Seele zu Dir bringen, damit Du Deinen Schatz in sie legst, Deine Wahrheit, die meine Eitelkeit vertreibt und meine falsche liebe reinigt, dass ich in der Leitung Deines Geistes Deinen Willen tue. Amen.