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Predigten zu Johannes 18,37

"Da sprach Pilatus zu ihm: Also du bist ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, dass ich ein König bin. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, auf dass ich der Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme."

Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Du sagst es, Ich bin ein König."

"Ich bin ein König", bekennt der Herr Christus vor Pilatus. Und sieh! Der von der ganzen Welt nicht erkannte und verachtete Christus wird schließlich als ein großer und mächtiger König erkannt werden, der ein gewaltiges Reich auf Erden hat, das alle Völker und Länder unter Sein Zepter legt. Die blinden Ungläubigen hören und singen davon, sehen aber nichts und vernehmen nichts davon; Christi Reich ist ihnen gleichsam ein Traumbild, ein Nichts, nur Einbildung einiger verwirrter Menschen. Aber nun schau doch, welch außerordentliche Macht dieses Reich in der Welt ausübt! Sieh, wie alle Völker und Länder ganz umgewandelt werden, sobald das Evangelium Christi unter ihnen zur Herrschaft kommt, und erkenne, wie es ohne des Schwertes Gewalt auch unter seinen schlimmsten Widersachern einen Sieg nach dem anderen gibt! Sieh ferner, wie keine menschliche Macht es bekämpfen kann! Als dieser König Seinen armen Zeugen den Befehl erteilt hatte: "Geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur", da gingen sie und fragten keinen Kaiser um Erlaubnis, sondern trotzten den strengsten Verboten und dem stärksten Widerstand aller Kaiser. Diese hatten dem Reiche Christi gegenüber keine Macht trotz aller ihrer Rüstkammern und Marterwerkzeuge. Alle Scheiterhaufen, Richtbeile und Schwerter wurden hier ohnmächtig. Christi Reich ist kein Traumbild, wie die Welt meint. Die Zahl der eigentlichen Märtyrer, die nicht nur geistlich umgewandelt wurden, sondern auch die grässlichsten Martern um der Sache Christi willen haben leiden wollen, ist so groß, dass sie sich auf viele Millionen beläuft. Christi Reich ist kein Traumbild, wenn z. B. die Bibel in viele hundert verschiedene Sprachen übersetzt ist.

Das Reich unseres Herrn Jesus ist kein Traumbild. Du hast vielleicht mit deinen Augen gesehen, dass Menschen, die von keiner irdischen Macht oder Kunst in ihrem Herzen und Gemüt von ihrem fleischlichen und gottlosen Sinn umgewandelt werden konnten, nur durch das Evangelium so umgeschaffen wurden, dass sie, die zuvor aus lauter Eitelkeit von morgens bis abends, tagein, tagaus nur in irdischen Gedanken, Worten und Beschäftigungen lebten, jetzt einen geistlichen Sinn, ein geistliches Herz und einen geistlichen Verstand empfangen haben. Mit herzlicher Freude und Liebe denken und reden sie von Christus und dem, was Ihm angehört, und wollen mit Worten und Werken Ihm dienen. - Und dies nicht aus Zwang, sondern aus der innersten Lust und Neigung des Herzens. Du hast vielleicht gesehen, dass ein Mensch, der zuvor immer sicher und mit sich zufrieden war, jetzt aber beständig mit sich unzufrieden ist, sich vor seinem eigenen Herzen fürchtet und seinen ganzen Trost nur in Christus allein hat. Du hast vielleicht gesehen, dass ein Mensch, der zuvor beständig unglücklich und mit Gott und den Menschen unzufrieden war, jetzt einen tiefen Herzensfrieden und Freude in seinem Heiland erhalten hat, oder dass ein Mensch, der sich früher nie um das Wohl oder Wehe seines Nächsten kümmerte, jetzt eine solche Liebe hat, dass er unausgesetzt daran denkt, wie dieser oder jener errettet werden könne. - Zeugen nicht alle diese Zeichen von einer großen, wundersamen Macht, die das innerste Wesen der Menschen so umgestalten kann? Und stehen nicht alle solche Zeichen offenkundig vor unseren Augen? Erkenne daran, was Christi Reich ist, und wisse, dass Er wirklich ein großer, mächtiger König ist, der trotz des Widerstandes aller Mächte mit Seiner Sache vorwärtsschreitet und das zustandebringt, was der Macht und Klugheit aller Menschen unmöglich ist.

Alles das aber, was wir teilweise vor Augen sehen, können wir von der Person und dem Wesen dieses Königs auch erwarten. Es konnte ja nicht anders sein, wenn wir bedenken, wer dieser König ist, der von alters her beizeiten offenbart hat, dass Er auf Erden ein solches Werk zustandebringen sollte. "Ich bin dazu geboren und bin dazu in die Welt gekommen", spricht Er. Wer ist Er? Die Worte "in die Welt gekommen" müssen in der Bedeutung genommen werden, die sie in Seinem Mund wirklich haben, wenn Er z.B. spricht: "Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; wiederum verlasse Ich die Welt und gehe zum Vater." In Bethlehem sollte der geboren werden, "dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist." Er ist ein König, der beim Vater war, bevor die Welt geschaffen wurde.

Bedenke nur! Sollte dieser König nicht herrschen und ein mächtiges Reich haben? Das war ja das ganze Alte Testament hindurch vorausgesagt. So redet der Vater zum Sohne: "Heische von Mir, so will Ich Dir die Heiden zum Erbe geben und der Welt Enden zum Eigentum." Und abermals: "Es ist ein Geringes, dass Du Mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten Israels wiederzubringen; Ich habe Dich auch zum Licht der Heiden gemacht, dass Du seiest Mein Heil bis an der Welt Ende."Seine Herrschaft soll so groß sein und des Friedens kein Ende." So wird Er auch in dem Gesicht Daniels dargestellt wie "eines Menschen Sohn, der in des Himmels Wolken kam", und sodann wird gesagt: "Er gab Ihm Gewalt, Ehre und Reich, dass Ihm alle Völker, Leute und Zungen dienen sollten. Seine Gewalt ist ewig, die nicht vergeht, und Sein Königreich hat kein Ende." Darum wird Er auch in Offb. 19 als ein König dargestellt, "auf dessen Haupt viele Kronen sind", und "auf dessen Kleid und Hüfte ein Name geschrieben stand: "Ein König aller Könige und ein Herr aller Herren."

O mächtiger Herrscher ohne Heere, Gewaltiger Kämpfer ohne Speere, O Friedenstürst von großer Macht! Es wollen Dir der Erde Herren Den Weg zu Deinem Thron versperren, Doch Du gewinnst ihn ohne Schlacht.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Nur, was umstritten ist, wird durch Zeugnis festgestellt. Was offenkundig ist, bedarf nicht der Zeugen. Braucht denn die Wahrheit einen Zeugen? Leuchtet sie nicht als Sonne in unser aller Auge hinein und macht sie nicht jeden von uns zu ihrem Mund? Die Welt, die Jesus zum Kreuz verurteilte, machte sichtbar, wie weit sie von der Wahrheit entfernt war. Die Priester, diese Reinen, die nicht ins Schloss des Pilatus hineingehen konnten, damit sie nicht unrein wurden, die sich vor Gottes Majestät tief beugen und darum gewiss wissen, dass Gott unter den Menschen keinen Sohn hat, die für Gottes Ehre mit glühendem Eifer streiten und die Gotteslästerung dessen nicht ertragen, der sich auf dem Weg zum Kreuz den König Israels hieß, die es nicht hören können, wenn Pilatus Jesus den König der Juden nennt, weil sie kaisertreu durch und durch so keinen König ertragen als den Kaiser, sie sind der Wahrheit feind. Alles, was sie sagen und tun, ist hohler Schein. Das Volk, das jetzt vergisst, wie es über die Priester denkt und wie es früher über Jesus dachte, und als scheinbar einträchtige Streiterschar für Gottes Gesetz und Ehre kämpft, hat ebensowenig als die Priester in der Wahrheit den Stern, dem es folgt. Und der Römer mit seiner königlichen Gebärde, mit der er sich als den Besitzer der Macht darstellt, während ein Wink des Tiberius bewirkt, dass er im Elend verschwindet, mit seinem feierlichen Zeremoniell der Rechtsprechung, während ihm jede innerliche Bindung an die Gerechtigkeit fehlt, der keine Marter spart, um das Verbrechen zu ahnden, wahrlich ein Hasser des Bösen im Grund seiner Seele, der den Juden verhöhnt und ihn gleichzeitig fürchtet und vor Jesus bangt und ihn gleichzeitig kreuzigt, er zeigte nicht erst durch seine Frage, dass er fern von der Wahrheit war. Und mitten in dieser schauspielernden Schar, in der alles Lüge ist, steht der Zeuge für die Wahrheit, der ans Licht bringt, dass Gott der Wirkliche ist, jetzt, da die Menschen gegen ihn wüten und toben, dass Gott der Gerechte ist, jetzt, da die Sünde vollendet wird, dass Gott die Gnade ist, jetzt, da er in der Verlassenheit von Gott steht, dass Gott der Lebendige ist und das Leben gibt, jetzt, da ihm Gott das Kreuz auferlegt. Dafür zeugte er nicht nur mit seinem Wort, sondern mit seinem Blut. Darum ist das Kreuz Jesu der Ort, von dem aus die Wahrheit in die Welt hinein strahlt.

Wenn wir es lernten, Vater, Dich in Wahrheit anzubeten, wenn wir es lernten, im Licht zu wandeln, wenn wir es lernten, vom Geist der Wahrheit uns strafen und leiten zu lassen, welch ein unbeschreiblich großer Segen wäre das. Rette uns, deine Schar, in der Gnade des Kreuzes, das Du uns geschenkt hast, von allem, was Schein und Falschheit ist. Amen.