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Predigten zu Johannes 20,15

"Jesus spricht zu ihr: Weib, was weinst du? Wen suchst du? Sie, in der Meinung, es sei der Gärtner, spricht zu ihm: Herr, wenn du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich werde ihn wegholen."

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Ostermontag

"Jesus sprach zu Maria Magdalena: Frau, was weinst du? Wen suchst du?"

Die Worte des sterbenden Heilands sind überaus wichtig. Aber auch die ersten Worte des Auferstandenen sind nicht minder bedeutungsvoll. "Was weinst du?" Das ist das erste Wort, das über seine Lippen kam, als er dem Grab entstiegen war. Es ist eine Frage herzlicher Teilnahme. -

Der Auferstandene hat dasselbe liebevolle Herz, wie in seinen Erdentagen. Er fühlt sich hingezogen zu den Trauernden. Er steht dem menschlichen Jammer nicht kalt und teilnahmslos gegenüber. "Warum seid ihr so traurig?" fragt er am Nachmittag des Auferstehungstages die beiden Jünger, die nach Emmaus gingen. - "Was weinst du?" fragt er auch dich in deinem Schmerz. Sage ihm, was dich drückt! Schütte dein Herz vor ihm aus! Er ist kein Toter, mit dem man keine Beziehungen haben kann. Er ist ein lebendiger und gegenwärtiger Heiland. Deine Worte verhallen nicht wirkungslos in der Luft. Sie dringen in sein Ohr und Herz. Es ist schon eine Erleichterung, wenn man seinen Jammer offenbaren darf. Verschließt man ihn in sich, nagt und frisst er an der Lebenswurzel. - Maria weinte und hatte doch keinen Grund, Tränen zu vergiessen. Denn Jesus, um den sie weinte, stand neben ihr. Jesus lebt! Darum ist kein Grund da zum Jammern und zum Klagen. Nur wenn er uns genommen würde, dann hätten wir Ursache zum Weinen. - Vielleicht hast du dein Teuerstes verloren, den geliebten Mann oder die Gattin oder den einzigen Sohn, die Tochter, jemand, an dem dein ganzes Herz hing. Die Sonne deines Lebens ist untergegangen. Dein Dasein erscheint dir wertlos. Nun naht sich dir der Heiland. Du hast ihn vielleicht bisher nicht viel beachtet. Er war für dich wie tot. Jetzt klopft er bei dir an. Tu ihm auf und lass ihn ein! Dann starrt dich das Leben nicht mehr öde und finster an. Es bekommt Inhalt und Bedeutung, Erquickung und Trost durch den lebendigen Heiland. Er kann dir alles ersetzen und allen Jammer versüssen. "Kein Angststein liegt so schwer auf mir, er wälzt ihn von des Herzens Tür." Ihm ist kein Feind zu stark, keine Verlegenheit zu groß, keine Versuchung zu mächtig. Er wird über alles Herr. - Das zweite Wort des Auferstandenen lautet: Wen suchst du?" Eine Gewissensfrage! Suchst du dich, deinen Nutzen, deine Ehre, dein Wohlleben, dann ist es kein Wunder, wenn dein Leben dir große Enttäuschungen bringt. Du findest nie ganz, was du suchst. Anstatt über die bitteren Erfahrungen zu klagen, jammere lieber darüber, dass du den Heiland auf die Seite gesetzt und seine Liebe verachtet hast! - Suche ihn mit Tränen der Reue, so wirst du ihn finden. Er lebt und hat schon lange nach dir ausgeschaut. Sei getrost! Er steht schon neben dir und wird dein reuiges Verlangen in seligen Frieden verwandeln.


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Unter den vielen verschiedenen Vorgängen, welche uns die von Gott eingegebenen Evangelien schildern, ist die in unserem Text erwähnte Szene von ganz besonderer Frische. Maria ist untröstlich und so überwältigt von ihrem Schmerz, daß sie den Auferstandenen nicht erkennt. Auch heute erkennen Ihn viele Jünger nicht! Er ist gegenwärtig, ist uns ganz nah. Wir aber schlagen uns allein mit den Umständen herum, denen wir nicht gewachsen sind und die uns überwältigen. In unserem Schmerz und unserer Enttäuschung hören wir Seine Stimme: «Warum weinst du?» und antworten darauf mit einer Auseinandersetzung über das, was wir für die Ursache unserer Traurigkeit halten. Dabei erkennen wir nicht, daß der Herr selbst zu uns gekommen ist.

Wir meinen, etwas Schreckliches sei uns zugestoßen: «Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie Ihn hingelegt haben!» Wir merken nicht, daß der Auferstandene da ist mit der Hilfe, die wir brauchen, mit der einzig möglichen Lösung für unsere Schwierigkeit. Wir meinen, es sei der Gärtner, Menschen seien schuld an unserem Zustand, den unser Herr Jesus doch zuließ, weil Er sich uns als der Auferstandene offenbaren wollte. Wir aber sind so von unseren Gedanken eingenommen, daß wir die Kraft Seiner Auferstehung, die uns zur Verfügung steht, nicht erkennen können. Wir wissen nicht, daß Er neben uns steht und bereit ist, uns zu empfangen, um uns alles zu schenken, was uns fehlt, und noch viel mehr.

Wie viele Zustände würden sich ändern, wenn wir unsere Haltung verändern würden! Allein die Gegenwart des Herrn Jesus, die wir bisher nicht erkannten, gibt uns unendlich viel mehr, als wir verstehen können. Er ist da, mit allem, was Er uns als siegreicher Erlöser erworben hat; aber wir erkennen Ihn immer noch nicht! Und so sind wir unserer Verzweiflung ausgeliefert; die Ereignisse und die Macht des Feindes überwältigen uns.

Oh, laßt uns unsere Augen auftun, um den Auferstandenen zu sehen und unsere Herzen, um Ihn aufzunehmen! Dann wird der unerschöpfliche Strom der Auferstehungskraft sich in unser Leben und durch unser Leben in die Welt ergießen. Wir werden nicht mehr an uns selbst denken, nur an die anderen und an Ihn!


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Hier lernen wir, was dem Sohne Gottes das Allerwichtigste ist. Es ist am Morgen Seiner Auferstehung. Die Heilstat von Golgatha ist vollbracht. Nun beginnt ein Kriegszug von geradezu gigantischem Ausmaß. Denken wir nur einmal daran, welch ein Kampf um das Evangelium in aller Welt heute gekämpft wird. Nun seht den großen, siegreichen Feldherrn am Auferstehungsmorgen! Wo finden wir Ihn? Finden wir Ihn etwa auf dem Marktplatz von Jerusalem, wo Er Tausende mit hinreißenden Worten zu einem heiligen Feldzug aufruft? Oder sehen wir Ihn umgeben von Seinen Getreuen über die Landkarte der Welt gebeugt in ernster Beratung?

Nichts dergleichen! Er ist in den stillen Garten des Joseph zurückgekehrt, weil das Weinen der Magdalena Ihn gezogen hat. Eine weinende Seele, ein Herz, das sich nach Ihm sehnt, ein zerbrochenes Herz und ein zerschlagenes Gemüt – das geht bei dem Herrn Jesus allem andern vor. Es müsste der Welt doch unheimlich werden, in welch souveräner Hoheit Jesus an ihr, ihrer Art und ihren Anliegen vorübergeht und sich in abgründiger Barmherzigkeit einer weinenden Seele zuwendet.

So ist Jesus. Das ist die frohe Botschaft für die Elenden: Wenn jemand ganz in der Tiefe ist, wenn alle Sünden gegen einen aufstehen, wenn ein Herz verzweifeln will, weil Gott so schrecklich ferne zu sein scheint – da ist der Heiland da und beugt sich herab: „Was weinest du?“ Amen.