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Predigten zu Johannes 3,14

"Und gleichwie Moses in der Wüste die Schlange erhöhte, also muß der Sohn des Menschen erhöht werden,"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, also muss des Menschen Sohn erhöht werden."

Unser Schriftwort sagt, dass Mose die Schlange erhöhte, und wir lesen in 4. Mose 2 1,9, dass sie auf eine Panierstange gehängt wurde.

Teure Freunde, auch Jesus Christus musste erhöht werden, und er ist erhöht worden. Böse Menschen haben ihn erhöht, als sie ihn mit Nägeln an das Fluchholz hefteten, ihn kreuzigten. Gott, der Vater, hat ihn erhöht, denn er hat ihn sehr hoch erhoben, weit über alle Herrschaften und Fürstentümer.

Aber des Predigers Aufgabe ist, ihn gleichfalls zu erhöhen. Es gibt manche Diener des Evangeliums, die es vergessen haben, dass darin ihre Aufgabe in dieser Welt besteht. Denkt einmal, Mose hätte damals, als er den göttlichen Befehl bekam, die Schlange aufzuhängen, bei sich gesagt: "Ich sollte, ehe ich sie erhöhe, einige erläuternde Bemerkungen für das Volk vorausschicken. Ich will um die eherne Schlange her ein paar goldene Mäntel aufhängen und silbergestickte Vorhänge und Teppiche davor ausbreiten, damit keine ungeweihten Blicke darauf fallen. Danach will ich versuchen, es ihnen verständlich zu machen."

Das ist das, was manche Prediger unserer und früherer Zeit tun wollen. "Die Bibel", sagt eine gewisse Kirche, "darf nicht vom gemeinen Volk gelesen werden! Wie könnte es Gottes Wort verstehen? Nein, umhüllt die eherne Schlange, umhüllt sie mit einem Teppich, lasst sie nicht offen stehen!"

Nein, das einzige, was wir zu tun haben, ist, den gekreuzigten Christus zu erhöhen und den Sündern zuzurufen: "Glaube an den, der das Lamm Gottes ist, welches die Sünde der Welt wegnimmt!"


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Ist jemand von einer Schlange gebissen, so wütet und brennt in allen seinen Gliedern eine unausstehliche Hitze, ein Durst, welcher nicht zu stillen ist, und zuletzt ein grauenhafter Tod. Und ist jemand davon überzeugt worden, ist er des inne, dass er von dem Teufel verführt und von Gott abgefallen ist, so wird ihm die Glut des Zornes Gottes und des verklagenden Gewissens unausstehlich, er hat einen Durst nach Gott und weiß nicht, wie den zu stillen, weil er den Trost Gottes nicht findet; und das Abgekommensein von Gott wütet in allen seinen Gliedern, und durch und durch vergiftet von der Sünde, hat man nur den ewigen Tod, die Verdammung, die offene Hölle vor sich. – Woher nun Errettung? Die Errettung ist durch den, der sich des Menschen Sohn nennt, und der Grund, dass durch ihn die Errettung ist, liegt darin, dass er erhöht ist. Er hat aber erhöht werden müssen; solches erforderte Gottes Gerechtigkeit und unser Elend. Gottes Gerechtigkeit, auf dass ihr genug geschehen sei, und unser Elend, auf dass es weggenommen sei vor den Augen Gottes, obschon es bei uns unserer Wahrnehmung nach noch da ist; Christus hat erhöht werden müssen, auf dass die Sünde, Schuld und Strafe durch ihn getragen wäre und auf dass uns unser Elend nicht verdürbe, sondern wir gegen unsern Tod, der in unsern Gliedern steckt, ewiges Leben hätten.

Fühlst du nun die Macht der Sünden,
wie sie deine Seele binden,
wie sie dein Gewissen quälen,
wie der Jammer nicht zu zählen,
o, so komm mit deinen Ketten;
wag' es nicht, dich selbst zu retten;
sieh' am Kreuze Jesum hängen,
er muss deine Fesseln sprengen.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Im Gespräch Jesu mit Nikodemus, dem frommen Lehrer Jerusalems, stellte es sich deutlich heraus, daß das, was Jesus sagte, Nikodemus unglaublich blieb. Was hilft aber das Reden, wenn es nicht Glauben erzeugt? Wenn die Rede die Festigkeit des Zeugnisses hat als das Wort dessen, der selber sah, verpflichtet sie freilich zum Glauben; aber damit es noch nicht gesichert, daß der Glaube wirklich entsteht, da es keine Verpflichtung gibt, der wir uns nicht zu entziehen vermögen. Auch das Wort des Zeugen kann abgewiesen werden und dann fällt es dahin. Darum war es für Jesus das dringende Anliegen, wie er es dazu bringe, daß sein Wort Glauben bewirke. Als Israel in der Wüste von Schlangen angegriffen ward, da hängte Mose eine eherne Schlange an einem Pfahl auf und hieß das Volk zu ihr emporschauen und das rettete die Verwundeten. Mit diesem Schriftworte sagte Jesus Nikodemus, wie er es dazu bringen werde, daß sein Wort Glauben finde. Jesus wird erhöht werden und dann, wenn er, wie einst die Schlange, allen sichtbar am Pfahl hängt, zieht er den Blick aller auf sich, auch höhnende Blicke in Menge, von Flüchen begleitet, doch nicht nur solche, sonern auch den Glaubensblick, der in die Seele des Sehenden die Ergriffenheit legt, die seine Gnade schmeckt, und die Gewißheit, die seinem Vergeben traut, und die Ueberzeugtheit, die seinem Bekenntnis antwortet: Ja, du bist Gottes Sohn. Gerade dadurch wird er sich die Glaubenden bereiten, daß er nicht nur sagt, sondern tut, was unglaublich ist und scheinbar den Glauben völlig unmöglich macht und jede Erwartung begräbt. Gerade dann, wenn die Jünger sagen: „Wir meinten, er werde Israel erlösen“, ist ihnen der Glaube nah, wenn das Kreuz im Licht des Ostertages hell geworden ist. Die Zuversicht Jesu hat sich erfüllt. Seine Geschichte ist nicht in die Vergangenheit versunken, weil sie Passionsgeschichte war, sondern deshalb ist sie das Evangelium geworden, Gottes Botschaft, die durch alle Völker geht, und seine Jünger wurden nicht ohnmächtig, weil sie die Jünger eines Gekreuzigten waren; vielmehr schufen sie eben deshalb, weil ihr Wort nichts anderes sein konnte als das Wort vom Kreuz, die Kirche; denn so schufen sie Glauben. Wenn ich mich besinne, warum wir heute mit Jesus verbunden sind, so kann ich keine andere Antwort finden als die, die Jesus Nikodemus gegeben hat: weil er das Kreuz getragen hat. Wenn wir hier Gott nicht mehr spüren könnten, wäre er für uns nur noch der verborgene Gott.

Gott und Vater Jesu Christi, dir will ich glauben und dir danken. Du hast das große Zeichen deiner Gottheit unter uns aufgerichtet, als du deinen Sohn zu dem gemacht hast, den die Welt gekreuzigt hat. Hier bist du uns nahe und offenbarst deinen ganzen Willen. Hier schenkst du uns die Buße, hier schenskt du uns den Glauben, hier wirst du unser Gott. Amen.