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Predigten zu Lukas 11,27

"Es geschah aber, indem er dies sagte, erhob ein gewisses Weib aus der Volksmenge ihre Stimme und sprach zu ihm: Glückselig der Leib, der dich getragen, und die Brüste, die du gesogen hast!"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Und es begab sich, da Er solches redete, erhob ein Weib die Stimme, und sprach zu Ihm: Selig ist der Leib, der Dich getragen hat, und die Brüste, die Du gesogen hast. Er aber sprach: Ja, selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren."

Es hegen manche mit einer großen Vorliebe die Vorstellung, es müsse für Maria etwas ganz besonders Erhebendes und Seliges gewesen sein, zu wissen, sie sei die Mutter des Herrn, weil sie voraußetzen, sie habe das herrliche Vorrecht genossen, in das Innerste seines Herzens hineinzublicken in einer Weise, wie wir's nie hoffen und erwarten können. Es ist ein gewisser Schein von Wahrheit in dieser Voraussetzung, aber ohne triftigen Grund. Es ist uns nicht bekannt, dass Maria mehr gewusst hätte als andre; was sie wusste, das bewegte sie in ihrem Herzen; aber aus allem, was wir im Neuen Testament lesen, scheint nicht im geringsten hervorzugehen, dass sie eine tiefere Glaubenserkenntnis besessen habe, als die übrigen Jünger Christi. Alles, was sie wusste, können wir ebensogut erfahren. Wunderst du dich etwa darüber, dass du dies hörst? Hier ist eine Stelle, die es bezeugen kann: "Das Geheimnis des Herrn ist unter denen, die Ihn fürchten; und seinen Bund lässt Er sie wissen." Dabei denkt an des Meisters Worte: "Ich sage hinfort nicht, dass ihr Knechte seid; denn ein Knecht weiss nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich gesagt, dass ihr Freunde seid; denn alles, was ich habe von meinem Vater gehört, habe ich euch kund getan." So seliglich enthüllt uns dieser göttliche Offenbarer aller Geheimnisse sein Herz, dass Er mit nichts zurückhält, was uns zum Segen dienen kann, und Er fügt noch die Versicherung hinzu: "Wenn es nicht so wäre, so wollte ich es euch sagen." Offenbart Er sich uns heute nicht auf eine Weise, wie Er sich der Welt nie offenbart? Gerade so ist's; und darum wollen wir nicht in Unwissenheit ausrufen: "Selig ist der Leib, der Dich getragen hat," sondern wir wollen mit klarem Bewusstsein Gott dafür danken, dass wir, die wir das Wort gehört haben und es bewahren in einem verständigen Herzen, vor allem eine ebenso innige Gemeinschaft mit dem Heiland haben, wie seine Mutter Maria, und dass wir zweitens ebenso genau vertraut sind mit den Geheimnissen seines Herzens, als es nur je möglich ist, es zu erreichen. Glückliche Seelen, die so bevorzugt sind!


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Nach dem Urteil der Frau, die hier spricht, war das mütterliche Glück Marias unbeschreiblich groß. Einen solchen Sohn zu haben, muss, meinte sie, Maria mit dem höchsten Stolz erfüllen. Bewundernd sah sie zu Jesus auf; wie groß ist er! Und der Glanz seiner Größe verklärt auch die, die ihm das Leben gab. Wäre Jesus wie wir, so hätte ihn diese begeisterte Bewunderung erfreut. Wenn das, was wir tun, die anderen entzückt und ihnen die Anerkennung abgewinnt, sehen wir darin einen Erfolg, der unserer Tüchtigkeit gebühre. Jesus macht es anders und stößt die ihm dargebrachte Bewunderung von sich weg, weil sie das, was er begehrte, verhinderte. Er verlangte nach Größerem als nach Bewunderung, nämlich nach Glauben, der sein Wort hört und bewahrt. Wer nach Verwunderung strebt, genießt seine Größe als das ihm bescherte Gut, und wenn es seine süßeste Freude ist, dass er seinen Ruhm seiner Mutter bringen kann, damit auch sie in seinem Glanz strahle, bleibt das, was er für sich selbst erwirbt, sein Ziel. Jesus hat aber nicht das gesucht, was ihn verklärt, sondern sich um uns bemüht, um die, denen er sein Wort gibt, damit sie es hören und bewahren. Ihnen ist damit etwas so Großes zuteil geworden, dass Jesus ihnen seine Seligpreisung gibt. Wenn ich bewundernd zu Jesus aufblicke, so nehme ich den Unterschied zwischen seiner Größe und dem Maß meines eigenen Lebens wahr, und dieser Anblick beschenkt mich mit wonnigen Empfindungen. Den Erhabenen zu kennen, das beugt mich nicht nur, sondern erhebt mich zugleich. Gibt mir aber eine solche Verehrung Jesu mehr als einen Anblick, der mich entzückt? Höre und bewahre Gottes Wort, sagt er mir. Damit hört er nicht auf, über mir als der hoch Erhabene zu stehen, aber er überbrückt durch sein zu mir gesprochenes Wort die Entfernung, die ihn von mir trennt, und beugt sich zu mir, dem Kleinen und Schwachen, herab, und gibt mir das, was ich bedarf, nicht nur Empfindungen, auch nicht nur Worte, die ihn feiern, sondern den Glauben, mit dem ich sein Wort so höre, dass ich es bewahre. Dadurch bringt er alles, was ich bin und tue, unter Gottes Willen und macht aus mir den Täter des göttlichen Worts.

Dein Ruhm soll mir glänzen, Herr Jesus Christus, und vor Deiner Hoheit beuge ich mich. Ich möchte dich aber so ehren, wie Du es haben willst, und so Dir danken, wie es Deiner Gnade entspricht. Ich danke Dir, indem ich Dein Wort empfange und bewahre, durch das Du mich dem Vater gehorsam machst. Amen.