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Predigten zu Lukas 17,13

"Und sie erhoben ihre Stimme und sprachen: Jesu, Meister, erbarme dich unser!"

Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Wie muß das gewesen sein, wenn so ein Mann zum erstenmal entdeckte, daß er aussätzig war? Da sieht er eines Tages auf seiner Hand den weißen Ausschlag. Er erschrickt: „Das kann doch nicht sein!" Er verbirgt das schlimme Mal. Aber — es wird größer. Die Angst würgt ihn. Er fängt an, Handschuhe zu tragen. Er lacht mit den Fröhlichen. Aber nachts kann er nicht schlafen. Es ist, als höre er das Verderben heranschleichen. So geht es einem Sünder, dem Gott das Gewissen weckt. Er merkt, daß er unter Gottes Zorn steht. Aber — er sucht es sich wegzureden. Er sucht Zerstreuung in Arbeit und Vergnügen. Doch all sein Tun ist Maske. Tief innen quält das unruhige Gewissen.

Er sucht sich zu beruhigen: „Ich bin nicht schlechter als andre." Er geht jetzt wohl auch mal unter Gottes Wort. Aber — Frieden hat er nicht. Sein Gewissen sagt: „Du gehst verloren." Im 32. Psalm bekennt David: „Da ich's wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein täglich Heulen." Aber dann fährt er fort: „Darum bekannte ich dir meine Sünden . . . Da vergabst du mir die Missetat meiner Sünde." Seht euch die Aussätzigen an! Die tragen keine Handschuhe. Sie verstecken nichts mehr. Offen tragen sie ihre Not und ihr Elend zum Heiland.

Sie geben ihrem Elend eine Stimme: „Sie erhoben ihre Stimme: Jesu, lieber Meister, erbarme dich unser!" Daß wir doch aufhörten, Gott und uns selbst zu täuschen! Gib deinem Elend eine Stimme. Jesus ist der Erbarmer. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Es ist für eine beladene Seele eine große Wohltat, wenn sie ihre Not nicht allein tragen muß, sondern ein Herz findet, vor dem sie die Not aussprechen darf. Darum: Gib deinem Elend eine Stimme! Die Aussätzigen taten das. Entscheidend aber war, daß sie sich an die richtige Adresse wandten. Es gibt nur eine einzige Stelle, wo wir unser inneres und auch äußeres Elend mit Erfolg und ohne zu Schanden zu werden ausbreiten können: bei Jesus . Die katholische Kirche hat den Beichtstuhl eingerichtet. Wir reden jetzt nicht von den Mißbräuchen, die beim Beichtstuhl vorkommen. Es ist doch etwas Gutes, daß es da eine verschwiegene Stelle gibt, wo ein beladenes Herz sich ausleeren kann. Schreit unsre elend und schuldig gewordene Zeit nicht geradezu nach solcher Einrichtung?

Es gibt viele — und es sind nicht die Schlechtesten — die es bedauern, daß die evangelische Kirche diese Einrichtung nicht mehr hat; denn gewiß ist sie für manchen eine große Hilfe geworden. Und doch — ich würde die Angst nicht los, daß so ein unruhiges Herz schließlich nur zum Pfarrer gekommen wäre mit seiner Not und Schuld.

Das aber wäre genau so, als wenn die Aussätzigen zu einem tüchtigen Arzt gegangen wären und hätten gerufen: „Erbarme dich unser!" Auch der tüchtigste Arzt konnte beim Aussatz nicht helfen. Und der beste Seelsorger kann nicht helfen, wenn ein Herz wirklich betrübt ist oder wenn das Gewissen nach Vergebung der Sünden schreit. Es gibt nur eine richtige Adresse: Jesus! Er ist unser Beichtstuhl. Ihm dürfen wir das Heimlichste sagen. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Diese Aussätzigen wußten nicht viel vom Herrn Jesus. Eine Konfirmandenprüfung hätten sie in keinem Fall bestanden. Aber das ist zunächst nicht das Wichtigste, daß man ein großes Wissen hat. Auf das rechte Vertrauen zum Herrn Jesus kommt es an. Die Aussätzigen nannten Ihn „Meister". Eigentlich müßte man übersetzen „Lehrer". Die lateinische Bibel hat an dieser Stelle das Wort „Präzeptor". Nun ist der Herr Jesus gewiß ein Lehrer. Aber Er ist viel mehr als das.

Ja, was ist Er denn? Er ist — nun muß etwas Erstaunliches gesagt werden — Er ist selbst ein Aussätziger! Jesaja sagt von Ihm: „Er war voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, daß man das Angesicht vor ihm verbarg." Die Bibel vergleicht ja oft den verdorbenen Zustand des natürlichen Menschen mit dem Aussatz. Wenn also Sünde Aussatz ist, dann war keiner so aussätzig wie der Sohn Gottes. Oder — ohne Bild gesprochen — es war nie ein Mensch so mit Schuld bedeckt wie Jesus, als Er am Kreuz hing, als der Herr „alle unsre Sünde auf ihn warf", wie es in Jesaja 53 heißt. So war kein Aussätziger je verstoßen, wie es Jesus war, als Er rief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Und darum ist Er der rechte Seelsorger für alle Aussätzigen, Sünder und unruhigen Gewissen. Wenn keiner unser Heimlichstes versteht — Er versteht uns. Ihm dürfen wir uns anvertrauen. O wie hat der Teufel das Spiel verloren, wenn ein Herz sich diesem Heiland anvertraut! Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Als ich im letzten Krieg in einer schrecklichen Nacht nach einem Terrorangriff durch die brennende Stadt ging, hörte ich immer wieder die Frage: „Womit haben wir das verdient?" So haben die Aussätzigen nicht gefragt! Und wie oft haben wir alle den murrenden Satz gehört und vielleicht selbst gesagt: „Wie kann Gott das alles zulassen?" Die Aussätzigen haben Gott nicht angeklagt! Damit zeigen sie uns, in welcher Gesinnung man recht zum Heiland kommt:

Die Aussätzigen baten nur um Gnade. Und so macht es ein erwecktes Gewissen. Es weiß: Ich habe tausendfach die Hölle verdient. Aber — weil Jesus eben Jesus ist, der Heiland und Helfer, darum darf ich Ihn um Gnade bitten.

Wer zu stolz ist, um Gnade zu bitten, der wird sich an Jesus nur ärgern. Wer sich aber in seinem Sündenelend erkennt, wer sich von Gott ausgestoßen, verworfen, verurteilt und verloren weiß — kurz, wer seine Lage richtig sieht —, der wird gern dem Herrn Jesus zu Füßen fallen und mit den Aussätzigen rufen: „Jesus, lieber Meister, erbarme dich mein!" Ein selbstgerechter Bauer kam zu seinem Pfarrer und sagte: „Ich habe geträumt, ich sei gestorben. Am Himmelstor wurde ich gefragt: ,Kennst du das Wort?' Da. kam ich in Not, denn ich kannte das Wort nicht. Wie heißt das Wort, das den Himmel öffnet?" Kennen wir es? Es heißt „Gnade"! Amen.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Sie erhoben ihre Stimme.

Leidensgemeinschaft wird auch Gebetsgemeinschaft, wenn es rechter Art ist. Nicht einerlei Weise des Gebets, aber ein Gut, um das man betet, nicht einerlei Art des Gebetes, nicht das Gleichandringende; die eine leidende Seele betet schweigend, laut und herzlich die andere; die eine betet mit verhaltenen Tränen, die andere strömt ihren Schmerz in Tränen aus. Aber in dem einen finden sie sich alle zusammen: „Sie erhoben ihre Stimme.“ Das sind doch die glücklichsten Ehen, wo Mann und Frau miteinander ihre Stimmen erheben: „Aus der Tiefe rufen wir, Herr, zu dir.“ Das sind doch die glücklichsten Familien, wo Eltern und Kinder, ohne sich weit darüber zu verständigen, unter dem Kreuz täglich zusammenkommen, um ihre Stimme zu erheben, weil die eigene Not und die fremde gleich bedrücken.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Jesu, lieber Meister, erbarme dich unser!

Als ob nicht in diesem Bekenntnis alles läge, was ich für Zeit und Ewigkeit Not habe: Jesus, Helfer, Heiland, Arzt der Schwachen, Herr der Armen, Führer der Verirrten, Tröster der Betrübten. Jesus, Meister, der du über Wellen regierest und über Stürme gebietest und über das Meer hingehst trockenen Fußes, der du die Wüste mit deinen Wundern bereicherst und die Armut mit deiner Gnade schmückst, Jesu, Meister, nicht: mache uns heil, nicht: mache uns froh, nicht: gib uns die Gesundheit, nur: Eleison, erbarme dich! Wie du willst, wann du willst und wo du willst! Nur dass wir nicht aus deinem Erbarmen fallen.