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Predigten zu Lukas 17,5

"Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Vermehre uns den Glauben!"

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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In diese Bitte der Jünger stimmt die Christenheit immer ein. Wir verstehen die Jünger recht gut, wenn sie fühlen: es steht mit unserem Glauben nicht so, wie Jesus es verlangt; was er vom Glauben sagt, ihm als Verheißung gewährt und ihm als Pflicht zuteilt, geht über das hinaus, was wir haben. Auch darin urteilen die Jünger richtig, dass sie die Vermehrung ihres Glaubens von Jesus erbitten. Sie wissen: Wir können uns den Glauben nicht geben; er ist nicht unser Werk, nicht das Produkt der menschlichen Kunst. Jesus gibt ihn; das haben die Jünger erkannt. Sein Ziel ist, uns zum Glauben zu führen, und er allein hat die Kraft, uns in den Glauben zu erheben. Überrascht hat Jesus seine Jünger auch in dieser Stunde und seine Antwort klang ihnen wunderlich. Mehre uns den Glauben, bitten die Jünger; ihr habt keinen Glauben, antwortet er ihnen. Das müssen wir uns deutlich machen, wenn wir um die Stärkung unseres Glaubens bitten. Das erste, was hier erkannt und gestanden werden muss, ist, dass wir keinen Glauben haben. Damit hat er ihnen aber nicht versagt, um was sie ihn baten, sondern ihre Bitte erfüllt. Mit seiner Verheißung sagt er ihnen, dass der Glaube, sowie er vorhanden ist, die Allmacht Gottes für sich habe. Warum ist ihr Glaube klein? Sie beschauen ihn, messen ihn, ob er wohl groß genug sei, fühlen, er sei klein, und werden dadurch glaubenslos. Das treibt sie hinein in die Berechnung dessen, was ihnen wohl möglich sei, und diese Berechnung endet unvermeidlich mit dem Ergebnis: unmöglich; wir sind ohnmächtig und zum Handeln unfähig. So geht es, wenn der Mensch bei sich selber bleibt und sich auf sich selber stützt, und dies wird nicht anders, wenn er sich an seinen Glauben halten und an seinen Glauben glauben will. Dieser Stützpunkt ist ebenso unbrauchbar, wie wenn ich die Richtigkeit meiner Erkenntnis preise und mich durch meine Lehre Gott empfehle oder wenn ich meine Werke mustere und die Stärke meiner Liebe Gott vorhalte. Der Glaube hält sich an Gott und hat ihn in seiner Herrlichkeit vor Augen, dem alles gehorcht. Auf ihn richtet Jesus den Blick der Jünger und gibt damit ihrer Bitte: mehre uns den Glauben, die Erfüllung. Nun fällt es ganz aus ihrer Erwägung heraus, ob ihr Glaube klein oder groß sei; denn nun glauben sie nicht mehr an ihren Glauben, sondern an Gott.

Ich öffne, Herr, mein Ohr für Dein Glauben schaffendes Wort, für seine reinigende Kraft, da es mir alles nimmt, womit ich mich stützen und stärken möchte, und für seine beseligende Kraft, da es mir die vollendete Herrlichkeit der göttlichen Gnade zeigt. Gepriesen sei deine Heilandstat, durch die Du mich zum Glauben führst. Amen.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Stärke uns den Glauben!

Was macht die Welt so eng? Die Beschränktheit unserer Verhältnisse? Wir sind doch über Raum und Zeit erhaben, wenn wir denken und hoffen. Die Schwere unserer Trübsal? Wir können doch alles weit überwinden, wenn wir nur den Mann der Schmerzen berühren. All das, was sich so wider uns legt und sperrt? Ich meine, der Mann wächst unter den Hindernissen, und nicht er trägt die Last, sondern die Last trägt ihn. Was macht also deine Welt so eng, mein Bruder? Nichts anderes als der einschnürende, alles in Fesseln schlagende Unglaube. Unglaube, in welcher Form er auch auftritt, hat etwas Ermüdendes, Beengendes, sieht nur was vor Augen ist. Wir können nicht von uns loskommen, müssen in der Ärmlichkeit der Welt uns verzehren. Wir spüren es, das Herz will weiteren Raum, und der Unglaube nötigt es, in der Enge zu gehen. Wir merken es, die Seele möchte fort, und der Unglaube heißt sie an der Scholle haften. Je weniger der Mensch dem Glauben sein Herz erschließt, desto enger wird es. Und ich rufe alle die großen Geister, vor denen wir uns willig beugen, was Denken und Fühlen anlangt, zu Zeugen auf, damit sie uns bezeugend zurufen: Wo ich glaubte, da war ich ein Herr aller Dinge, wo ich nicht glaubte, da wurde mir die Weite so eng und die Ferne so trüb!