10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Lukas 1,74

"daß wir, gerettet aus der Hand unserer Feinde, ohne Furcht ihm dienen sollen"

Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"... ohne Furcht unser Leben lang."

Welche schroffen Gegensätze! Ohne Jesus Sklaven der Todesfurcht unser Leben lang, und dazwischen all die kleinen Nebengötzen der Furcht: Sorge, Ängstlichkeit, Gedrücktheit, bange Spannung des Augenblicks. Und dann kam die Wasserscheide; jetzt geht's mit dem Antlitz ihm zugewendet, den unsere Seele liebt: ohne Furcht unser Leben lang! Wir brauchen in Augenblicken, wo die alte Furcht ihre Fangarme nach uns ausstreut, uns nur zu besinnen darauf, dass Er uns liebt, dass Er uns nahe ist, dass nichts uns schaden kann, und der törichte Alpdruck weicht. Vor wem sollte uns denn grauen? Ist Jesus denn nicht derselbe? Der Nahe, Barmherzige, Freundliche, der sich um uns kümmert wie ein Vater um sein Kind. Furcht ist nicht in der Liebe, Furcht ist stets ein Symptom einer Seelenverstimmung. Je kindlicher wir uns dem nahen Heiland anvertrauen, desto völliger treibt die Freude an ihm alle Furcht aus. Furcht ist die Folge der kleinen Blicke in die irdischen Dinge. Sobald wir den großen Blick tun in die herrliche Zukunft der Kinder Gottes, ist die Furcht verscheucht. Nein! Furcht ist eine Stimmungssache. Gib deine verstimmte Harfe in die Hände des Meisters: der wird neue Saiten des Dankens und Lobens aufziehen.

So bitten wir dich, Herr Jesus, tue dein Werk an der Harfe unseres Herzens. Sie soll und muss doch klingen für dich! Unreine Nebentöne stören. Mach uns still und klar, tief und froh zugleich durch deine starke Hand. Amen.


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Gott hat uns gegeben, dass wir, erlöst von der Hand unserer Feinde, ihm dienten unser Leben lang in Heiligkeit und Gerechtigkeit, die ihm gefällig ist."

Zwei Worte treten uns in dieser Stelle nachdrücklich entgegen: Erlöst sein und dienen. Wir lernen daraus:

1. Wenn wir Gott dienen wollen, müssen wir zuvor erlöst sein. Wir sind von Natur in der Hand unserer Feinde. Unser angeborenes, sündiges Wesen, Satan mit seinen bösen Geistern, die Welt mit ihren Zaubermitteln, das sind fürwahr gewaltige Feinde. Aber der Held aus Judas Stamm, den der alte Zacharias in seinem Lobgesang ankündigte, ist gekommen und hat uns aus der Hand dieser Feinde erlöst. Erlöst, erlöst! tönt es durch die Himmel und schallt wider im Herzen derer, die im Glauben diese Botschaft annehmen.

2. Wenn wir erlöst sind, so sollen wir dem Erlöser dienen, sagt uns unser Wort weiter. "Lass mein Volk, dass es mir diene!" so lautete der Befehl Gottes an Pharao. Das Volk Gottes ist erlöst vom Dienst des Bösen und tritt in den Dienst des besten, gnädigsten Herrn. Das ganze Leben der Erlösten darf ein fortgesetztes Stehen im Dienste Jesu, ein Wandel in Heiligkeit und Gerechtigkeit sein. So nennt sich Paulus, der große, freie Apostel, stets mit besonderer Freude: ein leibeigener Knecht Jesus Christi.

Bin ich erlöst? Diene ich meinem Erlöser? Herr, mache mich ganz los von allem alten Wesen und lehre mich, wie ich Dir dienen kann in Wort und Werk und allem Wesen.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
Zitate von Adolf Schlatter anzeigen

Feinde haben ist ein bitteres Los und Feinde hatte Israel, als Jesus geboren wurde, in Menge. Es war nicht unverschuldete Feindschaft; nun aber war sie mit allen ihren bitteren Folgen da. Durch die Völker flutete ein Strom von Hass, der auf die Judenschaft Verachtung türmte. In Jerusalem hatte der König eine Zwingburg mit hochragenden Türmen gebaut, sein Schutz vor dem im Volk gegen ihn tobenden Hass. Die Priesterschaft war in wild gegeneinander kämpfende Parteien zerrissen und die Spaltung entzweite das ganze Volk. So hatte jedermann Feinde in Menge. Was wendet die Not und befreit von den Feinden? „Wir sind erlöst aus der Hand unserer Feinde“, jubelt Zacharias. Denn nun ist Christus bei uns. Die Schmach ist vergangen; Christus ist unsere Ehre. Der Hass ist ausgelöscht; wo Christus ist, stirbt der Hass. Das Rauben und Verderben hat ein Ende; wo Christus ist, verkriecht sich das in uns hausende Raubtier, das gierige und unersättliche, das plündern und morden will. Nun können wir Gott dienen ohne Furcht. Mit bebendem Herzen Gott dienen ist noch kein würdiger Gottesdienst. Die Furcht zwingt unseren Blick, dass er nach dem Fein spähe und auf die bedrohenden Gefahren achte. Wie sollen wir in solcher Lage Gott mit ganzem Herzen dienen, wie es fertig bringen, dass sein Dienst unseren Blick zu ihm emporhebt? Nun ist aber Christus da. Das macht unseren Blick von jedem Zwang los und das Herz von jeder Teilung frei. Nun beten wir Gott mit ganzem Herzen an. Dir Furcht treibt in die Heimlichkeit; sie darf nicht laut reden; sonst erweckt sie den Widerspruch. Nun aber ist Christus da. Jetzt schallen unsere Lieder und wir preisen Gottes Namen laut.

Die gefährlichen Feinde, o Jesus, sind in mir selbst daheim. Dein Werk ist es, dass ich dennoch ohne Furcht Gott dienen darf mein Leben lang, ohne Furcht vor meinem Fall; denn Du heilst; ohne Furcht vor meiner Schuld; denn Du versöhnst; ohne Furcht vor meinen schwankenden Gedanken; denn Du schaffst Glauben; ohne Furcht vor meiner lieblosen Eigensucht; denn Du erweckst die Liebe. Ohne Furcht Gott dienen dürfen, Herr, das ist Dein Heilandswerk. Amen.