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Predigten zu Lukas 2,38

"Und sie trat zu derselben Stunde herzu, lobte den Herrn und redete von ihm zu allen, welche auf Erlösung warteten in Jerusalem."

Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Alle, die zu Jerusalem auf Erlösung warteten."

Still und verborgen, inmitten eines in oberflächlicher Gesetzeserfüllung dahinlebenden Volkes, war ein kleines Häuflein solcher, die sich nach etwas Besserem, nach der Erlösung sehnten. Sie sehnten sich nicht nur danach; sie warteten gläubig darauf. Da war der edle Greis, Simeon, der die Gewissheit empfangen hatte, seine Augen würden den Heiland sehen. Da war die gottgeweihte Hanna, die nimmer vom Tempel wich und nun die Erste wurde, die frohe Kunde den Genossen zu bringen. Gewiss gehörten die Hirten auf Bethlehems Gefilden auch zu der kleinen Schar, samt Joseph und Maria, Zacharias und Elisabeth und anderen, deren Namen vor Gott kund waren. Sie alle trugen das Gepräge der Wartenden.

Eine schöne, selige Bezeichnung! Ihr Warten war gestützt auf Gottes Verheißung, darum hielt es stand. Darum auch wurde es gekrönt. Darum ließen sich die Leute auch nicht irre machen, als die Erfüllung anders aussah, als sie sich's wohl vorgestellt hatten.

Auch heute hat der Herr seine Wartenden. Denn den Erlösten ist eine neue, vollkommenere Erlösung verheißen, wenn der erstmals Erschienene zum zweiten Mal erscheinen wird, um seine bluterkaufte Gemeinde heimzuholen. - Gehöre ich zu dieser wartenden Schar? Zeugt meine Gesinnung und mein Wandel davon?

O, lehre mich dienend Deiner warten, und wartend Dir dienen. Mach mich los von den Dingen dieser Erde und binde mich an Dich mit sehnendem Verlangen!


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Das war die Stunde, die Gott der Hanna schon lange zugedacht hatte. Die Maria trägt ahnungslos das Kind Jesus in den Tempel. Sie weiß nicht, dass das die Gottesstunde für die alte Hanna ist. Die Gottesstunde, wo Gott der Hanna den Heiland zeigt und schenkt und offenbart. Die Stunde, wo Gott dieser treuen Magd die letzte Tür aufschließt, dass sie eingehen darf als Kind Gottes, wo die Gnade sie umfängt.

O diese Stunde, die Gott einem Menschen bereitet, wo Er einem Menschen selber die Tür zum Himmelreich öffnet! Die Hanna hat demütig auf die Stunde gewartet und sich nach ihr ausgestreckt. Sie war also gerüstet und bereit für diese ihre Gnadenstunde.

Der Erweckungsprediger Henhöfer, der im vorigen Jahrhundert wirkte, brachte einmal dafür ein drastisches Beispiel. Damals gab es noch keine Eisenbahnen. Einmal am Tag fuhr die Postkutsche. Die steht bereit und wartet auf Fahrgäste. Da kommen ein paar rechtzeitig und steigen ein. Jetzt muss der Postillion eigentlich abfahren. Aber er denkt: Vielleicht hat sich einer verspätet. Also macht er langsam. Er nimmt dem Pferd die Decke ab. Richtig, da kommt einer gelaufen.

Jetzt setzt sich der Postillion auf den Bock. Da kommt noch einer gerannt und steigt ein. – Der Postillion zögert. Er nimmt sein Horn und bläst noch ein Stücklein. Dann fährt er ab. Kaum ist der Wagen zum Stadttor hinaus, kommen noch zwei gerannt. Sie hatten sich in der Stadt aufhalten lassen. Da stehen sie nun. Die Post ist weg. Es ist zu spät.

So ist es mit dem. Gnadenwagen deines Heilandes! Er wartet lange auf dich. Er zögert deine Stunde hinaus, so lange Er kann. Aber es kann auch zu spät sein. Die Hanna war bereit zu ihrer Stunde. Erkenne die Zeit, darin der Herr dich heimsucht! Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Früher einmal heißt es von dieser Hanna: „Sie diente Gott mit Beten und Fasten Tag und Nacht." Das klingt wie ein Seufzen. Es war ein Ringen um Gott. Da war die tägliche Furcht vor Ihm. Es war die Angst, man könnte Ihm missfallen und verloren gehen. Ja, viel Tränen und Furcht stehen hinter diesem ernsten Gottesdienst. Wie anders heißt es jetzt! „Sie pries den Herrn."

Jetzt hat sie gelernt: Ich kann meine Seligkeit nicht schaffen und verdienen. „… es ist doch unser Tun umsonst / auch in dem besten Leben." Aber – so weiß jetzt Hanna – der Herr Jesus, den ich da gefunden habe, der hat mir mein Heil und meine Seligkeit frei und aus Gnaden gebracht.

Das heißt ja glauben: Man schaut nicht mehr auf sich, nicht auf seine Tüchtigkeit und seine guten Werke – auch nicht auf sein Elend und seine Sünde. Man schaut auf den Heiland, den Erlöser und Seligmacher, und preist Gott.

Es gibt viele so genannte Christen, die kommen innerlich nicht weiter, weil sie immer bei sich selbst stehen bleiben, weil sie immer wieder sich ansehen, Gelingt es ihnen ein wenig, den Willen Gottes zu tun, dann werden sie gleich stolz und sicher. Hat es aber eine Niederlage in ihrem Leben gegeben, dann sind sie verzweifelt. Die Bibel jedoch lehrt uns (Römer 4, 5): „Dem aber, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit."

Ein Liederdichter sagt: „Wenn ich mich selbst betrachte / so wird mir angst und weh. / Wenn ich auf Jesum achte / so steig ich in die Höh'. / So freut sich mein erlöster Geist / der durch des Lammes Wunden / gerecht und selig heißt." Lasst uns täglich den Herrn preisen, dass wir Verlorenen einen Heiland haben. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Wenn jemand irgendeine Kleinigkeit entdeckt hat, dann nennt ihn die Welt schon einen „glücklichen Finder". Wie viel mehr ist der ein glücklicher Finder, der in Jesus seinen Herrn und Heiland gefunden hat!

Die Hanna, von der Lukas uns erzählt, gehört zu diesen glücklichen Findern. An ihr wird uns in ein paar Strichen gezeigt, woran man die glücklichen Finder des Heilandes erkennt. „Sie pries den Herrn." Die Welt preist anderes. Sie rühmt Menschen. Menschen rühmen sich selbst. Bei den Ausgrabungen in Babylonien hat man alte Königsschlösser gefunden. Dort haben die Könige ihre großen Heldentaten an den Wänden der Säle aufgezeichnet. Das ist typisch für die Art der Welt.

Wer in Jesus seinen Heiland gefunden hat, der preist den Herrn. Dem ist es ein täglich neues Wunder, dass der Herr mit armen Sündern Geduld und Erbarmen hat; dass „Er seines eigenen Sohnes nicht hat verschonet, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben."

Weiter heißt es von der Hanna: „Sie redete von Jesus zu allen, die da auf die Erlösung zu Jerusalem warteten." Ob das wohl viele waren? Wohl kaum! Es sind immer nur wenige, die bereit sind für Gott. Aber im Reiche Gattes kommt es nicht auf die Zahl an. Den Wenigen konnte Hanna das Heil bezeugen, das durch Jesus kam. Es war sicher ein schlichtes Zeugnis. Aber an solchem Zeugnis erkennt man die „glücklichen Finder". „Wir können's ja nicht lassen, dass wir nicht reden sollten, was wir gehört und gesehen haben."

Sind auch in unserem Leben die Kennzeichen der glücklichen Finder? Amen.