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Predigten zu Lukas 3,7

"Er sprach nun zu den Volksmengen, die hinausgingen, um von ihm getauft zu werden: Otternbrut! Wer hat euch gewiesen, dem kommenden Zorn zu entfliehen?"

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Eine schade Rüge aus wohlmeinendem Herzen

"Ihr Otterngezüchte, wer hat denn euch gewiesen, dass ihr dem zukünftigen Zorn entrinnen werdet?"

Überaus scharf, ja abstossend klingen die Worte des Täufers. Ist das Liebe? Nicht schmeichlerische Liebe, die den Leuten nach dem Sinn und nach dem Mund redet. Es ist die Lebe, die einen, der im Begriff ist, in den Abgrund zu stürzen, packt und unsanft wegreißt. Es ist die Liebe der Wahrheit. Die Wahrheit wird in der Bibel mit dem Salz verglichen. Das Salz brennt, wenn es auf eine wunde Stelle kommt. Die Wahrheit hat eine scharf geschliffene Spitze aus dem Mund unbestechlicher Zeugen. - Es war kein Schimpfwort, wenn Johannes die Pharisäer, also die Frommen in seinem Volk, Otterngezüchte nennt. Es war einfach der Ausdruck der tatsächlichen Wirklichkeit. Die giftige Otter ist dem äußeren Anblick nach ein kleines, unscheinbares, harmloses Geschöpf. Aber sie hat einen Giftzahn, der einen Tropfen der tödlichen Flüssigkeit in die Wunde träufeln lässt. Das hat sich bei den Pharisäern, Schriftgelehrten, Priestern und Hohenpriestern nur zu sehr bestätigt. Sie, die geistlichen Führer und vermeintlichen Vorbilder der Frömmigkeit, waren von einem wahrhaft satanischen Hass gegen den Herrn Jesus erfüllt. Sie ruhten nicht, bis sie ihn in den Tod gebracht hatten. Die äußerlich Frommen, die sich nicht wirklich bekehren wollen, sind schlimmer als ausgesprochene Weltmenschen. Sie sind bitterböse. Dies sieht man an Judas, dem Verräter. - Die frommen Leute zur Zeit des Täufers fühlten sich so sicher, dass man hätte denken können, sie hätten den Weg gefunden, der vor dem künftigen Gericht bewahrt. "Wer hat euch den Weg gezeigt?" fragt Johannes. Niemand! Und doch beschleicht sie nicht die geringste Sorge um die Zukunft. So verblendet ist der Mensch, solange er noch unbekehrt ist. Die Frommen, die sich wirklich bekehrt haben und zu einer gründlichen Herzenserneuerung gelangt sind, sind ihrer Sache oft nicht so sicher wie die Unbekehrten. Manchmal ergreift sie die Sorge, ob sie wohl auch vor dem künftigen Gericht bestehen werden. Der unbussfertige Mensch geht so ruhig seinen Weg dahin, als ob ihm der Himmel sicher wäre. - Johannes hat diesen sicheren Leuten das furchtbare Schicksal, das ihrer wartet, mit dürren Worten vor Augen gestellt. Es ist der zukünftige Zorn, das Feuer des göttlichen Gerichts. Zugleich hat er ihnen alle Trostgründe, mit denen sich der unbekehrte Mensch gern beruhigt, hinweggenommen. "Wir sind ja keine Heiden! Wir gehören zu dem auserwählten Volk!" Wohl stammten sie von Abraham ab. Aber sie waren nicht Kinder seines Geistes, seines Glaubens. Sie meinten, sie seien für Gott sozusagen unentbehrlich. Aber Gott kann aus Steinen echte und wahre Kinder Abrahams erwecken.

- Die wahren Freunde sind nicht die, welche uns angenehm und wohltuend berühren. Es sind die, die uns im Augenblick wehtun und uns schmerzliche Stiche versetzen. Sie bewahren uns, dass wir nicht dem ewigen Tod verfallen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Wie wohltuend sanft ist eine moderne Predigt gegenüber dieser schrecklichen, leidenschaftlichen Rede! „Schlangenbrut! Wer hat euch den Wahn beigebracht, daß es keinen Zorn Gottes und keine Hölle gäbe?!"

Allerdings weiß ich auch keinen Prediger der letzten Jahrhunderte, der nur annähernd solch eine gewaltige Wirkung ausgeübt hätte wie dieser Johannes. Das kommt daher: Diese furchtbaren Worte kamen nicht aus seinem Temperament, sondern sie wurden im Auftrag Gottes gesprochen. Es heißt: „Da geschah der Befehl des Herrn zu Johannes in der Wüste . . . " Und weil es also Gottes Worte sind, haben sie eine ewige Geltung. Wir sollten es aufgeben, den Johannes als einen originellen Redner anzusehen, wo doch Gott es uns jetzt zuruft: „Schlangenbrut! Wer hat euch den Wahn beigebracht, daß ihr nicht verloren gehen könntet? Tut rechtschaffene Früchte der Buße!"

Da legt Gott den Finger auf das in unserm Leben, was vor Seinen Augen nicht in Ordnung ist. Er reißt die Verbände und schützenden Hüllen ab, hinter denen wir unsere Wunden verbergen. Wollen wir auf Ihn hören? Wissen, wir, was Er meint? O ja, wir wissen es! Wir stehen vor der großen Entscheidung, ob wir jetzt unser Leben in das Licht bringen wollen. Amen.